Bottrop. Dürfen Schüler Jogginghosen tragen und Schülerinnen im Mini-Rock im Unterricht erscheinen? Die Bottroper Schulen haben teils klare Regeln.

Die Frage nach angemessener Kleidung in Schulen ist aktuell mal wieder ein heiß diskutiertes Thema. Nicht zuletzt das kürzlich erlassene Jogginghosenverbot einer Sekundarschule im rheinisch-bergischen Wermelskirchen, hat das Diskussionsthema erneut an die Oberfläche befördert. An einigen Bottroper Schulen gelten klare Regeln für die angemessene Kleiderwahl.

„Die Schule ist ein Arbeitsplatz“: Bottroper Realschule setzt strenge Regeln

Die langsam steigenden Temperaturen sorgen in den meisten Bottroper Schulen nicht nur für stark aufgeheizte Klassenräume im Sommer, sondern auch für immer kürzere Kleidung der Schülerinnen und Schüler. Einige Bottroper Schulen sehen diese Kleiderauswahl der meist älteren Schüler jedoch mit einem sehr kritischen Blick.

„Ja, es gibt Regeln zur angemessenen Schulbekleidung“, sagt Maria Stolte-Enck, Schulleiterin der August-Everding Realschule in Bottrop. Diese Kleiderordnung der Schule gelte jedoch sowohl für Schüler als auch für das Lehrpersonal, betont sie. Mit Verweis auf das Schulgesetz des Landes NRW betreffen diese Regeln zur Schulbekleidung in erste Linie Kleidungsstücke, die durch politische oder religiöse Aussagen den Schulfrieden gefährden würden, so Maria Stolte-Enck.

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Doch die Bottroper Realschule geht noch einen Schritt weiter. Denn verzichten müssen die Schüler auch auf Croptops, also bauchfreie Oberteile, oder Hotpants. Die Schüler sollen lernen, dass die Schule für sie wie ein Arbeitsplatz sei, der eine angemessene Kleiderwahl voraussetze, erklärt die Schulleiterin weiter. Und auch Jogginghosen fallen diesem Leitfaden zum Opfer. „Die Schüler werden über die Regeln aufgeklärt, ermahnt und bei wiederholtem Fehlverhalten nach Hause geschickt“, sagt Maria Stolte-Enck zum Umgang mit Regelverstößen.

Auf Jogginghosen und kurze Kleider verzichten? Bottroper Schüler sind zwiegespalten

Doch der strenge Umgang mit der Frage danach, welche Kleidung in der Schule angemessen ist und welche nicht, stößt bei Bottroper Schülern auf geteilte Meinungen. „Ich trage selber gerne Jogginghosen, auch zur Schule. Ich finde es nicht gut, dass manche Schulen das verbieten“, sagt der 14-Jährige Tim von der Marie-Curie-Realschule. Er findet, dass es die persönliche Entscheidung der Schüler sei, was sie tragen möchten. „Da sollten die Lehrer nichts gegen sagen dürfen“, macht er deutlich.

Doch auch von Seiten der Schüler gibt es Befürworter der Kleiderregeln. „Wenn wir zu kurze Kleider tragen, dann werden wir nach Hause geschickt und müssen uns umziehen“, erzählt die 16-Jährige Michelle. Sie selber sei hiervon jedoch noch nie betroffen gewesen. „Ich finde es gut, dass es Regeln gibt und die Klamotten im Sommer nicht zu kurz sein dürfen“, sagt sie weiter. Doch die strengeren Regeln, die sie bei kurzen Kleidern und tiefen Ausschnitten gut findet, seien bei Jogginghosen zu weitgreifend.

Auch an der Gustav Heinemann Realschule werden kurze Röcke und Kleider nicht gerne gesehen.
Auch an der Gustav Heinemann Realschule werden kurze Röcke und Kleider nicht gerne gesehen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Schule sieht Eltern in der Pflicht: „Die Eltern lassen ihre Kinder so aus dem Haus“

Und auch andere Schulen in Bottrop gehen beim Thema Jogginghose und Co. ihren eigenen Weg. „Bei uns steht kein Verbot von Jogginghosen oder kurzen Kleidern in der Schulordnung“, sagt die Schulsekretärin der Gustav Heinemann Realschule in Bottrop. Ansprechen würden die Lehrer die Schüler dennoch, erklärt sie. Konsequenzen gebe es beim Tragen von Jogginghosen, bauchfreien Oberteilen oder knappen Röcken zwar keine, doch bei viel zu kurzer Kleidung müssten die Eltern ihren Kindern dennoch neue Kleidung in die Schule bringen.

„Die Eltern sind dann selber oft geschockt, was ihre Kinder tragen. Ein zweites Mal passiert das dann nicht“, weiß die Sekretärin. Das seien aber nur Ausnahmen, vielleicht zwei Mal im letzten Jahr sei dies der Fall gewesen, schätzt sie. Sie sehe die Aufgabe der Schule vielmehr darin, die Schüler vor Gefahren zum Beispiel auf dem Heimweg zu warnen und sie zu schützen, statt zu bestrafen. In erster Linie sehe sie hier die Eltern in der Pflicht: „Die Eltern lassen ihre Kinder so aus dem Haus, sie sind also auch dafür verantwortlich was die Kinder zur Schule tragen. Die meisten Eltern haben da aber zum Glück auch ein Auge drauf.“

Keine feste Kleiderordnung: Kirchhellener Gymnasium nur wenig betroffen

In Kirchhellen sei die Problematik rund um unangemessene Kleidung hingegen kaum ein Thema, sagt Dirk Willebrand, Schulleiter des Vestischen Gymnasiums Kirchhellen. „Wir haben den Vorteil, dass unsere Schüler fast immer ordentlich angezogen zur Schule kommen“, so Willebrand. Daher bestehe auch keine Notwendigkeit eine feste Kleiderordnung an der Schule zu etablieren.

Dennoch komme es auch am Vestischen Gymnasium hin und wieder dazu, dass Schüler Jogginghosen oder unangemessene Oberteile tragen würden, sagt der Schulleiter. „Wir gehen dann auf die Schüler zu und suchen das Gespräch. Wir machen sie auf die unangemessene Kleidung aufmerksam und fragen sie, wie sie es finden würden, wenn ihr Gegenüber sich unangemessen kleidet.“