Bottrop. Tanzschulchef Peter Frank will Tanzleiterinnen für Senioren ausbilden. Das Interesse ist groß, denn Experten wissen: Musik bewegt die Seele.

In vielen Berufen im Seniorenbereich gehört es zum Arbeitsalltag, auch an Wochenenden im Job zu sein. Aber selten hat man dabei so viel Spaß wie beim Schnupperkurs „Erlebnistanz für Senioren“ am letzten Samstag in der Tanzschule Frank. Insgesamt 20 Teilnehmerinnen traten an, um sich über die Grundausbildung zur Tanzleiterin für Senioren zu informieren.

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Geboten wurde ein komprimiertes Programm aus Informationen, theoretischem Input und praktischen Übungen. Zur Schnupperstunde waren alle Interessierten willkommen, aber die meisten Teilnehmerinnen kamen aus den Berufsfeldern Pflege, Sport, Bewegung.

Bewegung zur Musik geht auch im Sitzen: eine der Übungen bei der Infoveranstaltung zum Seniorentanz.
Bewegung zur Musik geht auch im Sitzen: eine der Übungen bei der Infoveranstaltung zum Seniorentanz. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

So auch Kerstin Schulz-Berghaus aus Bottrop. Sie ist Motopädin und in einem Wohnheim tätig. Die Veranstaltung besucht sie allerdings nicht um sich zu informieren, sondern um sich als Anleiterin zu erproben. Seit einem Jahr absolviert sie die Ausbildung zur Tanzleiterin beim Landesverband und zeigt ihr Können als Anleiterin, indem sie mit den Newcomern eine Choreografie erarbeitet. Und das kommt bei den Teilnehmerinnen gut an.

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Überhaupt stößt das Schnupperprogramm auf äußerst positive Resonanz. Nicole Schober ist Gesundheitssportlehrerin mit dem Schwerpunkt Sturzprophylaxe. „Es hat mich Überwindung gekostet mich anzumelden“, gibt die Dorstenerin zu, „denn eigentlich ist Tanzen nicht so mein Ding.“

Was sie veranlasst hat, sich auf die Veranstaltung einzulassen? Sie hat festgestellt, dass viele Senioren über Musik besonders gut aktivierbar sind. Selbst Heimbewohner, die sonst kaum Motivation aufbringen, reizt ein musikalisches Programm fast immer. „Und deshalb könnte die Ausbildung zur Tanzleiterin für mich eine gute berufliche Ergänzung darstellen,“ hofft sie.

Bottroperin sagt: „Mein Ziel ist es, die Seele zu bewegen“

Diese Einschätzung kann Kerstin Schulz-Berghaus nur bestätigen. „Sehr viele unserer Bewohner sind dement. Sie leiden oft unter starker Bewegungsunruhe, wirken ziellos und getrieben. Da kommt es vor allem darauf an, sie emotional zu erreichen. Mein zentrales Ziel ist es die Seele zu bewegen. Wenn das gelingt, lässt die Unruhe nach, alle richten ihre Aufmerksamkeit auf die Musik und die Choreografie. Das sind dann Momente geteilter Freude, die auch in mir Zufriedenheit auslösen.“

Peter Frank, selbst Arbeitskreisleiter beim Bundesverband, unterfüttert diese Praxisberichte mit theoretischem Input: „Obwohl einem als Erstes beim Thema Tanzen natürlich Begriffe wie Beweglichkeit, Koordination und Schrittkombinationen in den Sinn kommen, spielen eine Menge weitere Aspekte eine wichtige Rolle. Zu nennen sind hier zum Beispiel Konzentration, Orientierung im Raum, Erinnerungsvermögen und vor allem soziale Begegnung. Damit werden für Seniorinnen und Senioren wichtige Alltagskompetenzen wachgerufen und trainiert, und zwar ohne jeden Leistungsdruck, mit Spaß und Entspannung.“

Und die beiden Kursteilnehmerinnen weisen ergänzend darauf hin, dass gerade deshalb neben klassischen Formaten wie Kreis- und Reihentanz auch Angebote für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen großen Anklang finden. Beim Bundesverband Seniorentanz gibt es deshalb Fortbildungsmodule für das Tanzen mit Rollator und sogar Tanzen im Sitzen. Nach dem Schnupperkur steht für die Kursteilnehmer fest: Bewegung zur Musik kennt keine Altersbegrenzung.