Bottrop. Gerüchte, Verpackungsmüll werde verbrannt, halten sich lange, sagt Best-Chef Uwe Wolters. Was wirklich mit dem Inhalt Gelber Tonnen geschieht.
In seiner Nachbarschaft erzähle man sich, dass der Inhalt der gelben Mülltonnen direkt nach Karnap gefahren und dort verbrannt werde – ohne vorherige Sortierung. Das berichtet ein WAZ-Leser in einer Mail an die Lokalredaktion. Er fragt: „Ist das so?“ Best-Vorstandschef Uwe Wolters kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Dieses Gerücht gibt es schon so lange, wie ich in der Abfallwirtschaft arbeite.“ Aber es sei eben auch nur ein Gerücht und stimme nicht.
Dann wird Wolters ernst: Der Inhalt der Gelben Tonnen werde von der städtischen Tochter Wertstoff und Recycling Bottrop (WRB) eingesammelt. Die eigenen Müllfahrzeuge der WRB sind übrigens weiß, manchmal sind sie auch in orangen Best-Fahrzeugen unterwegs, die werden dann von der einen Stadttochter an die andere verliehen.
Verpackungsgesetz wurde zum Jahresbeginn noch einmal verschärft
Zuletzt hat die WRB die entsprechende Ausschreibung zur Leerung der Gelben Tonnen in Bottrop gewonnen und hat nun Verträge mit den insgesamt zehn Dualen System in Deutschland. Die sind zuständig für die Trennung und Verwertung der Rohstoffe in der Gelben Tonnen.
Das Verpackungsgesetz – zu Jahresbeginn noch einmal verschärft – mache klare Vorgaben, bis hin zu den Quoten, die die Dualen Systeme bei der Verwertung von Verpackung erreichen müssten, sagt Wolters. Allein schon deshalb könne der Verpackungsabfall gar nicht so einfach verbrannt werden.
Bottroper Verpackungsmüll wird auf dem Recyclinghof Donnerberg gesammelt
Die gesetzliche Regelung und die Quoten umfasst übrigens noch weit mehr als das, was am Ende in der Gelben Tonne landet. Auch für Altglas oder Papier beispielsweise gelten diese Vorgaben und Quoten von teils bis zu 90 Prozent.
Der Bottroper Müll wird zunächst auf der Deponie am Donnerberg gesammelt. Von dort lassen ihn dann die Dualen Systeme abholen und zu Sortieranlagen bringen. „Ein Großteil des Bottroper Verpackungsmülls wird in Marl sortiert, teilweise aber auch in Iserlohn und anderswo“, erläutert Wolters. Das ist Sache der Dualen Systeme, die haben ihre Vertragspartner und auch ihre Spediteure.
Pro Jahr kommen in Bottrop rund 3300 Tonnen Leichtverpackungen zusammen
Wolters erinnert sich aber, dass der Brand vor einigen Jahren in der Sortieranlage in Marl, der die WRB vor große Schwierigkeiten gestellt hat. Andere Anlagen konnten die Kapazität nicht derart erhöhen, um die Mengen aus Marl aufzunehmen. Da habe es Probleme mit den Lagerkapazitäten am Donnerberg gegeben. „Das zeigt ja auch, dass wir die Verpackungen nicht einfach verbrennen.“
Pro Jahr kommen in Bottrop rund 3300 Tonnen Leichtverpackungen zusammen, also das, was in der Regel in der Gelben Tonne landet. In den Sortieranlagen wird der Inhalt getrennt – maschinell, so Wolters. Über Magnete und „Nichteisenmetallabscheider“ würden beispielsweise Metalle aussortiert.
Bei einigen Materialien stoßen Sortieranlagen an ihre Grenzen
Mittels Infrarotspektroskopie werden auch die unterschiedlichen Kunststoffe sortiert. Aber es gebe auch Dinge, da gerate die Technik in den Sortieranlagen an ihre Grenzen, sagt Wolters. Ein Beispiel dafür: schwarze Kunststoffverpackungsschalen, etwa für Fleisch oder Gemüse – oder überhaupt schwarzer Kunststoff. Die könnten die Anlagen nicht mehr verwerten.
Hinzu komme: Sie bestünden aus sieben verschiedenen Kunststoffen. „Die können sie nicht mehr auseinandersortieren, die sind ein Graus für die Sortieranlagen.“ Das seien dann tatsächlich Dinge, aus denen am Ende Spezialbrennstoffe hergestellt würden, die jedoch nicht in der Müllverbrennung zum Einsatz kämen, so Wolters.
Schon bei der Herstellung an die Recyclingfähigkeit denken
In solchen Fällen stehe man als Entsorger auch vor dem Problem, dass man am Ende der Kette liegt. „Eigentlich müsse bei der Entwicklung der Verpackungen schon darauf geachtet werden, wie die Recyclingfähigkeit am Ende ist“, wünscht sich Wolters. Daher sei es auch so wichtig, dass der Abfall sauber getrennt werden, so sein Appell. Beim Folienrecycling sei man beispielsweise sehr weit.
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Umso wichtiger sei es, Folien sauber etwa von den schwarzen Schalen zu lösen. Und auch den Deckel des Joghurts oder die eventuelle Pappbanderole vom Becher trennen, so dass die Sortieranlage Aludeckel und Plastikbecher sauber sortieren kann. Von den Sortieranlagen gehen die Rohstoffe dann raus zur weiteren Verarbeitung.
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Bleibt die Frage nach den Kosten: All das bezahlt der Verbraucher quasi an der Supermarktkasse. Die Industrie zahlt davon Lizenzentgelte an ein Duales System, dass sich dann um die Entsorgung kümmert. Die Gelbe Tonne in Bottrop ist daher auch kostenlos und taucht auf der Rechnung der Müllgebühren gar nicht auf.
Einblick in eine Sortieranlage
Der Fachbereich Umwelt und Grün der Stadt Bottrop plant einen Tag der Umwelt. Daran werde sich auch die Best beteiligen, sagt Vorstand Uwe Wolters. Dort wolle man genau das Thema Verpackungsmüll aufgreifen und zeigen, was mit dem Inhalt der gelben Tonnen geschieht. Dabei wolle man den Bottropern auch einen Einblick in eine solche Sortieranlage ermöglichen – mittels Virtual-Reality-Brille. Der Tag soll stattfinden am Samstag, 14. Mai, auf dem Berliner Platz in der Bottroper Innenstadt.