Bottrop. Die Stadt hat an einigen Schulen Luftreiniger gegen Corona aufgestellt. Wie die Technik funktioniert und warum sie nicht überall im Einsatz ist.
Auf den ersten Blick sieht das Gerät hinten im Klassenzimmer aus wie ein Schrank: Weiß, knapp 2,10 Meter hoch – denkbar, dass sich darin einiges verstauen ließe. Doch das kontinuierliche leise Rauschen verrät schon, dass sich in dem vermeintlichen Möbelstück einiges an Technik verbirgt. Sobald Bewegung in dem Raum ist, schaltet sich das Gerät an, in der Front ist der entsprechende Bewegungsmelder verbaut.
Es ist eines von 25 Luftreinigungsgeräten, die die Stadt Bottrop für die Schulen angeschafft hat. Überall dort, wo sich in Unterrichtsräumen Fenster nicht öffnen lassen oder der Luftaustausch allein durch das Öffnen der Fenster nicht ausreicht, kommen nun diese Geräte zum Einsatz. Gleich 19 davon sind in Klassenzimmern am Hauptstandort der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG) an der Horster Straße aufgebaut.
Stadt Bottrop hat an allen Schulen den Bedarf an Luftreinigern abgefragt
„Die Stadt hat in den Schulen den Bedarf abgefragt und da haben wir gesagt, wie viele Geräte wir benötigen. Als die Stadt das dann vor Ort geprüft hat, stellte sich heraus, dass wir sogar mehr brauchen“, erklärt Schulleiter René Heuwieser. Auch den Raum, in dem er nun steht und gemeinsam mit seinem Stellvertreter Tituts Wirtz eines der Geräte vorführt, habe man zunächst nicht als Standort auf dem Schirm gehabt.
Denn tatsächlich lässt sich hier eines der großen alten Schiebefenster öffnen. Das Ausmaß dieses Fensters ist vergleichbar mit einer großzügigen Terrassentür eines Einfamilienhauses. Weil sich aber nur eines der Fenster öffnen lässt, geht der Luftaustausch nicht schnell genug. In anderen Räumen gingen die Fenster gar nicht auf, sagt der Schulleiter.
Raumluft wird fünfmal innerhalb einer Stund gereinigt
Bei der Anschaffung der Geräte hat der Fachbereich Immobilienwirtschaft darauf geachtet, dass sie tatsächlich in der Lage sind, die Raumluft – rund 200 Kubikmeter – fünfmal innerhalb einer Stunde zu reinigen. Unten saugen die Geräte die verbrauchte Luft an, oben – über den Köpfen – wird die dann gereinigte Luft wieder ausgepustet.
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Die Geräte arbeiten mit einer mehrstufigen Luftfilterung, bei der 99,9 Prozent aller Bioaerosole durch einen HEPA-Hochleistungsfilter geführt werden. Sie tragen somit zu einer effektiven Verringerung der Aerosolkonzentration in der Raumluft bei, beschreiben die Verantwortlichen die Technik. In einem Vorfilter bliebe zunächst der Feinstaub aus der Luft hängen, damit der eigentliche Hepa-Filter nicht so schnell verstopfe, erläutert Bernhard Kunsleben, Abteilungsleiter für technische Anlage im Fachbereich Immobilienwirtschaft der Stadt.
Große und stabil verankerte Geräte für den Schulalltag ausgesucht
Ganz bewusst habe man sich für große, fest verankerte Modelle für die Schulen entschieden anstatt auf kleinere, mobile Geräte zu setzen. Denn eine gewisse Stabilität sei im Schulalltag sicher von Nutzen. Knapp 3000 Euro kostet ein Gerät, die Summer trägt das Land. „Außerdem sind eine Wartungspauschale und ein Austauschfilter Teil des Förderprogramms“, sagt Kunsleben. Rund 98.000 Euro hat die Anschaffung für Bottrop nun gekostet.
Bedingung für die Anschaffung war: Die Geräte dürfen nur eingesetzt werden, „wenn ausreichende Lüftung nicht möglich ist“, heißt es in der Förderrichtlinie des Landes. Und auch die Stadt stellt klar: „Der Einsatz der Luftreiniger dient lediglich als flankierende Maßnahme und entbindet aktuell nicht vom Tragen einer Maske in den Klassenräumen oder von der regelmäßig erforderlichen Stoßlüftung zur Lufterneuerung und zur Absenkung der CO2-Konzentration.“
Drei weitere Bottroper Schulen haben nun Luftreiniger im Einsatz
Neben der JKG profitieren noch drei weitere Bottroper Schulen von der Anschaffung. So wurden Geräte im Offenen Ganztag der Ludgerusschule aufgestellt, weitere werden im Ganztag an der Nikolaus-Groß-Schule installiert und eines an der Willy-Brandt-Gesamtschule.
Landesprogramm ergänzt Bundesförderung
Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt, mobile Luftreiniger nur in Ausnahmefällen und als flankierende Maßnahme einzusetzen. Er könne demnach ergänzend sinnvoll sein, allerdings nur, wenn eine ausreichende Lüftung nicht möglich sei, so das Landesbauministerium unter Berufung auf eine entsprechende Handreichung des UBA.
Der Bund hat ein Förderprogramm aufgelegt, um bestehende „Raumluft-technische Anlagen“ in öffentlichen Gebäuden und Versammlungsstätten um- und aufzurüsten. Das Land hat sich dann entschlossen, ergänzend ein eigenes Förderprogramm aufzulegen, mit dem die Anschaffung mobiler Geräte bezuschusst wird
Dass an der JKG vergleichsweise viele Geräte nötig sind, hängt damit zusammen, dass die Fassade und entsprechend auch die Fenster alt und teilweise nicht mehr gängig sind. Die energetische Sanierung der Gebäude an der Horster Straße ist schon beschlossen, bisher aber noch nicht angelaufen. René Heuwieser und Titus Wirtz hoffen, dass tatsächlich, wie mal angedacht war, im Sommer mit den Bauarbeiten begonnen wird. Dann könnte am Ende überall wieder konventionell gelüftet werden.