Bottrop. Geschlechtergerechter zu formulieren ist ohne Frage richtig. Das gilt erst recht für Regelwerke der Stadt, meint WAZ-Redakteur Norbert Jänecke.

Liebe Leserinnen und Leser, in der WAZ lesen Sie das ja längst so. Selbstverständlich nennen wir in unseren Artikeln beide Geschlechter – wenn immer es geht. Die Empfehlungen dazu hat ein Kreis von Kolleginnen und Kollegen für uns alle erarbeitet. Diskussionen in Detailfragen gibt es durchaus, doch unsere Haltung ist klar: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Das muss sich auch in Sprache ausdrücken.

Bürgermeisterin Monika Budke tatsächlich Bürgermeister zu nennen, käme niemanden in den Sinn. Da täten wir wirklich auch jedem und jeder im Rathaus unrecht. Allein dieses kleine Beispiel zeigt aber, wie veraltet und lebensfremd das berüchtigte Amtsdeutsch sein kann. Wohl gemerkt: sein kann! Schließlich sind ministerielle Empfehlungen, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau auch sprachlich Ausdruck zu finden hat, mehr als 30 Jahre alt.

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Eine Fußnote hilft ebenso wenig wie das Gendersternchen

Die Hauptsatzung geschlechtergerechter zu formulieren, macht sehr viel Arbeit. Das kann aber keine Ausrede dafür sein, dass sie noch immer derart veraltet daherkommt. Eine Entschuldigung ist auch nicht, dass so eine Vorschrift über den engeren Kreis der Verwaltungskräfte, der Ratsmitglieder sowie der Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter hinaus kaum jemand in der Stadt je gelesen haben dürfte. Für sprachliche Geschlechtersensibilität nur mit einer Art Fußnote sorgen zu wollen, käme dem Unfug mit dem Gendersternchen sehr nahe.

Selbstverständlich müssen Worten auch Taten folgen. So erfolgreich wie der amtierende Vorstand der Verwaltung aber hat zuletzt kaum jemand Frauen gefördert. In der Bottroper Verwaltung leiten Frauen inzwischen immerhin zwölf der 30 Fachämter. Seit OB Bernd Tischler 2009 antrat, stieg die Frauenquote in Spitzenpositionen von 15 auf 40 Prozent, und in wenigen Tagen tritt auch Bottrops erste Beigeordnete ihren Dienst an.