Bottrop. In Bottrop gibt es keine Long-Covid-Ambulanz. Fälle tauchen auch beim Hausarzt auf, einige werden an die Uni-Klinik nach Essen verwiesen.
Beim großen Corona-Check der WAZ wurde auch die Frage gestellt: „Wie sehr sehen Sie Ihre Gesundheit durch das Virus gefährdet?“ Auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 5 (sehr stark) urteilten die Bottroper insgesamt mit 3,17. Fragt man allein Long-Covid-Patienten, dürfte eine 5 die klare Antwort sein.
Solche Long-Covid-Fälle kommen auch in einer ganz normalen Hausarztpraxis vor, sagt. Dr. Christoph Giepen, Allgemeinmediziner und Sprecher des Bottroper Ärztevereins. Rund zehn Post-Covid-Patienten gebe es allein in seiner Praxis, einen Teil habe man zur Spezial-Ambulanz an die Uni-Klinik Essen überwiesen.
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Long-Covid-Syndrom: Betroffene teilweise wochen- oder monatelang arbeitsunfähig
Geschilderte Symptome seien am häufigsten Abgeschlagenheit und Müdigkeit. „Es gibt auch Patienten, die nachträglich noch Luftnot haben oder nicht leistungsfähig sind aufgrund von Kreislauf- oder Lungenproblemen.“ Facharztbesuche bei Pneumologen, Kardiologen, Neurologen stünden an. „Die Betroffenen sind teilweise wochen- oder monatelang arbeitsunfähig.“
Dr. Markus Peuckert, Chefarzt der Inneren am Marienhospital (MHB), sagt aus seiner Erfahrung: „Wenn man einen schweren Verlauf hat, sollte man etwa mit zwölf Wochen rechnen, bis man vollkommen auf dem Damm ist.“ Müdigkeit, Luftnot, teils Husten oder psychische Probleme nach der intensivmedizinischen Behandlung – die volle Leistungsfähigkeit könne lange auf sich warten lassen. „Das ist auch in gewisser Weise normal, das sehen wir etwa bei einer schweren bakteriellen Lungenentzündung auch.“
Bottroper Krankenhäuser haben keine Long-Covid-Ambulanz
Von richtigem Long Covid könne man sprechen, wenn die Beschwerden über zwölf Wochen hinaus anhalten. „Letztlich ist dann die Reha gefragt. Wir fangen da stationär durchaus an, alle Patienten bekommen Physiotherapie und Atemübungen.“ Weiteres geschehe in der Regel im ambulanten Bereich.
Weder das MHB noch das Knappschaftskrankenhaus (KKH) verfügen über eine Long-/ oder Post-Covid-Ambulanz. Im KKH sehen Dr. Guido Trenn, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I, und seine Kollegen nur die besonders schweren Fälle, die aufgrund von Schädigungen an Organen wie Lunge (Narbengewebe) oder Herzmuskel erneut ins Krankenhaus kommen. Grundsätzlich stellt Trenn klar: „Die meisten haben mit Covid nicht ganz so große Probleme. 85 Prozent der Betroffenen merken nie etwas oder haben einen ganz leichten Verlauf. Diese haben häufig auch nicht das Ausmaß an Langzeitfolgen.“
Chronisches Fatigue-Syndrom : Erschöpfung und Kopfschmerzen
Wo aber solche von Patienten beschrieben werden, sind sie vielfältig. So wisse man etwa, dass die Nerven angegriffen werden, dass es zu Einschränkungen der Konzentrationsfähigkeit komme. „Dann gibt es das Chronische Fatigue-Syndrom“, so Trenn weiter, eine umfassende Erschöpfung inklusive etwa Kopfschmerzen, Bewegungsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Schlafproblemen oder Schweißanfällen. Letztlich beobachte man an Symptomen „ein Sammelsurium, das zu objektivieren schwierig ist“, sagt Trenn. Da sind noch weitere wissenschaftliche Analysen nötig.
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Im Übrigen gebe es auch andere Viren, die zum Beispiel ein chronisches Fatigue-Syndrom oder eine Herzmuskelentzündung auslösten. Andere Symptome wie Müdigkeit treten wiederum auch bei Nicht-Covid-Patienten aufgrund der besonderen Lage der Pandemie auf, so Trenn, der von einem „diffizilen Bild“ spricht. „Das Ausmaß ist nicht ganz klar. Aber selbst wenn es ein geringes Ausmaß gibt, ist das vermeidbar, indem man sich impfen lässt.“