Bottrop. Bottrops evangelische Gemeinde zeigt Flagge gegen Diskriminierung Das scheint nicht jedem zu gefallen. Auch anderswo wurde die Flagge gestohlen.

In der evangelischen Gemeinde herrscht Empörung. Die Regenbogenfahne, die seit der Interkulturellen Woche gegen Rassismus und Diskriminierung im März an der Fassade der Martinskirche hängt, ist zum wiederholten Mal entwendet worden. Da es dabei nicht nur um Diebstahl sondern auch um Sachbeschädigung geht, hat die Gemeinde jetzt Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Denn nicht nur die Fahne wurde gestohlen. Auch die komplette Verankerung, an der die Gemeinde nicht nur die Regenbogenfahne sondern auch andere Banner anbringt, sei aus dem Mauerwerk gerissen worden und das ginge gar nicht, sagt Pfarrerin Lisa Krengel.

Diebstahl und Sachbeschädigung: Verankerung wurde aus dem Mauerwerk gerissen

Die erste Fahne hatte sie noch spontan selbst genäht und nach Rücksprache mit den Gremien der Kirchengemeinde aufgehängt. Das mittlerweile vierte Regenbogenbanner ist inzwischen kein Unikat mehr. Es kommt von der so genannten Stange, wurde also gekauft. Viele hätten sich damals gefreut, als die Gemeinde Flagge für Vielfalt und Toleranz zeigte, so Lisa Krengel. „Aber offensichtlich stößt das nicht auf ungeteilte Zustimmung.“

Dass Menschen aus der Gemeinde sich an dem auffälligen Zeichen vergreifen, glaubt die Pfarrerin eher nicht. Aber bei der prominenten Lage in der City fällt das Banner natürlich jedem ins Auge. Da hat die Cyriakuskirche es etwas leichter. Die Regenbogenfahne hängt dort etwas höher. Und das wollen sie jetzt an der Martinskirche auch versuchen.

Die Martinskirche mit der Regenbogenfahne. Die Gemeinde möchte nach den Diebstählen die Flagge höher anbringen.                          
Die Martinskirche mit der Regenbogenfahne. Die Gemeinde möchte nach den Diebstählen die Flagge höher anbringen.                           © evangelische Kirche

Gremien treffen letzte Entscheidung

Als Kirchengemeinde müsse man bei einem gesamtgesellschaftlichen Thema Stellung beziehen. „Und wir sprechen uns für Toleranz und gegen Diskriminierung anderer, auch gleichgeschlechtlicher Lebensentwürfe aus“, so Lisa Krengel. Ob denn die Kirche an ihren Gebäuden mit Fahnen oder Bannern auf jede gesellschaftliche Entwicklung reagieren sollte? „In diesem Fall ja, das haben wir vorher diskutiert, weil es ja auch Thema in den Kirchen selbst ist“, sagt die Theologin.

Auf die Frage, ob denn auf jedes gesellschaftspolitisch aktuelle oder relevante Thema mit Bannern an der Kirche Zeichen gesetzt würden, beispielsweise nach antisemitischen Vorfällen, wie konkreten Angriffen auf jüdische Einrichtungen oder ähnlichen Vorfällen, antwortet die Pfarrerin diplomatisch: „Da würden wir natürlich in Absprache mit den Gremien reagieren.“ Übrigens hängt auch an der Gnadenkirche auf dem Eigen der Regenbogen. Allerdings in sicherer Höhe.

Reaktion auf Debatte innerhalb der katholischen Kirche

In der katholischen Großpfarrei St. Joseph wurden ebenfalls Regenbogenfahnen gestohlen. „An St. Pius gleich vier Mal“, weiß Roberto Giavarra, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. Dort zeigte man, ähnlich wie in St. Cyriakus, die Flagge nach der Veröffentlichung eines Briefes, in dem der Bischof von Essen sich leicht modifizierend zur päpstlichen Absage an Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare äußert.

Großpfarrei ist geteilter Meinung beim Regenbogenbanner

„Die Fahnen sind in diesem Fall eine Gemeindereaktion auf die Aussagen aus dem Vatikan, nehmen also auch Stellung zu einer innerkirchlichen Diskussion“, so Roberto Giavarra. Man habe in den Gremien von St. Joseph intensiv diskutiert und sei nicht immer einer Meinung gewesen. In der Boy hinge deswegen zum Beispiel die Regenbogenfahne nicht. An der Josephkirche würde sie bei allgemeiner Beflaggung an Feiertagen zusammen mit den üblichen Kirchenfahnen gezeigt. Nur: Das Entwenden der Fahnen sei kein Diskussionsbeitrag, sondern einfach Diebstahl.