Bottrop.

„Wir räumen auf“ hieß es wieder am Sonntagmorgen auf dem Parkplatz an der Lindhorststraße. Rund 60 Bürger folgten dem Aufruf des Vereins „Waldfegen“, um das Gelände im Köllnischen Wald und rund um die Stadtteiche vom Wohlstandsmüll zu säubern.

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Nach und nach werden die Freiwilligen mit Eimern und Greifern ausgestattet in alle Richtungen geschickt und kommen mit Eimern voll Flaschen, Plastik oder Bauschutt zurück Viele ärgern sich über den Müll, den sie bei ihren Spaziergängen antreffen, „als ob die Menschen keine Mülleimer haben.“

Man stellt sich immer wieder die Frage: „ Was sind das für Menschen, die nicht einmal ihren Kleinmüll, ihre Verpackungen oder Zigaretten sinnvoll entsorgen können oder wollen? Wer macht sich die Mühe, seinen Sperrmüll mühsam in den Wald zu fahren?“

„Es macht Spaß, aber es stinkt“, sagt  Isabel (6) mit ihrem Vater Jens Chalasz. Foto: Thomas Gödde / FUNKE Foto Services
„Es macht Spaß, aber es stinkt“, sagt Isabel (6) mit ihrem Vater Jens Chalasz. Foto: Thomas Gödde / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Diesem Gedanken will man sich aber nicht lange hingeben, gemeinsam ist die Motivation: Wir wollen etwas machen! Ellen Vervost ist regelmäßig dabei und findet es „ schön und befriedigend trotz der Frage, warum man den Müll anderer Leute wegschafft.“ Die 6-jährige Isabel will „die Umwelt pflegen:“ Im Laufe des Vormittags schleppt sie mehrere Eimer zum Best- Container: „Es macht Spaß, aber es stinkt.“

Vater Jens Chalasz hat auch dabei auch pädagogische Beweggründe „das eigene Kind für die Umwelt sensibilisieren.“ Gleich mit sieben Personen sind die Familien Koch und Khatchikian zum ersten Mal dabei. Die Kinder Emma, Emily und Emma Mia wollen keinen Dreck im Wald. „Unser Wald soll sauber sein.“

„Unsere schöne Stadt sauber halten“

Auch die 2-jährige Lena,begleitet von Papa und Oma, ist schon mit ihrem kleinen Eimer dabei. Oft geht es nicht nur um Umweltschutz, manchmal will „man auch auf andere Gedanken kommen, den Kopf frei kriegen von den schrecklichen Nachrichten.“

Andere nutzten beim sonnigen Wetter die Gelegenheit, den Sonntagsspaziergang mit etwas Nützlichem zu verbinden. Den Spaziergang mit ihrem Hund Quinn kombiniert Nina Eickholt mit dem dem Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, um „unsere schöne Stadt sauber zu halten“

Carmen Böhm ist die Vorsitzende des Vereins „Waldfegen“.
Carmen Böhm ist die Vorsitzende des Vereins „Waldfegen“. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

2019 gegründet

Die Aktion „Waldfegen“, benannt nach dem bekannten Lied von den Affen auf den Bäumen, hat sich 2019 gegründet. Seit dem Dezember 2021 ist ein eingetragener Verein daraus geworden. Der Verein hatte bislang 36 Mitglieder, Schatzmeisterin Silke Richterin freute sich über einige neue Mitstreiter, die am Sonntag spontan dazu kamen. „Als Verein können wir jetzt auch Spenden entgegen nehmen, wodurch wir uns und die Menschen, die uns helfen, besser ausstatten können.“ freut sich Vorsitzende Carmen Böhm.

Durch die Vereinsgründung sei man noch etwas professioneller geworden, es gebe jetzt auch mehr Leute, die bereit seien, etwas zu tun, auch vorab zu helfen: „ Ich bin happy, dass ich mit diesen engagierten und hilfsbereiten Menschen etwas zusammen machen kann, durch die Erfolgserlebnisse entwickelt sich ein Zusammengehörigkeitsgefühl:“

Im April ist die erste Mitgliederversammlung geplant, dann lernen sich hoffentlich endlich mal alle Mitglieder kennen, „schließlich kennen nicht einmal wir alle Gesichter“, ergänzt Silke Richterich. Langfristig will der Verein der Verein noch mehr Nachhaltigkeit erreichen, durch mehr Mitglieder könne es mehr Termine und damit mehr gesammelten Müll geben. Vielleicht könne man auch Menschen in anderen Städten ermutigen „Ableger“ zu gründen.

Emely, Emma Mia und Emma sammeln mit Manuel und Sarah Koch und Grigor und Nadine Khatchikian Müll.
Emely, Emma Mia und Emma sammeln mit Manuel und Sarah Koch und Grigor und Nadine Khatchikian Müll. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Seit 2019 hat die Gemeinschaft etwa 9,5 Tonnen Müll gesammelt, 460 Kg sind es bereits schon in 2022, aber „ es ist auch ein Erfolg, wenn wir den Container nicht voll bekommen, denn das bedeutet, dass wir bei der letzten Aktion schon erfolgreich waren“, sagt Georg vom Organisationsteam stolz. Auch Piet Metzen von „Bottcast“ ist aktiv dabei und und hat zusätzliche Greifer und Bottroper Bier für die Helfer dabei. Durch die Spendenaktion nach der Vorstellung im Bottcast sind bereits einige Hunderter zusammen gekommen.

Sammeln auch für die Ukraine

Gesammelt wird an jedem letzten Sonntag im Monat an immer anderen Orten. Die nächste Aktion findet am 27. im März im Bereich der Halde an der Grenze Bottrop/Gladbeck statt. Info unter waldfegen@web.de

Zusätzlich sammelte die Aktion Kleiderspende für die Kriegsopfer in der Ukraine, ein privat organisierter Transport geht nächste Woche zur polnisch-ukrainischen Grenzregion. Ein spontaner Aufruf in den sozialen Medien füllte am Sonntag einige Kofferräume.