Alte Allgemeine sagt ihr Schützenfest ab. Ralf I. und Beate I. bleiben so länger im Amt. Warum sie noch nicht wissen, ob sie sich darüber freuen.
„Als der Vogel fiel, hatten wir unsere Amtszeit quasi schon durchgeplant“, sagt Ralf I. (Schönberger). Doch ziemlich schnell, nachdem er im Sommer 2019 den Thron der Alten Allgemeinen erobert hatte, war klar: Vieles, was er und seine Königin Beate I. (Kewitsch) sich für ihre Regentschaft vorgenommen hatten, fiel aus. Großveranstaltungen, Geselligkeit und Gemeinschaftserlebnis – Dinge, wofür auch die Schützen stehen – alles undenkbar in Corona-Zeiten
Konsequent und logisch also, dass die Alte Allgemein auch ihr für diese Jahr geplantes Schützenfest abgesagt hat. Dass im Sommer auf dem Donnerberg ein Fest mit hunderten Mitgliedern, Besuchern und Gästen gefeiert werden kann – schwer vorstellbar. Also hat der Vorstand die Reißleine gezogen, das Fest um ein Jahr verschoben.
Dreijährige Amtszeit fühlt sich kürzer an als zwei reguläre Jahre
Vorsitzender Andreas Pläsken: „Vielleicht gäbe es im Sommer die Möglichkeit, irgendwie ein Schützenfest zu organisieren, aber das wäre dann wie der Weihnachtsmarkt, der vielleicht auch irgendwie möglich gewesen wäre. Nur wäre es dann eben nicht mehr der Weihnachtsmarkt gewesen.“ Sprich das Fest irgendwie über die Bühne zu bringen, womöglich nur im Kreis der Mitglieder, das sei nicht der Anspruch der Gesellschaft. Schließlich wolle die Alte Allgemeine ein Fest für die Stadt organisieren, dazu gehöre eben auch der Aufmarsch vor dem Rathaus oder der Zapfenstreich und die Paraden in der Stadt.
Für Ralf und Beate bedeutet die Absage: Aus zwei Jahren im Amt werden auf einmal unerwartet drei Jahre. Wobei die Königin einschränkt: „Selbst unsere dreijährige Amtszeit ist ja kürzer als die regulären zwei Jahre.“ Will heißen: Große Höhepunkte wie das Königsfest, der Bataillonsfrühschoppen oder auch die Veranstaltungen der Kompanien blieben auf der Strecke. Dort als Königspaar teilzunehmen – unmöglich.
Bottroper Schützen hoffen, dass im Sommer erste kleinere Veranstaltungen möglich sind
Und bisher kann auch niemand sagen, wann das gesellschaftliche Leben so weit wieder hochfahren darf, dass Veranstaltungen der Schützen wieder möglich sind. Vorstand und Königspaar hoffen auf den Sommer. „Wir haben einige Ideen für Outdoor-Veranstaltungen, vielleicht kann man ja auch bestehende Traditionen ausweiten, so dass man sich dann möglicherweise wieder in größerem Rahmen treffen kann“, sagt Ralf I. Für die erste Veranstaltung brauche man wahrscheinlich nicht einmal Musik, so groß sei der Redebedarf, scherzt der König.
Insofern ist die Freude über das gewonnene Jahr im Amt zwar da, gleichzeitig bleibt die Unsicherheit, wie dieses Bonusjahr wohl aussehen mag. Ist tatsächlich ein wenig Normalität möglich? Da geht es den Schützen nicht anders als anderen Vereinen. „Wir haben in der Kompanie seit vergangenem Jahr zehn bis 15 neue Mitglieder. Persönlich hat man sich aber noch gar nicht treffen und kennenlernen können“, gibt Ralf I. ein einfaches Beispiel.
Im vergangenen Jahr musste das Königspaar daher aktiv werden, neue Wege finden, um in der Gesellschaft präsent zu bleiben und das Schützenleben in schwierigen Zeiten aufrecht erhalten. Zum einem nutzt es da die sozialen Medien, etwa über den Facebook-Auftritt als Königspaar. Zusätzlich versenden die beiden ganz klassisch etwa Karten mit Geburtstagsgrüßen an die Offiziere.
Besonders aufwendig: Im vergangenen Jahr haben sie einen Tag für ein Foto-Shooting genutzt. Herausgeputzt in Uniform und festlichem Kleid haben sich Ralf I. und Beate I. auf eine Tour durch die Stadt begeben. Entstanden ist dabei ein Fotokalender, den die Majestäten an alle Mitglieder ihrer Kompanie verteilt haben.
Eines aber steht schon jetzt fest: Durch ihre dreijährige Amtszeit ist ihnen ein besonderes Kapitel in der fast 150-jährigen Chronik der Alten Allgemeinen sicher. Zwar sind sie nicht die ersten mit einer längeren Amtszeit, doch bei ihren Vorgängern waren Kriege ein Grund dafür, dass es kein Schützenfest und somit keine neuen Majestäten gab. Ganz so schlimm ist es bei Ralf und Beate zum Glück nicht, trotzdem stelle Corona sicher „eine Zäsur“ dar, sagt Andreas Pläsken. Es sei eine Zeit, an die man sich lange zurück erinnern werde.