Kirchhellen. 1000 Schüler hätten die letzten Bäume im „Jahrgangswald“ am Kletterpoth pflanzen sollen. Wegen der Corona-Krise sind Ehrenamtliche eingesprungen.
Auf mehr als 130.000 Bäumen ist die Fläche des „Jahrgangswaldes“ in der Kirchheller Heide in 22 Jahren angewachsen. Eigentlich hätten Ende März rund 1000 Viertklässler mit ihren Bäumchen den Jahrgangswald vollenden sollen. Wegen der Coronakrise haben Familie Herber und ehrenamtliche Helfer in aller Stille die Aufforstung abgeschlossen.
Am Waldpädagogischen Zentrum (WPZ) am Ruhehorst im Vöingholz ist es ungewohnt still. Eigentlich sollten hier im Stundentakt Busse voll mit Erstklässlern vorfahren. Alle Grund- und Förderschulen Bottrops beteiligen sich jedes Jahr an der Einpflanzaktion, bei der die Erstklässler in die Beete am Ruhehorst die Bäumchen setzen, die sich jedes Jahr wieder besuchen und als Viertklässler in der Heide auspflanzen.
Viel Ruhe für „Paula“ und ihre Frischlinge
Zwei Wochen lang bis Donnerstag hätte die Aktion laufen sollen. Auch sie wurde ein Opfer der Schulschließungen wegen des Coronavirus. Einzige Nutznießerin der Ruhe am Vöingholz ist Wildsau „Paula“: Die kann sich in ihrem Gehege ganz ungestört um ihren Nachwuchs kümmern. Acht Frischlinge hat sie zur Welt gebracht.
Und das alles passiert ausgerechnet im Jubiläumsjahr, seufzt Peter Pawliczek. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Bottrop der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) hatte mit seinen Helfern, Sponsoren, Mitgliedern und Unterstützern Anfang Juni groß das 25-jährige Bestehen des WPZ feiern wollen. 1995 hatte die Schutzgemeinschaft den ehemaligen Schießstand am Ruhehorst von der Stadt gepachtet und weitgehend mit Sponsorenhilfe und Eigenleistung zum außerschulischen Lernort für die Naturerziehung umgebaut.
Plan B nach den Absagen
„Die Absagen sind traurig für die Kinder und für alle Beteiligten“, sagt Pawliczek. Die Schutzgemeinschaft muss noch mit weiteren Corona-Folgen fertig werden. Aus Sorge vor Infektionsgefahren hat die Agentur für Arbeit die Maßnahmen ausgesetzt, mit denen sie sonst den Einsatz von Arbeitslosen im WPZ fördert. Und die Stadt hat verfügt: Bis zu den Sommerferien sind alle Führungen im WPZ untersagt.
Die Schutzgemeinschaft hat aber schon einen Plan B in der Schublade. Die Viertklässler, die dieses Frühjahr ihre Bäume nicht auspflanzen durften, bekommen eine Mappe mit einer Dokumentation der Pflanzaktion, sobald sie wieder in die Schulen zurückkehren. Für die Pflanzaktion 2021 hat die Schutzgemeinschaft sich eine neue Pflanzfläche gesichert. Und die Einpflanzaktion der Erstklässler soll nachgeholt werden. Allerdings nicht mehr in diesem Schuljahr. Anfang Dezember sei dafür ein guter Zeitpunkt, sagt Revierförster Markus Herber.
Ganz aufgegeben hat die Schutzgemeinschaft den Gedanken an ein Fest zum 25-jährigen Bestehen des Waldpädagogischen Zentrums noch nicht. Pawliczek: „Wir haben als Termin Sonntag, 4. Oktober, ins Auge gefasst und hoffen, nach dem Ende der Coronakrise dann den runden Geburtstag in angemessenem Rahmen begehen zu können.“
Heimatverein will „Bilder von Niko“ nochmals zeigen
Auch der Heimatverein muss seine Pläne wegen des Coronavirus ändern. Die Ausstellung „Bilder von Niko“ mit den Werken des ehemaligen weißrussischen Zwangsarbeiters Niko Iwanow im Heimathaus ist wegen des Ausbruchs der Pandemie abgebrochen und inzwischen abgebaut worden.
Der Heimatverein hofft aber, alle Bilder bei der Hauptversammlung des Vereins Anfang 2021 noch einmal zeigen zu können. Bei dieser Gelegenheit will Vorsitzender Peter Pawliczek auch von neuen Erkenntnissen über Iwanows Spuren in Kirchhellen berichten.
Die Ausstellung „100 Jahre VfB Kirchhellen“ ist verschoben auf nächstes Jahr. Stattfinden soll aber in diesem Jahr noch eine Ausstellung über die Kirchhellener Schulen aus Anlass des Auslaufens der Hauptschule und des 70. Geburtstages der Gregorschule. Dafür sucht der Verein noch Material insbesondere zur Volksschule Tönsholt, die von 1950 bis 1969 bestand. Kontakt: Peter Pawliczek, (02045) 2215.