Bottrop. Borsigweg - mit dieser Adresse sind Bewohner in Bottrop so gut wie erledigt. Die Stadt braucht eine bessere Alternative, so schwer das auch ist.

Der Borsigweg muss endlich weg. Die Siedlung hat in Bottrop den schlechtesten Ruf, den man sich nur denken kann. Wer diese Adresse nennt, ist bei vielen erledigt. Wenn Fachleute der Stadt schon selbst einräumen, dass die Obdachlosenunterkunft nicht einmal ihren Zweck erfüllt, sagt das doch alles. Es macht fassungslos, dass das Sozialamt von teils menschenunwürdigen Zuständen in den Behausungen berichtet. Überhaupt: Was sagt das über eine Stadt aus, wenn sie derart Jahrzehnte lang eine ganze Siedlung für obdachlose Menschen vorhält?

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Vor dem Borsigweg haben sogar Menschen ohne Wohnung eine solche Angst, dass sie lieber auf der Straße bleiben. Auch dass die Bewohner selbst ihre Siedlung eher als Schutzraum sehen mögen, macht das nicht besser. Mit dieser Adresse haben sie woanders in der Stadt oft keine Chance mehr. Dass sie am Borsigweg lange leben bleiben, nimmt der Einrichtung auch noch ihren Sinn: Menschen in Not schnell wieder einzugliedern und eben nicht abzusondern. Der Borsigweg aber ist ein Ghetto.

Alternativen zum Borsigweg verlangen Bottrop einen Kraftakt ab

Marianne Dominas, Markus Stamm und die anderen Skeptiker fordern völlig zu Recht, die Menschen in Not nicht an einer Stelle geballt unterzubringen, sondern über das Stadtgebiet verteilt. Es ist ein großes Versäumnis, dass die abbruchreifen Häuser nicht längst abgerissen sind, und leider auch nicht früh genug mit der Suche nach Alternativen begonnen wurde. An selber Stelle neue Notunterkünfte zu bauen, zementiert den Ist-Zustand: einmal Borsigweg, immer Borsigweg.

Klar ist aber auch, dass die Schaffung von über Bottrop verteilten kleineren Notunterkünften der Stadt einen sehr großen Kraftakt abverlangt. Denn Leute, die erst einmal so weit sind, dass sie nur noch in der Borsigweg-Siedlung unterkommen, gelten vielen ja nicht eben als gute Nachbarn. Überall da, wo also neue Notunterkünfte eingerichtet werden sollen, müsste die Stadt mit sehr großen Widerständen rechnen.