Bottrop. Bottrops Abenteuerspielplatz ist einer der Treffs für Kinder und Jugendliche. Bald soll er älteren Menschen ganz besonders zur Erholung dienen.

Der Bottroper Abenteuerspielplatz wird sich mehr für ältere Bürgerinnen und Bürger öffnen. Der Bund der Katholischen Jugend (BdKJ) ruft dazu ein Pilotprojekt ins Leben, das sich nicht nur, aber auch an Besucherinnen und Besucher mit dementiellen Erkrankungen richtet. Dabei geht es vor allem auch um Menschen, die aus dem Ausland nach Bottrop und in die Umgebung Bottrops gekommen sind. Sie sollen sich bei ihren Besuchen auf dem Abenteuerspielplatz wohl fühlen und auch ihre Erinnerungen wieder aufleben lassen können.

„Menschen mit Demenz erinnern sich eher an früher als an gestern“, sagt Stefan Storb zur WAZ. „Eine Spielstätte wie hier auf dem Abenteuerspielplatz wird für sie so ähnlich erlebbar, wie sie sie früher in ihren eigenen Kindheit schon irgendwo anders erlebt haben“, meint der Koordinator des BdKJ. Dabei helfe nicht nur der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen auf dem Gelände, sondern auch der Kontakt mit den Tieren. Außerdem bewegen sich die Seniorinnen und Senioren dabei in einer geschützten Umgebung, erläutert auch Margarete Haseke, die seit Anfang März neue Leiterin des Abenteuerspielplatzes ist.

Kontakt zu Tieren hilft kranken Senioren in Bottrop

Stefan Storb hofft, dass sich bald auch demenzkranke Seniorinnen und Senioren auf dem Abenteuerspielplatz wohlfühlen werden.
Stefan Storb hofft, dass sich bald auch demenzkranke Seniorinnen und Senioren auf dem Abenteuerspielplatz wohlfühlen werden. © FUNKE Foto Services | Lukas Claus

Gerade der Kontakt mit den Tieren auf dem Abenteuerspielplatz könne dementiell erkrankten Menschen mit Migrationshintergrund besonders gut helfen, macht die Erzieherin klar. Denn je weiter die Erkrankung fortgeschritten sei, treten die Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend in ihrem ursprünglichen Heimatland immer mehr in den Vordergrund. Die Deutschkenntnisse zum Beispiel, die sie in der neuen Heimat erworben haben, lassen mehr und mehr nach, weil in ihrem Langzeitgedächtnis ja auch eher die alte Muttersprache abgespeichert sei.

Bei ihrem Kontakt zu den Tieren spiele die so neu entstehenden Sprachbarriere keine größere Rolle. Der Umgang mit den Tieren auf dem Abenteuerspielplatz könne stattdessen Erinnerungen an eigene Tiere in der alten Heimat wecken und wirke einbindend, heißt es auch in einer Erläuterung des Projektes für die Mitglieder des Bottroper Jugendhilfeausschusses. „Was wir hier für Demenzkranke leisten können, ist, dass sie sich hier wiederfinden und ein gewisses Ruhegefühl haben“, meint BdKJ-Koordinator Stefan Storb. Der Abenteuerspielplatz scheint wie gemacht für dieses Vorhaben, leben in seinen Ställen doch auch Pferde, Esel, Schafe, Ziegen, Kaninchen und andere Kleintiere.

Schöne Beispiel für den Umgang von Jung und Alt miteinander

Die Pferde auf dem Bottroper Abenteuerspielplatz sind beliebt: Hier sind Joanna mit Knapsi und Chantal mit Molly (von links) auf dem Weg zurück zum Pferdestall.
Die Pferde auf dem Bottroper Abenteuerspielplatz sind beliebt: Hier sind Joanna mit Knapsi und Chantal mit Molly (von links) auf dem Weg zurück zum Pferdestall. © FUNKE Foto Services | Lukas Claus

Der Abenteuerspielplatz bleibe in erster Linie aber weiterhin eine offene Einrichtung für Kinder und Jugendliche, die besondere Seniorenarbeit füge sich jedoch gut ein. „Zwischen beiden Projekten ergibt sich überhaupt kein Widerspruch“, betont Leiterin Margarete Haseke. Auch in vielen Seniorenwohnstätten seien ältere Bürgerinnen und Bürgern bei Besuchen von jungen Leuten aus ihrer Enkel- und Urenkelgeneration in Kontakt. Das funktioniere ganz ausgezeichnet.

Auch Tessa Berghoff, die sich beim Bottroper BdKJ um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, nennt positive Beispiel im Umgang von Jung und Alt; so etwa in den Oberstufen der Gymnasien bei gemeinsamen Computerkursen, in denen die Schülerinnen und Schüler die älteren Teilnehmer aus der Großelterngeneration schulen.

Eine 1,80 Meter breite Sitzliege als Clou

Empfehlenswert

Mit der Modernisierung des Abenteuerspielplatzes befassen sich zurzeit auch die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter aus dem Süden der Stadt. Bei bei Ratsvertreterinnen und Ratsvertretern und den weiteren Mitgliedern im Jugendhilfeausschuss sind die Neubaupläne ein Thema. Denn die Modernisierung wird voraussichtlich fast 40.000 Euro mehr kosten als im Etat vorgesehen.

Die Stadt empfiehlt, der Modernisierung trotzdem zuzustimmen und das Geld zu genehmigen. Die Entscheidung trifft laut Stadt die Bezirksvertretung Süd in der kommenden Woche.

Dass der Abenteuerspielplatz modernisiert und erneuert wird, ist ohnehin schon länger beschlossene Sache. So hat das Hauptgebäude inzwischen einen barrierefreien Zugang bekommen. Das helfe jungen Leuten mit Handicap genauso wie älteren, meint Koordinator Stefan Storb. Geräumiger als früher sind die Kaninchenställe, damit sich Kinder wie später auch die Senioren darin nicht so beengt aufhalten müssen.

Der Pferdestall wird neu gebaut und bekommt auch eine Mistplatte. Neue Pflanzen fürs Grünland müssen ebenso her wie Sitzbänke, Tische und Hocker im Freien. Besonderer Clou scheint eine 1,80 Meter breite Sitzliege westlich des Hauptgebäudes zu werden. Darin ist es zwischen Kickern, Theken und Tischen zwar urgemütlich auf den alten Ledersitzen, doch Stefan Storb meint mit Blick auf die schon lange nicht mehr taufrisch wirkenden Wände, dass es auch Zeit sei, darin etwas zu tun.