Bottrop. Klaus Becker bekommt zur Rente ein Modellauto in Form eines Linienbusses geschenkt. Jetzt flitzt der Bus über seine Carrerra-Rennbahn XXL.
„Die Kollegen haben mich immer gefragt, bei welchem Unternehmen ich nach der Rente fahre.“ So fängt die Geschichte von Klaus Becker (65), ehemaliger Busfahrer der Vestischen, an. Seine Antwort ist von Anfang an dieselbe: „Höchstens auf meiner Carrera-Rennstrecke zu Hause.“ Seitdem lässt ihn die Arbeit nicht mehr los: Zum Renteneintritt bekommt er einen kleinen Linienbus als Modellauto geschenkt. So wie es sich gehört mit Aufschrift „Ruhestand“, einem Kennzeichen und in klassischen Farben des Unternehmens. Das ist Klaus Becker dann aber doch zu langweilig - und er baut das Modellauto um zu einem für seine Carrerabahn tauglichen Fahrzeug.
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Modelleisenbahn wird gegen Carrerabahn getauscht
Die Wurzeln seines Hobbys reichen bis in seine Kindheit zurück. Damals bekommt er eine kleine Carrerabahn vom Schwager geschenkt. Der Beginn einer Leidenschaft. Dennoch dauert es viele Jahre, bis er sich ein eigenes Rennstrecken-Biotop im heimischen Zuhause baut. Vorgänger ist die Modelleisenbahn. Vor sechs Jahren tauschte er Eisenbahn gegen eine weitere Carrerabahn aus. Inzwischen ist sie angewachsen auf eine Streckenlänge von 21 Metern. Dazu kommt Beckers Auge für Details und Tüfteltalent.
Fast 45 Jahre als Busfahrer, schwört er sich, in der Rente nichts zu tun. Vor sechs Jahren packt ihn das Hobby Carrera wieder: „Man muss sich ja was einfallen lassen in der Zeit. Für mich gehört Deko und Beleuchtung einfach mit dazu.“, sagt Klaus Becker. Das meiste ist selbst angefertigt, sogar die Randmarkierungen oder Stützen für die zweite Etage hat er gesägt und bemalt. Das Ganze dauert ein Dreivierteljahr. Seine Frau steigt in das Hobby mit ein.
Klaus Becker ist Busfahrer des Mini-Linienbusses
Der Bus ist 1:1 dem großen Bruder nachempfunden. Natürlich dürfen ein Busfahrer, der aussieht wie er selbst und seine Fahrgäste nicht fehlen. Liebevoll erklärt er, was alles verändert wurde: „Die Achsen mussten anders gebaut werden, die sind jetzt steif, damit der Bus auf der Bahn fahren kann. Den Motor habe ich eingebaut und alles verkabelt. Die Bänke musste ich teilweise entfernen, sonst hätten die Kabel nicht reingepasst.“ Klaus Becker kann noch stundenlang weiter von seinem kleinen Bus erzählen.
Die Rennstrecke ist mit einem Rechner verbunden, damit bis zu sechs Autos gleichzeitig fahren können. Echte Autokenner wissen, ob sie lieber den Porsche oder den Corvette C7 nehmen sollen. Für Spaß alleine sind computergesteuerte Autos („Ghostcars“) als Hindernisse programmierbar. Für das richtige Gefühl ist jede Ecke ausgeleuchtet und in Feinarbeit dekoriert, damit auch nachts Rennen gefahren werden können. Da bleibt der Spaß nie auf der Strecke.
Am Wochenende quietschen die Reifen stundenlang
Für Langstreckenrennen fehlt in der eigenen Carrerabahn der Platz: „Die Geraden sind einfach zu kurz, um richtig Vollgas geben zu können.“ Deswegen fährt Klaus Becker jede Woche nach Oberhausen zum „Race Point“: 38 Meter Strecke mit mehr als zehn Geraden warten nur darauf, dass die Reifen quietschen. Jeden Freitag gibt es Trainingsstunden und jedes zweite Wochenende richtige Rennen. Allerdings: Es ist nichts für Ausdauerschwache. Die Langstreckenrennen können mehr als sechs Stunden, 170 Runden pro Rennen, andauern.
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„Unser Hobby stirbt aus.“
Über Nachwuchs und interessierte Rennfahrer freut sich Klaus Becker sehr: „Unser Hobby stirbt aus, deswegen können sich interessierte Leute gerne bei mir melden, um sich meine Bahn mal anzusehen oder in Oberhausen mit dabei zu sein.“
Wer in die Tiefen des Carrera-Rennens eintauchen und den Mini-Bus gerne live sehen möchte, kann sich melden: 02041 776973 oder 016095934606
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