Bottrop. Der Autoveredler Brabus aus Bottrop hat einen Mercedes SL 300 restauriert. Der legendäre Flügeltürer wird nun in New York versteigert.

Ein Mercedes 300 SL, der legendäre Flügeltürer, ist ein Stück Automobilgeschichte. In den Hallen der Brabus Klassik-Abteilung wurden derartige Modelle schon häufiger mal restauriert und kamen mit Neuwagencharakter wieder heraus. Doch was jetzt die Hallen auf dem Eigen verlassen hat, ist nicht nur Automobil-, sondern auch Kunstgeschichte – sagt Brabus-Sprecher Sven Gramm. Erstmals überhaupt lässt Brabus deshalb nun einen seiner Oldtimer versteigern. Die Auktion startet am 11. November bei Sotheby’s in New York.

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Denn der Flügeltürer, der dort restauriert wurde, stand Modell für den Pop-Art-Künstler überhaupt – Andy Warhol. Der erhielt 1986 – man feierte 100 Jahre Automobil – von Mercedes Benz den Auftrag zu einer Reihe von Werken zu dem Thema. Erstes Motiv, dem Warhol sich widmete, war dann der Flügeltürer. Wobei: Der Künstler hat sein Modell nie in natura gesehen. Warhol hat sich für sein Werk auf eine Abbildung in einem Buch – „Frank Oliewski – „Seriensportwagen von 1945 - 1980“ – gestützt.

An den Felgen lässt sich erkennen, dass der Wagen Vorbild für Andy Warhols Werk war

Vor rund zwei Jahren, als Brabus den Wagen gekauft hat, war die Geschichte in Ansätzen bekannt. Die Bottroper Experten haben sich noch tiefer hinein vergraben und können nun tatsächlich auch belegen, dass der von ihnen restaurierte Automobilklassiker die Vorlage für Warhols Werk war. Ziel sei es gewesen, den Wagen so nah wie möglich wieder in den Originalzustand zu bringen, um eben dieses Stück Automobil- und Kunstgeschichte zu erhalten, erklärt Brabus-Geschäftsführer Constantin Buschmann in einem seiner Youtube-Videos zu dem Thema. Dafür haben die Mitarbeiter viele Details und Puzzlestücke zusammengetragen, aus denen sich ein entsprechendes Bild ergibt.

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Ein Beispiel seien die Felgen, sagt Sven Gramm. Der Wagen auf Warhols Werk ist mit besonderen Felgen ausgestattet, die nicht serienmäßig waren. Auch Kennzeichen und Fahrgestellnummer seien weitere Hinweise gewesen, so dass am Ende klar war: Der 300 SL in der Werkshalle war tatsächlich das Modell für Andy Warhols Werke. Oldtimer-Experte Ullrich Gauffrés habe sich da vor allem reingekniet und die Kollegen dann mit seiner Begeisterung angesteckt, erinnert sich Sven Gramm. Warhol selbst schien übrigens Spaß gehabt zu haben „alte Mercedesse“ zu malen, diesen Rückschluss lässt zumindest ein Tagebucheintrag zu.

Der Düsseldorfer Galerist Hans Mayer hatte damals den Kontakt zwischen Mercedes Benz und Andy Warhol eingefädelt. Auch der habe letztlich bestätigen können, dass es sich um besagten Wagen handele, sagt Sven Gramm. Damit war klar: „So eine Geschichte ist einzigartig, die kriegen sie nie wieder.“ Ein spezielles Gutachten bescheinigt nun auch diese Besonderheit in der Historie des Fahrzeugs.

Restaurierung in Bottrop dauerte fast zwei Jahre und 4500 Arbeitsstunden

Und so entstand die Idee, dieses einzigartige Fahrzeug bei Sotheby’s Sealed in eine Online-Versteigerung zu geben. Damit ist der Klassiker in bester Gesellschaft. Wurden über diese Plattform doch auch Ikonen wie der persönliche 300 SL des argentinischen Rennfahrers Juan Manuel Fangio versteigert.

Als Brabus den Wagen aus dem Nachlass der Vorbesitzer übernommen hat, brauchte er „definitiv etwas Liebe und Aufmerksamkeit“. So beschreibt Constantin Buschmann den damaligen Zustand. Fast zwei Jahre und 4500 Arbeitsstunden hat die Restaurierung des Wagens gedauert. Nun hat er – wie alle Brabus-Klassiker – den Neuwagencharakter.

Fragen zu Kaufpreisen oder Restaurierungskosten beantwortet Brabus nicht. „Es war sehr aufwendig und sehr teuer“, ist alles, was Sven Gramm sich entlocken lässt. Der Mercedes 300 SL wird aber grundsätzlich für mindestens eine Million Euro gehandelt, für einen 300 SL Roadster wurde 2018 ein Preis von 3.071.200 Euro gezahlt.

Bottroper haben das Auto und das Kunstwerk in Stuttgart zusammengebracht

Und wie es sich bei einem so besonderen Stück gehört, haben die Brabus-Experten vor der Versteigerung auch zu entsprechenden Events geladen. So haben sie den silbernen Klassiker nach Stuttgart ins Mercedes-Benz-Museum gebracht und ihn dort erstmals mit Warhols Werken – ,die Teil der Kunstsammlung des Unternehmens sind – zusammengebracht.

Auch in New York sind während der Versteigerung noch einige Events geplant. Bis zum 17. November können Automobilenthusiasten – oder Kunstsammler – ihr Gebot abgeben. Es handele sich um eine stille Auktion, erklärt Sven Gramm. Die Bieter erfahren also nicht, was andere bieten. Am Ende gilt, so Sven Gramm: „Wir hoffen, dass das Auto in besondere Hände geht, an jemanden, der es zu schätzen weiß, dass es eben auch Kunstgeschichte ist.“