Bottrop. Am Marienhospital Bottrop wird bei Herzrhythmusstörungen mit dem 3D-Mappingsystem gearbeitet. Das gibt es in Deutschland noch nicht so oft.

An die zwei Millionen Menschen in Deutschland sind von einem Vorhofflimmern betroffen, der häufigsten Form der Herzrhythmusstörung. Vorhofflimmern gilt als Risikofaktor für einen Schlaganfall. Zur genauen Diagnose und Behandlung vor allem von Vorhofflimmerpatienten steht am Marienhospital Bottrop ein neuartiges 3D-Mappingsystem bereit. „Das gibt es in Deutschland nur an sieben Zentren“, sagt Dr. Anja Dorszewski, Kardiologie-Chefärztin für den Bereich Elektrophysiologie und Rhythmologie am MHB.

3D-Mapping am MHB-Bottrop: Einsatz bei der Verödung mit Kälte

Bei der Deutschen Herzstiftung sind alle Infos rund ums Vorhofflimmern detailliert zusammengetragen. Der Prozess des Zusammenziehens der beiden Vorhöfe und Herzkammern, die das Blut in den Kreislauf pumpen, wird demnach gesteuert durch elektrische Impulse, die in spezialisierten Herzzellen erzeugt werden. „Mit zunehmendem Alter oder durch verschiedene Vorerkrankungen kann dieser Prozess gestört werden, sodass unkoordinierte elektrische Impulse entstehen“, erläutert die Deutsche Herzstiftung das Entstehen von Vorhofflimmern. „Am häufigsten finden sich ,falsche Zündkerzen’ in den so genannten Lungenvenen, die das Vorhofflimmern auslösen.“

Eine Behandlungsmöglichkeit ist die so genannte Ablation, also Verödung an der Stelle, an der das Flimmern entsteht (Pulmonalvenenisolation). Vor allem etwa bei der Ablation mit Kälte, erklärt Dr. Anja Dorszewski, kann das 3-D-Mappingsystem gewinnbringend eingesetzt werden. Über den Katheter, der sowieso für die Verödung ins Herz hineingeführt werden muss, wird das Bild der Anatomie über eine bi-elektrische Messung aufgebaut, so dass dem Behandler gewissermaßen eine dreidimensionale Karte des Herzens vorliegt. Vorteil: „Wir brauchen kein Kontrastmittel mehr, keine Kernspintomografie und keine Computertomographie“, erklärt die Kardiologin.

Ein Eindruck vom neuartigen 3D-Mappingverfahren in der Kardiologie des Marienhospitals Bottrop.
Ein Eindruck vom neuartigen 3D-Mappingverfahren in der Kardiologie des Marienhospitals Bottrop. © MHB

Auf diese Weise werde ein ganzer Untersuchungsschritt, nämlich die klassische Bildgebung, gespart und die Strahlenbelastung reduziert – „weil wir an sich weniger röntgen, und wir brauchen die Voruntersuchung nicht“, verdeutlicht Dorszewski.

3D-Mapping: Anatomie des Herzens wird exakt dargestellt

So stellt sich der Ablauf im MHB für einen Patient mit Vorhofflimmern und angestrebter Verödungstherapie dar: „Was wir immer machen, das ist ein Schluckultraschall“, sagt die Chefärztin. Die üblicherweise durchgeführte Bildgebung (Kernspin oder CT) des Herzens, um die Anatomie von Vorhof und Lungengefäß vorliegen zu haben, entfällt aber wie dargestellt. Stattdessen geht es direkt zur Verödung, wobei parallel über die elektrische Messung die Anatomie sichtbar wird. Dafür bekommt der Patient - ähnlich wie beim EKG – Patches aufgeklebt. Eine der zwei, bis drei bis zum Herzen eingeführten Katheter nimmt, entsprechend geeicht, mit Hilfe der Patches die virtuelle Anatomie auf.

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„Der Vorteil daran ist: Normalerweise kriegen wir, gerade bei der Kälteverödung, keine Informationen, wie gesund der Vorhof ist oder wie viel Narbenareal er hat. Da ist normalerweise nur der Ballon für das Frieren drin. Und diese Informationen können wir jetzt mit dieser Methode erwerben. Und für den Patienten ist das keine zusätzliche Belastung.“ Was Dr. Anja Dorszewski an der neuen Methode ebenfalls schätzt: Das farbige 3D-Bild, das Ort und Verbreitung der elektrischen Impulse zeigt, wird die ganze Zeit online aktualisiert und ist somit nicht nur eine Momentaufnahme. Und: Es können ganz flexibel (geeichte) Katheter unterschiedlichster Firmen eingesetzt werden. Nicht zuletzt: „Die Anatomie ist extrem exakt.“

Während des Vorgangs wird der Patient nicht in Vollnarkose gelegt, bekommt aber aufgrund der aufregenden Situation „ein bisschen was zum Schlafen“.

Doppelspitze leitet Kardiologie

Seit gut einem Jahr leitet eine Doppelspitze die Kardiologie am Marienhospital in Bottrop: Dr. Anja Dorszewski verantwortet den Bereich der Elektrophysiologie und Rhythmologie. Und Dr. Michael Markant die Allgemeine und Interventionelle Kardiologie.

Seit diesem Sommer ist in der Kardiologie das dreidimensionale elektrophysiologische/anatomische Mappingverfahren zur Behandlung komplexer Herzrhythmusstörungen im Einsatz.