Bottrop. Über fünf Jahre war die Verbindung über die Berne in Bottrop-Ebel gesperrt. Nun ist die neue Brücke eingesetzt worden – so geht’s weiter.

Langsam schwebt der schwere Stahlträger an seinen Bestimmungsort über der Berne in Ebel. Millimeterarbeit für den Kranführer und die Bauarbeiter, die den rund 18 Tonnen schweren Träger an langen Seilen halten und in die richtige Position dirigieren. Schließlich soll sie genau punktgenau auf dem provisorischen Traggerüst zum liegen kommen.

Sechs Träger wurden am Freitag in Position gebracht.
Sechs Träger wurden am Freitag in Position gebracht. © Matthias Düngehoff

Insgesamt sechs solcher schweren Träger werden am Freitagmorgen auf diese Weise in Position gebracht. Sie bilden das Grundgerüst für die neue Brücke über die Berne. Mehr als fünf Jahre war diese direkte Wegeverbindung in Ebel dicht. Die alte Brücke war marode, im Herbst 2016 wurde sie für Lkw gesperrt, im März 2017 wurde die Durchfahrt dann auch für Pkw verboten.

Kettenzug und Hydraulikstempel helfen bei der Positionierung der Träger

Nun also der im Stadtteil lang ersehnte Neubau. Auf dem Parkplatz am Bernepark haben die Spezialisten die Brücke aufgebaut. Aus Luxemburg wurden die Stahlträger geliefert, vor Ort wurde dann die Betonplatte aufgebracht. Per Kran werden die Träger nun an ihren Bestimmungsort gehoben. Dabei gilt es, genau darauf zu achten, dass die Träger im oberen Bereich nicht wegkippen.

Mittels Kettenzug und Hydraulikstempel werden sie in die richtige Position gedrückt, dann wird geschweißt. Ein Mitarbeiter ist auf dem Brückenrohbau unterwegs und schweißt die Kippsicherungen an. So bleibt alles ordnungsgemäß in Position, auch wenn später betoniert und zusätzlicher Druck ausgeübt wird.

Liegen die Träger in Position, werden die Kippsicherungen angeschweißt.
Liegen die Träger in Position, werden die Kippsicherungen angeschweißt. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

„Diese Bauart ist Standard und für diese örtlichen Begebenheiten eine sehr gute und wirtschaftliche Lösung“, sagt Christian Baumeister. Er ist verantwortlich für alle 53 städtischen Brücken in Bottrop und leitet das Projekt für den Fachbereich Tiefbau.

Spannweite und Querprofil der Brücke gibt die Emschergenossenschaft vor

Aktuell führt die Berne kaum Wasser, entsprechend riesig wirkt die Brücke. Mit ihrer Spannweite von gut 25 Metern beträgt der Abstand zum Wasserspiegel derzeit bestimmt sechs bis sieben Meter. Aber: „Das Querprofil gibt die Emschergenossenschaft vor, das müssen wir einhalten. Denn bei Hochwasser kann das Wasser jetzt bis gut einen Meter an die Träger steigen“, erläutert Baumeister.

Der Einbau der Träger verläuft reibungslos. Gegen 9.45 Uhr sind vier von sechs verbaut. „Jetzt kommen die spannenden“, sagt Christian Baumeister mit Blick auf die nächsten beiden. Dabei handelt es sich nämlich um die Außenträger. An die haben die Arbeiter im Vorfeld ein Holzgerüst angebaut. Das ist eine Hilfskonstruktion, um nachher eine Schalung zu befestigen, um die sogenannten Kappen zu gießen. Über die sollen auch die Gehwege verlaufen, hier werden später auch die Geländer befestigt.

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Weil damit das Gewicht der Träger anders verteilt ist, sind Transport und Einbau etwas kniffliger – wenn man das in dem Fall überhaupt so sagen kann. Denn nachdem auch hier Kettenzug und Stempel zum Einsatz kommen, rutscht der erste Außenträger ächzend in Position.

Projektleiter spricht bei der Bottroper Brücke von „problemloser Baustelle“

Kein Wunder, dass Dominik Radtke von einer „problemlosen Baustelle“ spricht. Er ist als Projektleiter der Firma Heitkamp vor Ort, die die Brücke einbaut. Es habe alles relativ reibungslos funktioniert, sagt er. Brücken dieser Art habe man schon an vielen Stellen aufgebaut, das Team sei entsprechend gut und eingespielt. Einziges Manko aus seiner Sicht: „Hier ist vergleichsweise wenig Platz.“

Logisch, dass die spektakulären Bauarbeiten auch den ein oder anderen Schaulustigen anlocken. Sie stehen an der Absperrung und schauen zu, wie die beiden Teile Ebels endlich wieder zusammenwachsen. Er habe schon nicht mehr daran geglaubt, sagt Heinz Wosnitza. Er habe sich mittlerweile sogar schon daran gewöhnt gehabt, dass die Brücke fehle.

Umso faszinierter ist er von den Arbeiten, die sich gerade vor seiner Nase abspielen. Schließlich ist er – wenn man so will – vom Fach. Allerdings war er für den Abriss solcher Bauwerke zuständig. „Wir haben die dann immer mit so einem Kran abgetragen“, erinnert er sich an sein Berufsleben bei einem Abbruchunternehmen.

Ebeler freuen sich, dass ein Ende der Dauerbaustelle im Stadtteil in Sicht ist

Ralf Mazewski ist froh, dass sich mit dem Einbau der Träger endlich ein Ende der Dauerbaustelle im Stadtteil abzeichnet. „Es ist für alle gut, dass man hier wieder durch kann“, freut sich der Ebeler, dass die Verbindung künftig auch für Fahrzeuge wieder geöffnet ist.

Bis es soweit ist, dauert es allerdings noch. Denn selbstverständlich sind noch einige Arbeiten zu machen. Zunächst stehen Betonierarbeiten an. Dabei werden die Träger dann einbetoniert, damit nichts mehr verrutschen kann. Auch Abdichtungsarbeiten sind nötig und eine Asphaltdecke muss hergestellt werden. Außerdem müssen die Versorger ihre Leitungen wieder unter die neue Brücke verlegen.

Zeitplan und Kosten

Im November soll die Brücke so weit fertig sein, dass sie für Radfahrer und Fußgänger passierbar ist. Wenn alles gut läuft, auch in der Abstimmung mit den Versorgern, könnte sie Ende des Jahres komplett fertig sein, so Heribert Wilken. Leiter des Fachbereichs Tiefbau.

Nach derzeitigem Stand wird das Bauwerk dann rund 1,3 Millionen Euro gekostet haben.