Kirchhellen. Die Profis von „Feuerwerk ohne Grenzen“ haben bei vielen Großveranstaltungen Glanzlichter gesetzt. Jetzt organisieren sie Feuerwerksverkauf.

In einem normalen Jahr haben die Veranstaltungsprofis von „Feuerwerk ohne Grenzen („Fog“) um die 200 Aufträge; Bei Konzerten, Festivals und Großereignissen wie dem Biathlon auf Schalke setzen Sascha Tietze und Ulf Werner mit ihrem Team Glanzlichter. Wegen Corona liegt die Event-Branche dieses Jahr - und wohl auch einen guten Teil des nächsten Jahres - im Koma. Tietze und Werner nutzen ihre Tagesfreizeit, um einen Feuerwerksverkauf über das Internet zu organisieren.

„Feuerwerk ohne Grenzen“ gestaltete 2010 das Kulturhauptstadt-Feuerwerk auf Zollverein
„Feuerwerk ohne Grenzen“ gestaltete 2010 das Kulturhauptstadt-Feuerwerk auf Zollverein © WAZ FotoPool | BAUER, Dirk

Seit ihrem Umzug 2014 aus Essen und Gelsenkirchen ins Gewerbegebiet Pelsstraße ist das Unternehmen breit aufgestellt gewachsen. Zehn feste Mitarbeiter hat „Fog“, dazu jede Menge freie Mitarbeiter und geringfügig Beschäftigte für das Tourgeschäft im Winter und die großen Open Airs und Festivals in der Freiluftsaison ab Mai. Aber dieses Geschäftsmodell ist mit der gesamten Veranstaltungswirtschaft seit März zusammengebrochen.

„Da wusstest du, das Jahr war gelaufen“

„Der März war fast noch der entspannteste Monat“, sagt Tietze im Rückblick. Da haben sich die Veranstalter noch die Mühe gemacht, jeden Auftrag mit der Bitte um Verständnis abzusagen. Tietze hatte Verständnis, hoffte mit der ganzen Branche auf das Open-Air-Geschäft. Dann aber verboten Bund und Land aber alle Großveranstaltungen bis Ende August, dann bis Ende Oktober. Tietze: „Da wusstest du, das Jahr ist gelaufen.“

Tietze und Werner schickten ihre Mitarbeiter in die Kurzarbeit, beantragten und bekamen staatliche Überbrückungshilfen. „Dafür sind wir natürlich dankbar“, sagt Tietze. „Aber die festen Kosten deckt das nicht ab. Das heißt, wir verbrennen jeden Monat Kohle.“

Neue Formate, neue Aufträge

Neue Formate brachten den Feuerwerksspezialisten im Frühjahr und Sommer wenigstens ein paar Aufträge. Tietze: „Als die Autokinos als corona-konforme Arenen aufpoppten, waren wir jede Woche unterwegs. Mannheim, Stuttgart, Düsseldorf, wir waren überall.“

Sie waren auch dabei, als im Sparkassenpark Mönchengladbach das neue Format „Strandkorb Open Air“ ins Leben gerufen wurde. Für Popsänger Johannes Oerding und seine Konzerte auf der Stadtparkbühne in Hamburg haben sie das „Lagerfeuer“ in einer zwei Meter großen Feuerschale entwickelt. Und nächste Woche versorgen sie für das Charity-Festival „Lauter werden“ zugunsten von Künstlern und Konzertcrews die Kollegen von „Boss Hoss“ mit „Pyrotechnik und ein paar Flammen“ für deren Auftritt im Livestream.

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Großes Geld ist aber nicht zu verdienen bei Veranstaltungen vor kleinem Publikum oder im Netz. „Das ist mehr oder weniger Beschäftigungstherapie“, sagt Tietze. „Also optimieren wir die Betriebsabläufe und nehmen uns Zeit für Sachen, die wir immer schon mal machen wollten.“ Er hat zum Beispiel endlich seinen Bootsführerschein gemacht.

Silvesterfeuerwerk auf Vorbestellung ist das neue Geschäftsmodell von „Rocketdealer“ Sascha Tietze.
Silvesterfeuerwerk auf Vorbestellung ist das neue Geschäftsmodell von „Rocketdealer“ Sascha Tietze. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Neue Welle von Verschiebungen

Wie es weiter geht, darüber entscheiden die Pandemieentwicklung und der Erfolg der Impfkampagne. „Aktuell steht in unserem Kalender für 2021 noch gar nichts“, sagt Tietze. Derzeit verschiebt die Branche die Veranstaltungen von Anfang nächsten Jahres auf 2022. Comedian Atze Schröder zum Beispiel hat sein „Echte Gefühle“-Gig in Gummersbach jetzt schon zum dritten Mal verlegt. Vom 13. März auf den 30. Oktober, dann auf den 7. März 2021 - und jetzt auf Januar 2022.

Wie überlebt die Branche das? Tietze zuckt die Schultern: „Abwarten. Wir haben gut gewirtschaftet in den letzten Jahren, wir könnten noch ein Jahr durchhalten.“ Seine Schmerzgrenze hat er aber schon festgelegt: „Wenn ich einen Kredit aufnehmen müsste, um die Fixkosten zu finanzieren, dann schließe ich die Bude ab.“

Feuerwerk mit Vorbestellung

Für Silvester hat das Team von „Feuerwerk ohne Grenzen“ einen Fachhandel im Netz aufgemacht. Auf „ rocketdealer.de “ können Kunden schon vor den offiziellen Verkaufstagen vom 29. bis 31 Dezember Feuerwerk vorbestellen.

Abholen können Vorbesteller ihre Ware am Fog-Firmensitz an der Bergiusstraße 19 an den Verkaufstagen an einer „ Rocket Lane “ ohne Gedränge. Zusätzlich bieten die „Rocketdealer“ eine Option auf Zustellung gegen Aufpreis an. Dazu wird es auf 130 Quadratmetern Verkaufsfläche auch einen Feuerwerksverkauf ohne Vorbestellung geben.

Geöffnet ist der Fachhandel am 29. und 30. Dezember von 5 bis 22 Uhr . „Wir arbeiten dann in Schichten“, sagt Tietze. Silvester ist um 16 Uhr Schluss mit dem Feuerwerksverkauf.