Kirchhellen. Absagen, kaum Veranstaltungen und Böllerverbot. Seit Wochen fast nur schlechte Nachrichten. Warum Geschäftsführer Sascha Tietze Optimist bleibt.

Auch 2021 ist für das Team von „Feuerwerk ohne Grenzen“ (FOG) im Gewerbegebiet an der Bergiusstraße ein Jahr zum Vergessen. Schon im Vorjahr ruinierte Corona die Auftragslage. Und trotzdem hat Sascha Tietze seinen Optimismus nicht verloren. Gemeinsam mit Ulf Werner bildet er die Geschäftsführung. „Irgendwie muss es ja weitergehen“, sagt Tietze.

Am Schlimmsten sei die aktuelle Situation für die Angestellten. Zehn feste Mitarbeiter sind seit Beginn der Pandemie, also fast zwei Jahre, in Kurzarbeit. Dabei zeigte sich für eine kurze Zeit so etwas wie ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Nach dem harten, langen Lockdown am Anfang des Jahres kommt die Veranstaltungsbranche in kleinen Schritten wieder auf Touren.

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Bei Lagerfeuer-Konzerten mit Sänger Johannes Oerding sind sie mit von der Partie. Es folgen weitere Aufträge u.a. beim Open-Air-Musikfestival „Electric Love“ in Salzburg. Öffentliche Veranstaltungen mit großen Feuerwerken finden aber wenig bis gar nicht statt.

FOG hofft auf Event „Biathlon auf Schalke“

Die Euphorie beim Team aus Kirchhellen ist da, aber die Pandemie schlägt ab Herbst mit voller Wucht zu und die Ungewissheit kommt zurück. Erste Absagen trudeln ein. Beispiel: Die World Club Dome Winter Edition, ein großes Elektro-Festival in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena im Januar, ist jüngst abgesagt worden. Nächstes großes Projekt für FOG: Biathlon auf Schalke. Das Event sollte unter Corona-Auflagen über die Bühne gehen. Dann wurde die Veranstaltung abgesagt. Für Januar ist die nächste Tour mit Johannes Oerding geplant. „Wir sind gespannt, wie es weitergeht“, meint Tietze.

Das nächste Jahr zum Vergessen. Zehn Mitarbeiter von Sascha Tietze, Geschäftsführer von FOG (Feuerwerk ohne Grenzen), sind seit Beginn der Pandemie vor fast zwei Jahren in Kurzarbeit.
Das nächste Jahr zum Vergessen. Zehn Mitarbeiter von Sascha Tietze, Geschäftsführer von FOG (Feuerwerk ohne Grenzen), sind seit Beginn der Pandemie vor fast zwei Jahren in Kurzarbeit. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Staatliche Überbrückungshilfen sollen wieder helfen und werden laut Geschäftsführer auch den Fortbestand des Unternehmens (vorerst) sichern. „Wir sind optimistisch“, so Tietze. Er will nicht heulen oder jammern über die jetzige Situation. Das würde seiner Meinung nach ohnehin nichts bringen. Ein Thema steht ganz oben auf der Liste der Geschäftsführung: „Wir müssen dafür sorgen, dass wir die Leute halten.“ Mitarbeiter mit dieser speziellen Ausbildung wie in Pyrotechnik sind rar gesäet auf dem Arbeitsmarkt.

Böllerverbot ist der nächste Knaller für die Branche

Was in diesen schweren Zeiten hilft, das Unternehmen ist in der Branche breit aufgestellt. Man hatte zuletzt Aufträge für kleinere Konzerte, Videodrehs und TV-Produktionen wie „Ninja Warrior Germany“, einer Gameshow bei RTL. „Wenn wir nur von Großfeuerwerken leben müssten, wären wir längst pleite“, meint Sascha Tietze. Und das Böllerverbot ist für die angeschlagene Branche der nächste Knaller.

Böller und Feuerwerk dürfen laut Gesetzgeber zum Jahreswechsel nicht verkauft werden. Ansammlungen an Silvester würden zu weiteren Corona-Infektionen führen. Hinzu komme eine zusätzliche Belastung für Krankenhäuser wegen Unfällen durch Böller. „Ich will die Entscheidung nicht bewerten“, so Tietze. „Wenn die Politik der Meinung ist, dass das gemacht werden muss, dann ist das in der Demokratie so. Ob ich das gut finde oder nicht.“

Böllerverbot stoppte den Feuerwerksverkauf im Vorjahr

Andererseits gibt er zu bedenken, dass nur der Verkauf verboten sei, nicht das Abbrennen. Mit dem Verbot würde man aus seiner Sicht vor allem den heimischen Markt für Feuerwerk schwächen. Denn wer sich für Silvester mit Knallern und Raketen eindecken will, kann das problemlos im Internet machen und sich die Böller aus dem Ausland nach Hause bestellen.

FOG selbst hatte sich im vergangenen Jahr mit einem Feuerwerksverkauf im eigenen Online-Shop letztlich unverschuldet gewaltig die Finger verbrannt. Weil die Auftragslage 2020 noch viel schlechter war, rief man zusätzlich im Internet rocketdealer.de ins Leben. Kunden konnten für die offiziellen Verkaufstage vom 29. bis 31. Dezember Feuerwerk vorbestellen. Die Abholung sollte vor Ort in Kirchhellen an der Bergiusstraße oder an einem Dutzend Abholstationen in Deutschland erfolgen. Dann wurde das erste Böllerverbot beschlossen. Die Kunden zogen die Bestellung zurück. Für die Feuerwerkexperten folgte eine stressige Rückabwicklung.

Die Konfettifabrik aus Kirchhellen

Die Feuerwerksprofis von „Feuerwerk ohne Grenzen“ (FOG) legen wegen der Corona-Pandemie nicht die Hände tatenlos in den Schoß. Stattdessen sind sie kreativ und haben im vergangenen Jahr zusätzlich die Konfettifabrik gegründet.

In dem Online-Shop unter https://konfettifabrik.com sind - natürlich - Konfetti, aber auch Luftschlangen, Handshooter, Elektroshooter und das nötige technische Equipment zu finden.