Bottrop. Reiserückkehrer sieht der Krisenstab als eine Risikogruppe, die das Virus nach Bottrop bringen könnte. Deshalb plant er eine Telefonaktion.
„Reiserückkehrer und die Besucher größerer Veranstaltungen bringen das Infektionsrisiko in die Stadt.“ So fasst Jochen Brunnhofer, Leiter des Bottroper Krisenstabes, die Risikoeinschätzung für die nächsten Wochen zusammen. Für die erste Risikogruppe baut die Stadt gerade ein Team auf, das eine Telefonaktion mit Reiserückkehrern starten soll.
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Rückkehrer, auf deren Meldedaten die Stadt Zugriff hat, bekommen von diesem Team Anrufe, in denen Berufstätige erinnert werden an ihre Testpflicht vor der Rückkehr an den Arbeitsplatz. Anderen wird mit einer gewissen Dringlichkeit ein Testangebot gemacht. „An die Familien, die mit dem Auto in Risikogebiete gereist sind, kommen wir natürlich nicht ran“, sagt Krisenstabs-Sprecher Andreas Pläsken. Deshalb appelliert der Krisenstab an diese Menschen, sich ebenfalls testen zu lassen.
Nach Essener Discoparty 15 Bottroper in Quarantäne
Dass der Besuch von Partys und Großveranstaltungen ein Infektionsrisiko mit sich bringt, kann der Krisenstab mit zwei aktuellen Fällen belegen. Nach eine Hochzeit in Salzgitter mit 900 Teilnehmern sind sieben Bottroper Teilnehmer derzeit in Quarantäne. Und nach der Party mit 400 Gästen am Essener Kopstadtplatz am vergangenen Wochenende, an der ein nachweislich Infizierter teilgenommen hat, hat die Stadt 15 Bottroper in Quarantäne geschickt. Kann sein, es werden noch mehr, sagt Pläsken: „Hier läuft die Kontaktnachverfolgung noch.“
Derzeit ist die Lage im positiven Sinn überschaubar, sagt Brunnhofer. Die Zahl der Neuinfektionen und damit die Inzidenz bleibt niedrig. Die Gamma-Variante ist in Bottrop noch gar nicht nachgewiesen worden, die Delta-Variante seit dem ersten Auftreten im Mai bisher erst elfmal. Damit liegt Bottrop weit unter der Schätzung des Robert-Koch-Institutes, deutschlandweit verursache die Deltavariante inzwischen 74 Prozent der Infektionen. „Aber das muss nicht so bleiben“, sagt Brunnhofer mit Blick auf den Schulbeginn.
„Wir versuchen die Schwankenden zu erreichen“
Impfen und Testen müssen deshalb die Säulen der Coronastrategie bleiben. 83.631 Erstimpfungen zählt Bottrop Stand Freitag. Michael Althammer, der Leiter des Impfzentrums geht davon aus, dass alle Impflinge sich auch noch die zweite Dosis holen. Aber selbst dann, sagt Brunnhofer, „bleibt noch eine Lücke bis zur Herdenimmunität.“ Dafür müssten 85 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bis 59 Jahre geimpft sein, bei den Menschen ab 60 sogar 90 Prozent.
Deshalb schickt das Impfzentrum am Samstag von 10 bis 16 Uhr den Impfbus an das Südring-Center und veranstaltet Sonntag von 8 bis 19 Uhr erneut einen Tag des Impfens ohne Termin. Unter den Erstimpflingen werden zweimal zwei Freikarten für den Movie Park verlost.
„Wir werden den Impfbus noch ein paar Mal einsetzen und zu den Menschen kommen mit dem Impfangebot. Wir versuchen, die Schwankenden zu überzeugen“, hat Brunnhofer als Strategie für die nächsten Wochen ausgegeben. Dazu gehört auch der Einsatz in der türkischen Community. Entlang der Prosperstraße versucht die Stadt schon seit Wochen, ein gezielt gestreutes Gerücht zu bekämpfen, das da heißt: Die Corona-Schutzimpfung macht impotent.
Stadt wirbt für das „Impfbuch für alle“
Die Stadt Bottrop wirbt auf ihren Corona-Informationsseiten im Netz (https://www.bottrop.de/coronavirus/impfzentrum/index.php) für das „Impfbuch für alle“, herausgegeben vom Robert-Koch-Institut und von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Es ist kostenlos zu haben, enthält Beiträge des bekannten TV-Arztes Eckart von Hirschhausen und richtet sich „gezielt an Menschen, die dem Impfen skeptisch gegenüberstehen“, sagt Krisenstabsleiter Jochen Brunnhofer,