Bottrop. Ruhe kennt Gerrit Bürger nicht. Seit der Eröffnung des „ProfiTier“-Marktes in Bottrop hat er mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen.

Corona, Krieg, Inflation: Seit Gerrit Bürger im Oktober 2021 seinen „ProfiTier-Markt“ im Fuhlenbrock eröffnet hat, hat er schon mehr erlebt als manche Geschäftsleute in Jahrzehnten zuvor. „Die ruhigste Phase war eigentlich die, in der wir den Laden aufgebaut und vorbereitet haben. Und da waren wir teils 20 Stunden pro Tag hier“, sagt der 38-Jährige schmunzelnd.

Der Eröffnungstermin fiel in den Aufgalopp zum vorletzten Corona-Winter. „Wir hatten viele Lieferengpässe. Ich war aber optimistisch, dass Corona langsam abflauen und die Normalität zurückkehren würde.“ Nun, 2023, ist das eingetreten. Allerdings hat Bürger, genau wie alle anderen Unternehmer, seit Februar vergangenen Jahres auch noch mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zu kämpfen. Lieferengpässe werden verstärkt, Produktionskosten steigen und der Bottroper muss teurer einkaufen.

Bottrop: Nicht nur beim Endprodukt – Bürger erklärt Preissteigerungen

Das bleibt auch dem Endverbraucher nicht verborgen. „Ich achte darauf, Preiserhöhungen immer erst dann umzusetzen, wenn ich den Lagerbestand auch zum neuen Preis auffüllen musste“, sagt er. Dabei gehe es nicht nur um die Produkte selbst, erläutert Bürger. „Durch die trockenen Sommer haben wir etwa Probleme, Frischfleisch zu bekommen. Lämmer brauchen feuchte Wiesen zum Grasen. Wenn es die nicht gab, mussten Futterproduzenten, etwa aus Irland, Grünfutter teuer einfliegen lassen.“

Auch an anderen Stellen der Produktionskette hätten die Preise merklich angezogen. „Die Dosenpreise sind in die Höhe geschossen, weil offenbar beliebte Produktionswerke in der Ukraine standen. Auch die Preise für Schiffscontainer, in denen etwa Spielzeuge transportiert werden, sind teilweise um das Sechsfache angestiegen“, führt der 38-Jährige aus.

„ProfiTier-Markt“ in Bottrop: Kein Futter mit zugesetztem Zucker

Und dann sind da noch die mehr als eine Million Haustiere, die sich die Deutschen während der Corona-Pandemie zugelegt haben. „Auch die wollen versorgt werden, weshalb die Nachfrage nach Gütern größer ist.“ Somit seien die Hersteller einmal mehr damit konfrontiert, neue Vertriebswege aufzutun. „Am Ende spielen viele Faktoren zusammen, die leider ein großes Minus in der Kasse des Kunden erzeugen. Die haben mir gegenüber zwar Verständnis, fragen mich aber auch, ob das wirklich alles am Krieg liegen kann. Da muss ich leider sagen: ,Ja.’ Die Ukraine ist mit Blick auf Fläche und Produktvielfalt unter Normalbedingungen ein starkes Exportland.“

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Gleichwohl sei es herausfordernd, die Kunden von vergleichsweise teureren Produkten zu überzeugen. Bürger führt beispielsweise nur bestimmtes Tierfutter. „Ich denke, dass man da lieber ein paar Euro mehr investieren sollte, anstatt später beim Tierarzt.“ Gängige Marken, wie etwa von Nestlé oder Mars produziert, stehen beim “ProfiTier“-Markt nicht im Regal.

Bürger stören etwa zugesetzter Zucker oder Pheromone, die die Tiere anlocken und zum Fressen animieren sollen. „Ich möchte das Futter nicht bewerten und per se sagen, dass es schlecht ist. Einige Hersteller werden unseren Kriterien aber eben nicht gerecht, weshalb wir ihre Produkte nicht führen. Für andere mag das dagegen der richtige Weg sein.“

Bottrop: Bürger hat seinen Kundenstamm aufgebaut – auch aus anderen Städten

Bereits kurz nach der Eröffnung hatte unsere Redaktion Bürger einen Besuch abgestattet. Auf 400 Quadratmetern bietet der Bottroper von Hundeleinen, über Kratzbäume für Katzen, Futter und diverses Spielzeug eine breite Palette für Haustiere und ihre Besitzer. „Seitdem haben wir im Nagetierbereich noch einmal deutlich zugelegt. Wir haben mit der Zeit durch unsere Kunden gelernt, was sie haben wollen und versuchen, dem nachzukommen.“ So hat er etwa Hütten, die die Tiere „mitessen“ können und Unterschlüpfe aus Ton, in denen es im Sommer kühl ist, im Angebot.

Auch bei den Kauartikeln hat der Bottroper in den vergangenen eineinhalb Jahren noch einmal nachgelegt. „Wir achten darauf, dass die komplett naturbelassen und auch möglichst regional sind. Wir beziehen vieles aus Deutschland und der EU, Importware aus Fernost haben wir kaum“, erklärt Bürger. Im Laden hat er ein großes Regal aufgebaut, an dem die Besitzer von Hunden aller Größen und Altersklassen fündig werden. Das habe sich rumgesprochen, ergänzt Mitarbeiter Tobias Kuhr. „Wir haben Kunden aus umliegenden Städten, wie Oberhausen oder Essen, die extra wegen unserer Kauartikel kommen.“

Gerrit Bürger (links), Tobias Kuhr und Hündin Shady zeigen den Eingangsbereich des Bottroper ProfiTier-Marktes.
Gerrit Bürger (links), Tobias Kuhr und Hündin Shady zeigen den Eingangsbereich des Bottroper ProfiTier-Marktes. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Kuhr ist ein Gesicht der erfolgreichen Anfangszeit. Schon zu Beginn hatte Bürger geplant, sich nach gutem Start Verstärkung zu holen. Seit Dezember 2022 ist der 35-Jährige nun im „ProfiTier-Markt“ angestellt. Für ihn ein optimaler Job. „Mir war wichtig, dass ich meine Hündin Shady mit zur Arbeit bringen kann.“ In Bürgers Geschäft geht das. Mittlerweile ist der schwarze Labrador ihr Ladenhund und verstehe sich sowohl mit menschlichen als auch tierischen Besuchern gut, bekräftigt er.

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Und davon kommen einige. „Als ich den Laden eröffnet hatte, wusste ich, worauf ich mich einlasse. Unter den Umständen bin ich mit dem Start sehr zufrieden. Ich liebe Tiere und kann hier meine Leidenschaft leben“, sagt Bürger, der mit seiner Frau Melanie selbst Tiere zu Hause hat. Nach fast 20 Jahren im Maschinenbaubereich hat er sich 2021 beruflich noch einmal umorientiert. Und bereut es bis heute nicht.

Der „ProfiTier“-Markt befindet sich im Fuhlenbrock 152-154. Zu Ostern soll es eine Rabattaktion geben, kündigt Bürger an.