Bottrop-Kirchhellen. Das Muttertagsherz aus Bergers Backstube war der Renner in Feldhausen. Und vor dem Muttertagsmenü to go gönnte sich mancher Vater - ja, was?

Bei rekordverdächtigen 28 Grad war am Sonntag alles unterwegs, was Beine und (Zwei-)Räder hatte. Erster Anlaufpunkt: Grafenmühle. Die Biker vertreiben sich die Zeit mit Pause, Posen, Pommes essen, und die Kinder stehen Schlange vor der Purple Turtle Ice Cream Theke. Alle sind verschwitzt, zufrieden, hungrig und – hilfsbereit.

Volker und Britta haben ihre FFP-2 Masken vergessen, als sie heute Morgen im nahen Oberhausen-Königshardt zur Radtour aufgebrochen sind? Kein Problem. Tim und Hanna aus Wesel helfen gerne aus. Nur Frido, der fünfjährige Malteserrüde, ist nicht so recht mit der Welt im Reinen. Er musste heute zum erstem Mal im Fahrradanhänger mit auf Tour. Und jetzt ist ihm schlecht. Und daran ist das verflixte schöne Wetter schuld. Tatsächlich ist es so warm, dass in Grafenwald sogar die Alpakas und die Galloways Schatten suchen.

Ausflügler nehmen Getränke mit auf die Bänke im Kirchgarten

Zehn Kilometer nördlich lassen es sich die Gäste vorm Gasthof Berger gut gehen. Die Innenräume und der Biergarten sind natürlich coronabedingt geschlossen, aber die Ausflügler haben längst die Initiative ergriffen und eine Ausweichmöglichkeit gefunden. Sie holen Getränke und Speisen an der Außentheke ab und lassen es sich dann auf den 50 Meter entfernten Bänken des Kirchengartens gut gehen. Heiß begehrt sind sogar die Baumstümpfe auf der Kirchenwiese. Auf ihnen schmeckt das Fassbier gleich doppelt nach Abenteuer.

„Heute Morgen startete bei uns eine Gruppe zu einem Mottolauf: Joggen gegen Rassismus“, erzählt Stefan Bertelwick, einer der beiden Inhaber des Gasthofes Berger, „und als die nach einer Stunde wieder zurückkamen, haben die sich riesig über eine Runde frisch Gezapftes gefreut“. Am ersten Mai hat der Wirt den Außenausschank erstmals angeboten. Da ist er tatsächlich ganz früh morgens persönlich nach Essen zur Brauerei gefahren, um das Fassbier abzuholen. Und seine Kunden haben es ihm gedankt.

Auf dem Weg zum Heidesee gehen wegen des sommerlichen Wetters viele spazieren. Unter den grünen Baumdächern ist es sogar ein wenig kühler als in der warmen Sonne.
Auf dem Weg zum Heidesee gehen wegen des sommerlichen Wetters viele spazieren. Unter den grünen Baumdächern ist es sogar ein wenig kühler als in der warmen Sonne. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Bei schlechtem Wetter schmeckt das Bier auch im Auto gut

„Es kommt seit dem immer öfter vor, dass Familienväter persönlich zum Beispiel den Mittagstisch abholen. Die sind dann gerne mal eine Viertelstunde früher da, und während wir das Essen einpacken, genießen die familiären Essensboten ihr frisch gezapftes Pils. Am liebsten natürlich draußen in der Sonne, aber bei schlechtem Wetter schmeckt das notfalls auch im Auto gut“, schmunzelt Bertelwick.

Für den heutigen besonderen Sonntag hatte das Berger-Team sich ein spezielles „Muttertags-Menü to go“ ausgedacht mit Spargel, Maiwirsing und Kartoffelstampf. „Das fand bei unseren Gästen auch viel Anklang“, stellt Volker Rütter, Mitinhaber des Gasthofs, fest, „aber der Renner war natürlich unser Muttertagsherz.“ Schon nachts um drei hatte er mit seiner Crew in der Backstube gestanden und diese besondere Spezialität aus frischen Erdbeeren, Biskuit und Marzipan gezaubert.

Natürlich hoffen wie Bertelwick alle Bottroper Gastronomiebetreiber, dass sie bald ihre Lokale wieder öffnen dürfen. Es wäre schon ein großer Schritt, wenn die Gäste sich wenigstens in den Biergärten wieder treffen könnten. Und was sollte da mehr Optimismus stiften als so ein rekordverdächtiger 28-Grad Sonntag?