Bottrop. Um die 120 Anrufe pro Schicht landen in der Leitstelle der Feuerwehr. Bei weitem nicht alle Anrufer melden echte Notfälle. Ein Überblick.

Die „Nummer mit den Elfen“ 116117 macht den Bottroper Rettern das Leben - noch - nicht wirklich leichter. In TV-Spots wirbt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) für den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter dieser Nummer, um die Ambulanzen, Notarztpraxen und den Rettungsdienst zu entlasten. Aber Notarzt ist eben nicht gleich Notarzt. Und deshalb landen viele Anrufe bei der Leitstelle der Feuerwehr, obwohl sie dort gar nicht hingehören.

Dirk Pick von der Leitstelle der Feuerwehr hat mal mitgezählt. „Von den rund 120 Anrufen pro Schicht waren im Schnitt 25 bis 30 Fehlanrufe.“ So landen auf der Leitstelle Patienten oder Angehörige, die einen Krankentransport bestellen wollen. Dafür gibt es die Nummer 19222. Oder Patienten, die nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, aber nicht bis zur nächsten Sprechstunde ihres Arztes warten können oder wollen. Genau dafür gibt es die bundesweite Nummer 116117, die an die nächste Bereitschaftspraxis vermittelt, oft auch Notarztpraxis genannt. Und dieser Begriff sorgt für Verwirrung.

„Unser Notarzt wird eingesetzt bei lebensbedrohlichen Situationen“, sagt Pick. „Er ist eigentlich ein Rettungsarzt.“ Speziell geschulte Disponenten entscheiden bei jedem Notruf in der Leitstelle: Ist das ein Fall für den Rettungsdienst? Für den Bereitschaftsdienst? Für den Krankentransport? Dabei hilft ihnen eine standardisierte Notrufabfrage. „Viele Fälle für die Polizei landen auch bei uns“, sagt Pick. Er beobachtet: „Vor allem ältere Menschen wählen die 112, weil sie sich anders nicht zu helfen wissen.“

Bei Bränden ist der Fall ebenso klar wie bei Unfällen, bei denen Menschen zu Schaden kommen. Außerdem ist die Feuerwehr zuständig für die Gefahrenabwehr im öffentlichen Raum, etwa bei Sturmschäden, sagt Pick: „Da machen wir die erste Gefahrenbeseitigung und Absperrung.“ Parallel zu den Einsätzen wird die Polizei alarmiert. Pick: „Aber wir fragen natürlich bei Sturmschäden: Wo liegt der Baum?“ Wenn er im privaten Garten liegt, ohne Menschen zu gefährden, muss der Eigentümer selbst zur Kettensäge greifen oder den Baumdienst anrufen.

Die mobile Leitstelle für Großeinsätze: Thomas Lux (hinten) und Feuerwehrsprecher Christoph Riße im , im Einsatzleitwagen der Feuerwehr Bottrop.
Die mobile Leitstelle für Großeinsätze: Thomas Lux (hinten) und Feuerwehrsprecher Christoph Riße im , im Einsatzleitwagen der Feuerwehr Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Selbst die geschulten Disponenten können manche Lagen nur nach dem Notruf nicht wirklich einordnen, sagt Feuerwehrsprecher Christoph Riße. „Deshalb fahren wir im Zweifel erst mal raus und schauen uns das vor Ort an. Bei großen Einsätzen macht die Leitstelle im Wortsinn mobil und schickt den Einsatzleitwagen mit. Riße: „Darin haben wir alle Informationen zur Verfügung, die auch auf der Leitstelle einlaufen. Und wir spiegeln die Informationen vom Einsatzort zurück in die Leitstelle.“

Das passiert allerdings nicht bei Anrufen wie: Könnt ihr mal kommen und den Pool füllen? Doch, diesen Klassiker gibt es immer noch, sagt Dirk Pick. Dann war da noch der Hilferuf wegen Fledermäusen in der Wohnung und dem Igel mit der Plastiktüte über dem Kopf. Keinen Einsatz löste auch der Notruf aus: Hier hämmert ein Vogel immer seinen Kopf gegen den Baum! Gezielte Recherche ergab: Der kann das, der Vogel. Es war ein Specht.

Im Zweifel die 112 wählen

Obwohl jeden Tag etliche Anrufe in der Leitstelle landen, die nicht wirklich Feuerwehreinsätze auslösen, rät Feuerwehrsprecher Christoph Riße: „Wenn man nicht sicher ist, im Zweifel die 112 anrufen.“ Dirk Pick ergänzt: „Da sitzen die Profis, die im Zweifel weiter vermitteln.“ Vor allem bei größeren Lagen werden inzwischen Notrufe über Facebook und Twitter abgesetzt. Dafür sind diese Kanäle nicht da, sagen die Retter.