Weil die Pfarrei St. Joseph sparen muss, will sie einen Teil der Kirche St. Johannes zum Gemeindezentrum machen. Dagegen gibt es Widerstand

Bittere Vorwürfe, gescheiterte Kommunikationen, unvereinbare Standpunkte: Der Pfarrentwicklungsprozess verlangt der Großgemeinde St. Joseph viele schmerzhafte Schnitte ab. Aber keiner spaltet eine Gemeinde derart tief wie die geplante Kirchenteilung von St. Johannes in der Boy.

© Birgit Schweizer

Bei der Vorstellung der Pläne, wie die Gemeinde mit den Sparvorgaben des Bistums Essen umgehen will, hatte Roberto Giavarra im Dezember noch Aufbruchstimmung verbreitet: „Mit der Kirche St. Johannes gehen wir einen ganz neuen Weg.“ Weil der Plan vom Neubau eines Gemeindehauses sich zerschlagen hatten, wollen Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat im 1973 errichteten sechseckigen Kirchenbau ein Gemeindezentrum einbauen. Ursprünglich sollte der Kirchenraum halbiert werden, sagt der Architekt im Ruhestand Klaus Habich. Die neuen Pläne sehen 160 Plätze in der Kirche vor, die bei Hochfesten um rund 120 in den neuen Gemeinderäumen erweitert werden können.

Bischof billigt Pläne

Der Plan fand die Billigung von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, der das Votum der Gemeinde Ende Juni bestätigte. Der Plan fand aber auch erbitterte Gegner in der Gemeinde. Gegenvorschläge zum 1,3 Millionen Euro teuren Umbau wurden gemacht. Gemeindemitglieder um Thea und Reinhold Wahlers sammelten Unterschriften und legten Pläne für einen rund 850 000 Euro teuren Anbau vor, der die Teilung verhindern sollte.

Gegensätzliche Darstellungen

Wer mit wem über was gesprochen oder nicht gesprochen hat, darüber kursieren in der Gemeinde gegensätzliche Darstellungen. In der Diagnose, immerhin, waren sich beide Seiten einig bei einem Infoabend am Dienstag, an dem Pfarrer Martin Cudak, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat erneut für die Umbaupläne warben: „Die Gemeinde ist gespalten“, sagt Kirchenvorstandsmitglied Norbert Gockel. „Es geht ein tiefer Riss durch die Gemeinde“, sagt Thea Wahlers. Sie betont: „Wir sind nicht Gegner der Teilung, sondern dieser Teilung und dieses Prozesse.“

Damit meint sie vor allem den Umgang mit den Gegenvorschlägen zum Kirchenumbau. Zu dem von ihnen vorgelegten Plan „haben sich weder Kirchenvorstand noch Pfarrer noch Pfarrgemeinderat geäußert. Es gab nie ein echtes Ringen um die beste Lösung.“ Das war wohl so, sagt Roberto Giavarra. Es folgt ein bemerkenswerter Satz: „Ich schäme mich dafür und möchte mich entschuldigen.“

Diesen Schritt auf die Gegenseite zu wollen andere Umbau-Befürworter nicht mitgehen. So wirft Klaus Habich den Gegnern vor: „Ihr meldet euch viel zu spät. Jetzt spaltet ihr die Gemeinde.“

„Kommunikative Herausforderung“

Als der Ruhrbischof der Gemeinde seinen Segen für die Neuordnungspläne für St. Joseph gegeben hat, mahnte er: Es werde „eine kommunikative Herausforderung sein, die Menschen über die Veränderungen und Weiterentwicklungen in Ihrer Pfarrei zu informieren und für ein persönliches Engagement zu gewinnen.“ In St. Johannes ist dabei irgend etwas furchtbar schief gelaufen.