Bottrop. Die Serie des Bottroper Fotografen Wolfgang Fröhling hat es nicht nur in taz, SZ oder den Pariser „Figaro“ geschafft. Auch das TV schaute vorbei.
Sein Revier ist das Revier – und Wolfgang Fröhlings ganz spezielle Ausschnitte aus Bottrop und der Region stoßen immer wieder auch überregional auf Interesse. Zuletzt hatte der Bottroper Fotograf mit seinen zweieiigen Zwillingen das, was man einen guten Lauf nennt.
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Für seine Serie „Doppelhaushälften“ im „Pixelprojekt“, der Sammlung fotografischer Positionen des Ruhrgebiets im Gelsenkirchener Wissenschaftspark, interessieren sich auf einmal nicht nur die Berliner „taz“ (immerhin auf einer Doppelseite), das Magazin der Süddeutschen Zeitung oder der Pariser „Figaro“. Das Online-Magazin „Colossal“ aus Chicago zeigt ebenfalls Fröhlings Serie über die alten Arbeiterhäuser wie die Fernsehsender WDR („Westart“) oder Pro7.
Wieso ausgerechnet Bottrop? Wieso Wolfgang Fröhling? „Ich glaube, das Pixelprojekt als Sammlung der Ruhrgebietsfotografie wird immer bekannter, die Region als sich immer noch weiter verändernde und Bottrop zuletzt durch das Ende des Bergbaus ist immer wieder Thema“, sagt der Fotograf, der in der Boy lebt. Die Doppelhaushälften, die er fast ausnahmslos im Bottroper Süden fand, liegen fast vor seiner Haustür. „Und sie erzählen eine Geschichte, vom Wandel, vom Umgang mit Historie, Denkmalschutz aber auch sich wandelnden Nachbarschaften, die durch Verkauf und Privatisierung auch auseinanderbrechen“, so Wolfgang Fröhling.
Die Akribie, mit der er vorgeht, wird da sichtbar. Es musste immer wieder der gleiche milchig-hellgraue Himmel sein, Autos durften den Blick auf die ungleichen Zwillinge nicht verstellen. So etwas braucht Zeit – und die nimmt sich Wolfgang Fröhling, vor allem seit er im Ruhestand nur noch einige Kurse an verschiedenen Hochschulen gibt.
Bottroper Fotograf ist immer noch sooft es geht in der Region unterwegs
Mit 69 Jahren ist er immer noch so oft es geht unterwegs auf Motivsuche. Es sind nicht nur Häuser, Industrieanlagen, Straßenzüge, die den Bottroper interessieren, wie am Wochenende in Ruhrort oder in Marl, sondern immer wieder die Menschen der Region und die Spuren, die sie hinterlassen.
Das darf dann ruhig schon mal Sperrmüll sein, der sich zuweilen mit allerhand Skurrilem auftürmt. Zurzeit ist er mit seiner Serie „Schalker Meile“ im „Pixelprojekt“ vertreten. Dafür hat er über Jahre die alte S04-Fan-Meile an der Kurt-Schumacher-Straße in der Nachbarstadt beobachtet. „Ein echter Wandel, nicht nur der Fan-Kultur, auch in der Sozialstruktur“, konstatiert der Fotograf.
Bottroper Fotograf zeit Szenen aus Gelsenkirchen
Viele Häuser dort seien inzwischen so genannte Problemhäuser, planlose Zuwanderung oft aus Südosteuropa habe dem alten Schalke ziemlich zugesetzt. „Sowas möchte man oft nicht sehen“, erzählt Fröhling. Sein Foto von einem wahrscheinlich Obdachlosen oder Betrunkenen vor einem Ticketshop sollte in Gelsenkirchen nicht gezeigt werden. „Viele Kneipen sind weg oder haben sich komplett verändert, die Fan-Szene hat sich im Grunde vor die Arena verlagert.“
In der Gelsen-Szene war er ebenso, wie in anderen Lokalen. „Ich war manchmal etwas blauäugig bei der Arbeit“, gesteht Wolfgang Fröhling. „Aus einigen Lokalen war ich mit meiner Kamera eher draußen, als ich mich überhaupt umsehen konnte, woanders war es echt nett und gemütlich“, so der Fotograf, der den Unterschied zwischen Hooligans, Ultras und anderen seither bestens kennt.
„Lokales zieht, auch in der Fotografie“, weiß Fröhling aus jahrelanger Erfahrung. Mit seiner Haldenserie „Bewegte Landschaften“ war er im renommierten Magazin GEO vertreten. Motive wie Toskana oder Orient zögen kaum noch. Seit jeder „knipst“ und „postet“, seien auch Bilder aktueller Ereignisse schneller im Netz und um die Welt, als man sich vor Jahren vorstellen konnte.
Die Schalker Meile und das Pixelprojekt
24 Bilderserien hat die sechsköpfige Jury um Pixelprojekt-Organisator Peter Liedtke (62) in diesem Jahr neu in die Sammlung aufgenommen. Seit der Premiere im Jahr 2003 sind mittlerweile 547 Serien von 326 verschiedenen Fotografinnen und Fotografen im gigantischen Fundus gelandet.
Die Schalker Meile ist noch bis 18. September in der 300 Meter langen Glasarkade im Gelsenkirchener Wissenschaftspark zu sehen. Info: pixelprojekt-ruhrgebiet.de.
Zurzeit ist er in Sachen Leerstand im Ruhrgebiet unterwegs. Auch Treffpunkte aller Art interessieren ihn. Aber Menschen zu fotografieren, werde ja wegen der rechtlichen Hürden immer schwieriger, sagt Wolfgang Fröhling. So konzentriert sich der Bottroper wohl stärker auf Orte und deren Inszenierung.