Bottrop. Mit einem Neubau soll das Stenkhoffbad fit für die Zukunft gemacht werden. An der Kasse erleben Besucher aber den Rückfall in die Vergangenheit.

„Wir sichern einen Heimatort für die Zukunft.“ Mit diesen Worten übergab Kommunalministerin Ina Scharrenbach im Stenkhoffbad einen Zuwendungsbescheid über 1,5 Millionen Euro für den Neubau eines Multifunktionsgebäudes. Die Freude darüber beim Bäderbetrieb wird derzeit massiv getrübt durch den Ärger darüber, dass die neuen Kassenautomaten immer noch nicht funktionieren. „Wir kassieren momentan wieder per Hand wie vor einigen Jahrzehnten“, sagt Betriebsleiter Jürgen Heidtmann.

Die gute Nachricht zuerst. Sie ist zwar schon ein paar Monate alt, doch am Dienstag überbrachten Ministerin und Regierungspräsidentin den Bescheid über die Förderung. „Diese Landesregierung hat eine Leidenschaft für Schwimmbäder“, sagt Ina Scharrenbach. „Kinder müssen schwimmen lernen. Nicht nur, weil es gesund ist und fit hält, sondern weil das Leben retten kann.“

Da ist der Zuwendungsbescheid: von links Regierungspräsidentin Dorothee Feller, Michael Gerdes (SPD-MdB), Oberbürgermeister Bernd Tischler, Thomas Göddertz (SPD-MdL), Bürgermeisterin Monika Budke, Andrea Swoboda (Grüne), Kommunal-Ministerin Ina Scharrenbach und Bürgermeister Klaus Strehl.
Da ist der Zuwendungsbescheid: von links Regierungspräsidentin Dorothee Feller, Michael Gerdes (SPD-MdB), Oberbürgermeister Bernd Tischler, Thomas Göddertz (SPD-MdL), Bürgermeisterin Monika Budke, Andrea Swoboda (Grüne), Kommunal-Ministerin Ina Scharrenbach und Bürgermeister Klaus Strehl. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Bad blieb durch Bürgerentscheid erhalten

Oberbürgermeister Bernd Tischler erinnerte daran, dass die Politik ernsthaft bereits über eine Schließung des Stenkhoffbades wegen des immer höheren Zuschussbedarfes und des schlechten Zustandes nachgedacht habe. Ein Bürgerentscheid hatte das 2013 verhindert. Jetzt sei das Bad wieder „fester Bestandteil unserer Bäderlandschaft“ und mit dem Neubau, in dem die Duschen und Umkleiden untergebracht würden, auf einen guten Weg gebracht.

Den Dank aus Bottrop für das Geld von Bund und Land beantwortete die Ministerin mit einem Kompliment, das nur auf den ersten Blick schräg klingt: „Überall, wo ein Fördertopf steht, ist Bottrop nicht weit.“ Damit spielt sie darauf an, dass die Verwaltung es in den letzten Jahren zur Meisterschaft gebracht hat, Mittel aus möglichst vielen Fördertöpfen einzuwerben, zuletzt etwa aus dem Landesprogramm zur Sanierung der Innenstädte.

Baubeginn 2023 geplant

Wann kann der Neubau im Stenkhoffbad kommen? Von der Idee, die Bauarbeiten parallel zu den Arbeiten am benachbarten Autobahndreieck Bottrop durchzuführen, hat der Sport- und Bäderbetrieb sich längst verabschiedet. In den nächsten fünf Jahren werde Autobahn Westfalen in Bottrop wohl nicht loslegen, schätzt Heidtmann. Er geht deshalb davon aus, dass die Arbeiten für den Neubau und die Rampen in die Becken für mehr Barrierefreiheit 2023 beginnen und im September 2024 abgeschlossen sein könnten.

Weiter Ärger mit den Kassenautomaten

Keine Prognosen will er dagegen mehr abgeben darüber, wann endlich die automatischen Kassensysteme ans Laufen kommen. Derzeit wird im Stenkhoffbad der Eintritt kassiert wie schon vor Jahrzehnten: aus einer Geldkassette aus dem Fenster der Schwimmmeister. Seit April stehen die neuen Automaten in den Hallenbädern und jetzt auch im Freibad. „Inzwischen sind die Rechner auch am Netz, aber es läuft trotzdem nichts“, sagt Heidtmann. „Wir haben dem Unternehmen immer wieder Zeitvorgaben gemacht, aber nichts ist passiert.“ Zuletzt hatte sich die Hoffnung zerschlagen, wenigstens zum Ferienstart könne das Kassensystem laufen.

Jetzt sitzen die Mitarbeiter des Bäderbetriebs wieder selbst an den Kassen. Dazu haben sie, vom Rat frisch beschlossen, ein neues Tarifsystem, das die bisherige Tarifstruktur deutlich übersichtlicher machen soll. Ein zentrales Element ist eine neue Geldwertkarte. Der Plan: „Durch eine bargeldlose Zahlungsweise soll der Eintrittspreis in den jeweiligen Hallenbädern und im Freibad abgebucht werden.“ Aber wenn nichts gebucht werden kann, macht der Verkauf dieser Karten wenig Sinn.

Keine Nachweise beim Freibadeintritt

In den Hallenbädern der Stadt gilt immer noch die Nachweispflicht, dass die Badegäste getestet, geimpft oder genesen sein und das nachweisen müssen. Im Stenkhoffbad sind diese Nachweise nicht mehr erforderlich.

Auch eine Registrierung für eine eventuelle Kontaktnachverfolgung ist nicht mehr notwendig. Das wegen Corona zunächst gesperrte Planschbecken ist wieder geöffnet. Die Besucherzahl im Bad ist derzeit auf 1000 gedeckelt.