Bottrop. Im November lernten Bottrops Schüler die richtige Reanimation nach einem Herzstillstand. Die Zahl der Trainingseinheiten ist beeindruckend.
Mal ehrlich, wissen Sie wie man einen Menschen bei einem Herzstillstand reanimiert? Nein? Dann heißt es für Sie „Setzen, sechs“. Wie man qualifiziert reanimiert, wissen aber jetzt im Notfall hunderte Bottroper Schülerinnen und Schüler. Im November haben neun weiterführende Schulen, sechs Grundschulen und eine Förderschule an dem Projekt „Hand aufs Herz“ teilgenommen.
Bei der Abschlussveranstaltung im Lichthof des Berufskollegs verkündete Sportif, eine gemeinsame Initiative der Bezirksregierung Münster, des Sport- und Bäderbetriebs und des Bottroper Sportbundes, das Ergebnis. Das Ziel waren 1170 durchgeführte Reanimationstrainings. Diese Zahl wurde locker überboten. Am Ende meldeten die teilnehmenden Schulen insgesamt 5251 Einheiten. „Ein sensationelles Ergebnis“, wie Michael Schön, Berater im Schulsport bei der Bezirksregierung, findet.
Herzstillstand: Erinnerungen an den dänischen Fußballer Christian Eriksen
Die Lehrerinnen und Lehrer, die die Reanimationstrainings durchführten, wurden im Vorfeld durch Prof. Dr. Antje Gottschalk und Dr. Gunther S. Joos (beide Universitätsklinikum Münster) geschult. Die Schulen organisierten letztlich in Eigenregie das Training vor Ort zum Beispiel im Sportunterricht in der Turnhalle.
„Ein Herzstillstand kann jeden treffen und überall passieren“, sagte Michael Schön und erinnerte in dem Zusammenhang an den dänischen Nationalspieler Christian Eriksen. Die Bilder, wie der damals 29-Jährige während der Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Jahr plötzlich auf dem Spielfeld zusammenbrach und wiederbelebt werden musste, gingen um die Welt.
Aus Sicht von Michael Schön „darf der November nicht das Ende“ sein. Sein Wunsch: „Es muss weitergehen. Vielleicht können Schulen gute Multiplikatoren für dieses Thema sein.“ Weitere Schulen aus Bottrop hätten ihre Teilnahme für das nächste Jahr bereits signalisiert. „Wir sind auf dem Weg, aber noch lange nicht am Ende.“ Denn nicht nur Schüler und Lehrkräfte, sondern auch Eltern und Erziehungsberechtigte sollen für Reanimationstrainings sensibilisiert werden.
In Bottrop erleiden pro Jahr 100 Menschen einen Herzstillstand
Von dem Ergebnis und dem Engagement zeigte sich auch die anwesende NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) beeindruckt: „Die Befähigung, Leben zu retten, stärkt in einem erhebliche Maße das Selbstvertrauen von jungen Menschen. Ihr habt den Erwachsenen vieles voraus. Ihr könnt stolz auf euch sein.“ Sie wünscht sich, dass die Schüler den Mut haben, um im Notfall zu helfen.
Nach aktuellen Zahlen erleiden jährlich mindestens 50.000 Menschen in Deutschland einen Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses. Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben. Für 90 Prozent kommt jede Hilfe zu spät. In Bottrop sind laut städtischer Pressestelle circa 100 Menschen pro Jahr betroffen.