Bottrop. Seit einem Monat ist Annette Höltermann die Vorsitzende der Geschäftsführung in der Arbeitsagentur für Bottrop und Gelsenkirchen. Das plant sie.
Die neue Vorsitzende der Geschäftsführung der hiesigen Arbeitsagentur sieht in Bottrop und Gelsenkirchen eine große Herausforderung im Übergang von der Schule zum Beruf. Annette Höltermann (58) ist wichtig, „dass wir hier sehr frühzeitig vielfältige Aktivitäten starten, um junge Leute zu erreichen und für das Thema Bildung zu gewinnen“. Denn „Bildung ist die größte Garantie für perspektivischen beruflichen Erfolg.“ Um den Jugendlichen das nahe zu bringen, will Höltermann diese mit neuen Formaten „auch dort erreichen, wo sie sich gerne aufhalten“. Zum Beispiel bei den Sportvereinen.
Im Team mit Valeska Hurraß, der Agentur-Geschäftsführerin im operativen Bereich, kann Höltermann sich vorstellen, über die Sportvereine nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch deren Eltern zu erreichen, die bei der Ausbildungs- und Berufswahl erfahrungsgemäß eine wichtige Rolle spielten. „Niedrigschwellig“ ist das Zauberwort für die neuartigen Beratungsangebote. Da könne es zum Beispiel künftig sein, „dass wir bei Events dabei sind, bei denen man gar nicht mit uns rechnet“. Um dort Verbindungen zu knüpfen, die den Einstieg in die individuelle Beratung ermöglichen.
Unterstützung für junge Leute, um die Ausbildung abzuschließen
Gerade in der Region gelte es zudem, den jungen Leuten genug Unterstützung an die Hand zu geben, damit sie ihre Ausbildung nicht abbrechen. Zum Themenkomplex gehört für die Arbeitsagentur auch das Anwerben von Praktikums- und Ausbildungsplätzen. „Es ist von großer Bedeutung, frühzeitig Erfolg zu erleben“, sagt Höltermann. „Erfolg macht sexy!“
Aber auch die Menschen, die schon im Erwerbsleben stehen, will die Fachfrau mit Weiterqualifizierungen begleiten und in Zeiten der Digitalisierung und Arbeitsmarkt-Transformation zukunftssicher machen. „Wir haben hier sehr viele Menschen, die ohne Berufsabschluss beschäftigt sind“, sagt sie. Auch die will sie fit machen für künftig nachgefragte Jobs.
Engagement als ehrenamtliche Arbeitsrichterin
Auf ihr Wirken in Gelsenkirchen und Bottrop fühlt sich Annette Höltermann durch ihren bisherigen Berufsweg bestens vorbereitet. Die gebürtige Dortmunderin ging nach dem Abitur 1983 zum dualen Studium der Arbeitsverwaltung nach Mannheim. „Ich habe die interdisziplinären Themenfelder der Agentur für Arbeit von der Pike auf gelernt“, sagt sie. In Bayern wurde sie erstmals als Arbeitsvermittlerin eingesetzt, qualifizierte sich weiter, beriet Jugendliche ebenso wie Untersuchungshäftlinge, arbeitete in der Rehabilitation und war Bereichsleiterin im Arbeitgeberservice.
„Ich habe in verschiedenen Bundesländern und Agenturen gearbeitet.“ Zwischenzeitlich übrigens acht Jahre als Personalleiterin, wodurch sie auch in ihrer heutigen Position „sehr achtsam“ auf das Personal der Arbeitsagentur blicke, dessen Weiterqualifizierung und Zufriedenheit sie befördern will. Ein wichtiger Punkt, um den Wandel in der Arbeitswelt sowohl innerhalb der Arbeitsagentur als auch in Bezug auf die Kunden zu begleiten. Zuletzt war Annette Höltermann, die sich auch als ehrenamtliche Arbeitsrichterin engagiert, im Management der Initiative „Bundesagentur und Jobcenter der Zukunft“ in der Regionaldirektion in Düsseldorf aktiv.
Eine Arbeitslosenquote von sieben Prozent ist für Bottrop zu hoch
Die Zukunft, so viel dürfte feststehen, wird noch einige weitere Herausforderungen mit sich bringen. Auf der einen Seite die Arbeitswelt 4.0 mit neuen, digitalen Strukturen und Angeboten, übrigens auch vonseiten der Arbeitsagentur selbst. Auf der anderen Seite aber auch der prognostizierte Schwund an Arbeitskräften. Höltermann: „Das Signal für diese Region ist, dass wir bis 2050 zehn Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung verlieren.“ Und: „In den nächsten fünf Jahren wird jeder zehnte Beschäftigte 65 Jahre alt sein“ – und damit im Rentenalter.
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Bei der Bewältigung der Aufgaben am Arbeitsmarkt will die 58-Jährige durchaus auf die Details gucken, die sich ja auch in den Bereichen Gelsenkirchen (Arbeitslosenquote von 13,4 Prozent) und Bottrop (Arbeitslosenquote von sieben Prozent) voneinander unterscheiden. Dennoch: „Die Aktivitäten an sich ähneln sich, auch wenn Bottrops sieben Prozent im Vergleich zu Gelsenkirchen besser aussehen. Doch sieben Prozent sind im Bundesvergleich zu viel! Jeder einzelne Arbeitslose ist zu viel!“ Da die Arbeitsagentur aber noch individueller werden wolle mit ihrem Service, ausgehend jeweils vom Einzelnen, sei es letztlich nachrangig, ob der Kunde in Bottrop oder Gelsenkirchen die Geschäftsstelle betritt.
Alles in allem gibt es nichts, was Höltermann Bange machen würde. Im Ruhrgebiet, sagt sie, packen die Menschen an. „Das kommt mir sehr entgegen. Ich möchte mit anpacken. Wir werden hier gebraucht, das ist ein schönes Gefühl.“
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Frauen-Duo an der Spitze
Annette Höltermann führt die Arbeitsagentur Gelsenkirchen im Team mit Valeska Hurraß, Geschäftsführerin für den operativen Bereich. Die Volljuristin ist seit zwei Jahren am Standort Gelsenkirchen tätig und bereits seit insgesamt 16 Jahren bei der Bundesarbeitsagentur.„Ich habe mal als Sachbearbeiterin im SGB II angefangen und bin dann schnell Führungskraft geworden“, berichtet die Essenerin. Vor sechs Jahren übernahm sie die Bereichsleitung im Jobcenter Duisburg. Bei ihrem Wechsel nach Gelsenkirchen habe sie an bekannte Strukturen anknüpfen können.Die beiden sind verantwortlich für insgesamt 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Agenturbezirk, davon 30 in der Geschäftsstelle Bottrop. Darüber hinaus ist ihnen die Kooperation mit Netzwerkpartnern vor Ort wichtig, von den Jobcentern über die Wirtschaftsförderungen und Unternehmen bis hin zu Schulen, Bildungsträgern und der Politik.