Bottrop. Die Rufe nach mobilen Luftfiltern für Bottroper Schulen und Kindergärten werden lauter. Die Stadt aber mahnt: So schnell geht das alles nicht.
Die Rufe nach mobilen Luftfiltern für die Schulen und Kindergärten in Bottrop nehmen zu, seit die Bundesregierung den Bundesländern dafür Geld zugesagt hat. So fordert der Bottroper Verband Bildung und Erziehung (VBE), dass solche Luftfilter den Kindergärten und den Schulen, in denen Kinder unter zwölf Jahren unterrichtet werden, noch in diesen Sommerferien zur Verfügung gestellt werden. Die Stadtverwaltung signalisiert allerdings schon jetzt, dass das so schnell gar nicht möglich sein wird. Aus der SPD und der Linkspartei kommt daher Kritik: aus der SPD an der CDU/FDP-Landesregierung, aus der Linkspartei an der Stadt.
„Wir erwarten, dass Bund, Land und die Stadt Bottrop die Bildungseinrichtungen in den Sommerferien für die Pandemie sicher aufstellen. Die Strategie kann nur aus einem Bündel vieler Maßnahmen bestehen, der Einsatz von Luftfiltern ist eine davon“, erklärt Bottrops VBE-Vorsitzender Christoph Mewes. Auch der Bottroper SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Göddertz fordert das Land zu entschiedenerem Handeln auf. „Die Landesregierung muss uns endlich eine zeitnahe, praktische und flexible Hilfe gewähren, damit alle Schülerinnen und Schüler sicher in die Schule gehen können“, verlangt der Bottroper.
Die Stadt Bottrop kann nicht finanziell in Vorleistung gehen
Beide sind sich einig, dass die Schulen wieder geöffnet und die Kinder Präsenzunterricht erhalten sollten. „Wir alle wollen, dass das Leben möglichst schnell wieder zur Normalität zurückkommt“, sagt Thomas Göddertz. Gerade Kinder und Jugendliche hätten in den letzten Jahren im Kampf gegen das Coronavirus viele Einschränkungen auf sich genommen. Die SPD fordere die Landesregierung daher auch schon länger auf, neue Luftfilter in den Schulen zu finanzieren. „Bisher hat Armin Laschet das abgelehnt“, bedauert Thomas Göddertz.
Trotz der aus SPD-Sicht erneuten Kehrtwende des NRW-Ministerpräsidenten wird die Ausstattung von Schulen und Kindergärten mit weiteren Luftfiltern aber noch dauern. Das macht Stadtsprecher Ulrich Schulze klar. Der Stadt liege ja trotz der Ankündigung aus Berlin bisher nicht einmal eine Finanzierungszusage vor. „Finanziell in Vorleistung gehen kann die Stadt nicht“, betont er. Immerhin gehe es darum, dann womöglich alle Klassenzimmer mit den Luftreinigern auszustatten. Finanzschwache Kommunen wie Bottrop seien kaum in der Lage, das dafür nötige Geld aufzubringen, meint auch Landtagsabgeordneter Thomas Göddertz.
Bottroper Lehrer fordern Vorsichtsmaßnahmen im neuen Schuljahr
Außerdem sei ja auch noch nicht klar, welchen Qualitätsanforderungen die Geräte unterliegen. Die Stadt könne doch nicht Luftfilter einfach drauflos bestellen. „Dies können nur geprüfte und hochwertige Geräte sein, die von Fachleuten installiert und aufgestellt werden und deren Wartung auch langfristig sichergestellt ist“, erklärt auch Christoph Mewes. Der Verbandsvorsitzende verlangt ohnehin, vorsichtig in das kommende Schuljahr zu starten. Die Verpflichtung zum Maske-Tragen und zu Coronatests befürwortet der Leiter der Droste-Hülshoff-Grundschule daher.
Gesamtschule ist ausgestattet
Die Stadt hatte im abgelaufenen Schuljahr erste 25 mobile Luftfilter für ihre Schulen angeschafft. Die meisten dieser Geräte wurden in der Janusz-Korczak-Gesamtschule aufgestellt. Allein 19 stehen in Klassenzimmern in der Schule an der Horster Straße.
Diese Geräte kommen überall dort zum Einsatz, wo sich in Unterrichtsräumen Fenster nicht öffnen lassen oder der Luftaustausch allein durch das Öffnen der Fenster nicht ausreicht. Knapp 3000 Euro kostet so ein Gerät. Bezahlt wurden die 25 Bottroper Luftfilter mit Geld aus einem Finanzprogramm des Landes.
„Im Unterricht kommen viele Menschen auf kleinstem Raum zusammen“, begründet Christoph Mewes diese Vorsichtsmaßnahmen. Bildungsarbeit und Familienleben brauchen besonders im kommenden Schuljahr Beständigkeit, meint er. „Um diese zu erreichen, muss die Sicherheit der Menschen, die in Schulen lernen und arbeiten, an erster Stelle stehen“, unterstreicht der Lehrer. Dazu sei nicht nur erforderlich, die bisherigen Schutzvorkehrungen vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus beizubehalten, sondern weitere Maßnahmen zu prüfen. Mewes: „Ziel muss sein, den Präsenzunterricht kontinuierlich zu ermöglichen und ein erneutes chaotisches Schuljahr zu vermeiden“.
Bottroper Linke klagt über ein vertrödeltes Jahr
Derweil übt die Linkspartei Kritik an der Stadt. „Die Verwaltung hat in Sachen Luftfilter für Klassenräume inzwischen fast ein ganzes Jahr vertrödelt“, klagt Linke-Ratsherr Niels Schmidt. So hatte die Linkspartei im November 2020 beantragt, die Klassenräume mit wirksamen Luftfiltern auszustatten. Das sei im Rat abgelehnt worden, auch von der SPD, bedauert Schmidt. Den nächsten Versuch der Linken habe die Verwaltung im Februar 2021 zurückgewiesen. Schmidt: „Ergebnis: Wir stehen vor dem nächsten Herbst, in dem die Kinder schutzlos in eine anrollende Infektionswelle geschickt werden.“