Kirchhellen. Damit ist das größte Einzelstück Kanalbau in Grafenwald-Mitte erledigt. Zwei Jahre haben die Arbeiten gedauert, ziemlich genau nach Plan.

Sieht aus, als würden die Firmen im Auftrag des Fachbereichs Tiefbau an der Schneiderstraße mindestens zeitlich eine Punktlandung hinlegen. Zwei Jahre nach Beginn der Großbaustelle soll sie fertig werden. Damit ist das größte Einzelstück Kanal in Grafenwald-Mitte geschafft.

Statt eines Mischwasserkanals liegen jetzt unter der Schneiderstraße zwei Kanäle für Schmutz- und für Niederschlagswasser, das so nicht mehr aufwändig in den Kläranlagen der Emschergenossenschaft aufbereitet werden muss. Das ist der Grundgedanke der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“, die die Emschergenossenschaft mit ihren Partnerstädten abgeschlossen hat (siehe Kasten). Bis 2025, so steht es in einem Vertrag zwischen der Stadt und der Genossenschaft, soll die Trennung der Wasserströme in Grafenwald-Mitte abgeschlossen sein. „Für dieses Ziel müssen wir uns sputen“, sagt Heribert Wilken, Leiter des Fachbereichs Tiefbau. Immerhin: Mit dem Kanal unter der Schneiderstraße ist das größte Einzelstück geschafft.

Zwei Jahre Baustelle

Zwei Jahre haben Kanalbau und Straßensanierung gedauert. Wo immer möglich, versucht der Fachbereich Tiefbau diese beiden Maßnahmen aus Kostengründen zu verbinden. Und versucht danach mit einer Aufbruchsperre für die nächsten fünf Jahre zu verhindern, dass die frisch sanierte Straße gleich wieder von Versorgern aufgerissen wird. An der Schneiderstraße hatten sie reichlich Zeit, ihre Leitungen vor Beginn der Kanalbaumaßnahme zu verlegen: Fast vier Jahre dauerte die politische Debatte um Nutzen und vor allem Kosten für die auf 7,3 Millionen Euro veranschlagte Baumaßnahme.

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„Die Kanäle liegen in der Schneiderstraße“, sagt Wilken. „Jetzt fehlen noch Arbeiten an Gehwegen und an Fahrbahnanschlüssen.“ Nach dem aktuellen Wintereinbruch werden die Arbeiten wohl die nächsten zwei Wochen ruhen, schätzt er nach Gesprächen des Fachbereichs mit dem ausführenden Unternehmen. Anfang Mai will er aber Vollzug melden können.

Wie es in Grafenwald weitergeht

Ottenschlag, Ottenkamp und Martin-Luther-Straße werden die nächsten Kanalbaustellen in Grafenwald-Mitte sein, und zwar noch in diesem Jahr, wenn die Vergabe wie geplant läuft. Danach stehen im Fünfjahresplan des Fachbereichs Heimersfeld, Maystraße und Karl-Wessels-Straße, bevor es mit dem Straßen im Handwerkerquartier (unter anderem Töpfer- und Gerberstraße) weitergeht.

Wilken nacht den Anwohnern etwa des Ottenschlag eine klare Ansage, die gar nicht dringend auf eine Sanierung warten und sich mit dem jetzigen Straßenzustand bestens arrangiert haben: „Wir werden den Endausbau auf jeden Fall machen.“ Allerdings diesmal nicht unmittelbar im Anschluss an den Kanalbau, weil es zeitlich nicht in den Fahrplan passt.

Zukunftsvereinbarung Regenwasser

Die Zukunftsvereinbarung Regenwasser ist das 2005 verabschiedete gemeinschaftliche Bekenntnis aller Städte des Emschergebiets sowie des Umweltministeriums des Landes NRW und der Emschergenossenschaft zu einem anspruchsvollen wasserwirtschaftlichen Ziel: Sauberes Regenwasser soll, wo immer möglich, nicht mehr in die Kanalisation und zu den Kläranlagen geleitet werden, sondern wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugute kommen.

Die Partner sind sich darüber einig, dass die Emscherregion einen anderen Umgang mit Regenwasser braucht. Im Landeswassergesetz erhält die naturnahe Regenwasserbewirtschaftung daher für Neubaugebiete inzwischen Vorrang vor der Mischwasserkanalisation. Für unsere Region, in der die Besiedlung zum größten Teil bereits besteht, ist dies aber nicht genug – hier muss sich auch in den bestehenden Gebieten etwas ändern. In diesem Jahr wird die Emschergenossenschaft Bilanz ziehen, ob die Einleitung von Regen- und Reinwasser in die Kanalisation wie erhofft um 15 Prozent verringert wurde.