Bottrop. Zig neue Preise pro Tag zeigen die Tafeln der Tankstelle an. Kunden meckern, doch Pächter wie der Bottroper Jörg Przybilla können nichts dazu.
Der Blick auf die Preistafeln an Tankstellen lässt Autofahrer verzweifeln und lautstark auf die „Halsabschneider“ schimpfen. Den Zorn bekommen oft die Tankstellenpächter zu spüren, an denen Kunden ihren Unmut auslassen. Meist fange der Satz an mit : „Ich weiß, dass du nichts dafür kannst, aber ...“,stellt Jörg Przybilla, Pächter der Shell-Tankstelle im Fuhlenbrock, fest: „Die Leute meckern uns an, keiner schreibt Briefe an Shell.“
Auch er kennt die Problematik der manchmal 25 Preisänderungen am Tag, aber „wir erfahren selbst erst fünf Minuten vorher davon, wir können das nicht im Geringsten beeinflussen“. Manchmal wünscht der Fuhlenbrocker sich etwas mehr Verständnis für eine Situation, die er nicht ändern kann, seine Vergütung ist völlig unabhängig vom jeweiligen Spritpreis. Ärger entstehe manchmal auch, weil die Benzinpreis-App den Kunden bei der Anfahrt einen Preis nenne, der bei der Ankunft an der Tankstelle bereits überholt sei.
Die Corona-Krise hat für Tankstellen negative Folgen
Die Corona-Krise hat auch an der Tankstelle „durch die Bank“ Spuren hinterlassen. Durch Homeoffice wurde weniger gefahren, dadurch weniger getankt, die Wartungsintervalle wurden länger und im Shop wurde weniger umgesetzt. Mittlerweile habe sich das eingependelt, sagt Przybilla, der bereits seit 17 Jahren Pächter der Tankstelle ist, „die Leute fahren wieder mehr“. Die steigende E-Mobilität schlägt sich bei ihm bislang nicht merkbar in den Umsätzen nieder, das sei wohl ein eher schleichender Prozess. Vielleicht würde sich dort in den nächsten Jahren etwas ändern.
Gemerkt hat der Pächter jedoch die fast einjährige Sperre der Brücke im Fuhlenbrock. Viele langjährige Kunden hätten den weiten Umweg gescheut, nach der Öffnung seien die Kunden zurückgekehrt, weil sie wohl die persönliche Bindung schätzen. Auch der aufgezwungene Wechsel des Mineralölanbieters vor einigen Jahren habe keine große Rolle gespielt: „Vielen Kunden ist wichtig, wer sie versorgt und nicht, was oben an der Tankstelle steht.“
Auch Haarshampoo und Plüschtiere im Shop
Manches habe sich an den Tankstellen in den letzten Jahren verändert, stellt Przybilla fest. Besonders stellt er die Vorgaben zum Umweltschutz heraus, die sich sehr verstärkt haben und auch mit viel Bürokratie verbunden seien. Als Beispiel nennt er Abfälle wie Öldosen, für deren Entsorgung die Nachweise jahrelang aufbewahrt werden müssen.
Beliebter Treffpunkt
Man trifft sich auch gerne beim gebürtigen Fuhlenbrocker an der Tankstelle. „Hier ist die Zentrale von Fuhlenbrock, hier laufen Informationen zusammen“, sagt dessen Chef. Wenn Anfang des nächsten Jahres der Shop umgebaut ist und Sitzplätze zum Kaffeetrinken einladen, dürfte sich dieser Trend verstärken. Ein kleiner Gebrauchtwagenhandel, vor allem mit Kleinwagen, ergänzt dann das Angebot.
Der kleine Shop ist gefüllt mit allem was zum Autofahren und zur -pflege gehört, aber neben Tabakwaren, Getränken, Zeitschriften, Büchern finden sich auch Haarshampoo und Plüschtiere im Angebot. Der Shop sei zwar nicht der „Knaller“, sagt Przybilla, trage aber zum Gesamtergebnis bei, da der Erlös durch den Benzinverkauf allein nicht ausreiche. Die Tankstelle ist von Supermärkten und Getränkeshops umgeben. Früher sei die „Tanke“ oft abendliche Versorgungsstation gewesen, doch die verlängerten Öffnungszeiten des Einzelhandels machen sich negativ bemerkbar.
Bekennender Autoschlosser punktet mit Werkstattservice
Przybilla als gelernter Kfz-Mechaniker bekennender „Autoschlosser“ kann vor allem mit dem Service punkten, seine Werkstatt hat ein „Alleinstellungsmerkmal“ in Fuhlenbrock. Viele treue Kunden kommen seit Jahren mit ihren Fahrzeugen zur Inspektion, Wartungsarbeit oder Reparatur. Die gut frequentierte Waschanlage der Tankstelle ist ein festes Standbein.