Bottrop. Die 3. Kompanie der Alten Allgemeinen verteilt am Ball-Tag in Bottrop ein Notgebinde: Pils, Wurst, Kompaniebefehl und Zielwasser für daheim.

Altgediente Schützen wissen: An den Schützenfesttagen gibt es immer eine besondere Diät. Currywurst, Pils, Zielwasser - zuweilen noch Reibekuchen. Auch diese kurze wie deftige Kur fällt wie alle anderen großen Veranstaltungen der Alten Allgemeinen der Pandemie zum Opfer. „Aber wir haben für Ersatz gesorgt, to-go gewissermaßen“, sagt König Ralf I. Schönberger. Mit Königin Beate I. Kewitsch blickt er auf die zusehends schrumpfende Bierkastenpyramide im Schatten der neuen Kompaniefahne und der wenigen Bäume auf dem Parkplatz der Dieter-Renz-Halle. Und sie blicken auf ein weiteres Jahr als amtierendes Königspaar.

Zielwasser mit Star-Foto der Bottroper Majestäten

Hans Josef Eßling freut sich über sein Paket fürs „Schützenfest to-go“ aus den Händen des amtierenden Königspaares Ralf I. und Beate I. Mit einer Kiste Stauer, Currywurst, einem Schützenglas sowie Zielwasser können die Mitglieder der 3. Kompanie sich über den ausgefallenen Ball und den abgesagten Umzug ein wenig hinwegtrösten.
Hans Josef Eßling freut sich über sein Paket fürs „Schützenfest to-go“ aus den Händen des amtierenden Königspaares Ralf I. und Beate I. Mit einer Kiste Stauer, Currywurst, einem Schützenglas sowie Zielwasser können die Mitglieder der 3. Kompanie sich über den ausgefallenen Ball und den abgesagten Umzug ein wenig hinwegtrösten. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Dort verteilen nämlich die Mitglieder der 3. Kompanie, in diesem Jahr die Königskompanie, die Notpakete an die Mitglieder. Einen Kasten Stauder, die obligatorische Wurst, den gedruckten Marschbefehl in abgespeckter Form und Zielwasser, kleine Flachmänner mit hochprozentigem Inhalt, darauf ein Star-Foto der amtierenden Majestäten.

Drive-in, draußen, alphabetisch geordnet und mit Abstand: Ein wenig mutet alles an wie der Gang zum Impfzentrum. Nur die Stimmung ist natürlich besser, nicht nur bei den anwesenden Offizieren oder den Damen des Hofstaats, die eigentlich am Abend ihre großen Roben beim traditionellen Königsball im Festzelt auf dem Donnerberg ausgeführt hätten. Einige halten das frisch bedruckte Bierglas hoch. Auf der Inschrift ist „Schützenfest 2021“ durchgestrichen.

Corona-Gläser sind nächstes Jahr reif fürs Archiv

Zielwasser mit Königspaar: Wie die eigens angefertigten Biergläser erinnern die kleinen Flachmänner künftig an eines der ganz wenigen ausgefallenen Bottrop Schützenfeste. Das ist bislang nur in Kriegszeiten der Fall gewesen.
Zielwasser mit Königspaar: Wie die eigens angefertigten Biergläser erinnern die kleinen Flachmänner künftig an eines der ganz wenigen ausgefallenen Bottrop Schützenfeste. Das ist bislang nur in Kriegszeiten der Fall gewesen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Das hat es so wirklich noch nicht gegeben in fast 150 Jahren seit Gründung der Alten Allgemeinen. Im Grunde müssten Heimatmuseum und Stadtarchiv ein gläsernes Ausfallexemplar bekommen. Beate I. nickt. Sie stammt aus einer wirklich alten Schützenfamilie. „Großvater, Vater, Bruder, unsere Familie ist mit der Alten Allgemeinen seit Generationen verbunden und niemand kann sich an so ein Nicht-Schützenfest erinnern“, sagt die Königin.

In Bottrop bilden die Schützengesellschaften immer noch einen Querschnitt durch die Gesellschaft ab. 650 Mitglieder hat allein die Alte Allgemeine. Gut 150 gehören zur 3. Kompanie. Die Damen dabei nicht mitgezählt. „Mitglieder sind ja nach wie vor nur die Männer“, erklärt Beate Kewitsch. Mit Ralf I. ist sie nun ein Jahr länger als vorgesehen im Amt. Dass im kommenden Jahr das Schützenfest wieder ausfallen wird, kann und will sich bei der originellen To-go-Aktion wirklich niemand vorstellen. „Der Gemeinschaft hat das alles bis jetzt nicht geschadet, das hoffe ich wenigstens“, sagt König Ralf I. „Aber irgendwann sollen alle auch die zehn jungen Neu-Schützen kennenlernen, einen Maigang, das Ostereierschießen, den Ausmarsch und natürlich den großen Ball miterleben.“

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Was Corona möglich macht, findet statt. So lässt das Wetter immerhin einen kleineren Abend im und vor dem Kompanielokal Hürter zu. Wem das zu voll wird, kann ja ausweichen. Immerhin hat die gut Hälfte der Kompaniemitglieder mittags ja schon Stauder, Wurst und Zielwasser to-go abgeholt.