Bottrop. Im Garten am Gasthof Berger sind kaum Tische frei. Von Horden angetrunkener Männer mit Bollerwagen hatte die Polizei in Bottrop keine Spur.
Bollerwagen ziehen Väter auch am Vatertag in der Corona-Krise hinter sich her. Nur sitzen diesmal kleine Kinder darin. Daniel zum Beispiel hat auf dem Waldweg am Heidhof in Kirchhellen ein kleines Mädchen im Schlepp. "Kinderbespaßung ist jetzt doch das wichtigste", meint der Ausflügler. Sonst ist in seinem Bollerwagen nur noch ein Kübel mit Grünpflanzen zu finden, und nicht einmal ein Tröpfchen Bier. Der Heidhof ist zwar geschlossen, doch sein großer Spielplatz ist auch so ein lohnendes Ziel für Kinder und Väter.
Allerdings ist die Schranke vor der Zufahrt zum Heidhof heruntergelassen. Sie ist mit einem dicken Schloss verriegelt. Die Fußgänger kommen über die Grünstreifen rechts und links an der Schranke vorbei. Auch viele Radfahrer rollen vorsichtig über die schmalen Grasstreifen. Doch für Autofahrer ist vom Alten Postweg aus kein Durchkommen. Dafür haben die Pkw-Fahrer an diesem langen Wochenende zum ersten Mal wieder freie Fahrt zur Grafenmühle. Dort herrscht ziemlicher Trubel, und auch im Garten des Gasthofes Berger in Feldhausen ist am Vatertag-Nachmittag kaum noch ein Tisch frei.
Besucher haben viel Spaß beim Minigolf
"Die Leute wollen endlich einfach auch mal wieder vor die Tür", erklärt Markus Plängsken, Sachgebietsleiter aus dem städtischen Ressort für Recht und Ordnung, das ziemlich dichte Kommen, Gehen und Fahren auf der Ausflugsmeile in Grafenwald. Es herrscht am Feiertag bei sommerlichen Temperaturen ja auch herrliches Ausflugswetter. Viele Familien und Paare flanieren über die Grafenwälder Meile. Motorradclubs sind sowieso fast immer dort. Über 100 Fahrer haben ihre Motorräder in einer langen Reihe vor die Ausfluglokale gestellt. Wo immer möglich, parkt Pkw an Pkw.
Auf den Veranden und Terrassen erfrischen sich die Besucher mit Getränken. Andere lassen mit viel Spaß auf den Minigolf-Bahnen die Kugeln rollen. Die meisten Gäste halten Abstand zueinander. Falls einige doch nicht darauf achten, weisen sie die Ordnungskräfte um Markus Plängsken auf die Regeln hin. Seit dem Vatertag-Morgen sind die Ordnungshüter schon auf Streife. "Wir sind in erster Linie beratend unterwegs", betont Plängsken. Morgens holten sich die Wirte noch den einen oder anderen Ratschlag, welche Gäste beisammen sitzen dürfen oder welche Hygiene-Regeln zu beachten sind, danach kümmerten sich die Ordnungskräfte darum, dass auch die Besucher sich an die Regeln halten.
Ordnungskräfte gehen an der Grafenmühle auf Streife
Dass die Grafenwälder Ausflugsmeile gut besucht sein würde, damit hatte der Bottroper Corona-Krisenstab ja gerechnet. "Bisher war die Grafenmühle an den langen Wochenenden ja komplett abgeriegelt. Am Vatertag ist sie zum ersten Mal wieder zugänglich", sagt Markus Plängsken. Das sei auch eine Frage der Gerechtigkeit. "Wenn sonst überall in der Stadt die Gastronomen ihre Lokale wieder öffnen dürfen, können wir es den Wirten an der Grafenmühle ja schlecht verweigern", meint der Mitarbeiter der Stadt. Das Ordnungsamt habe seine Kontrollen dafür aber ganz gezielt auf die Ausflugsmeile konzentriert. Denn an der Grafenmühle begegneten sich schon allein deshalb mehr Gäste, weil dort Lokal neben Lokal liege.
So viele Gäste wie sonst seien an dem Feiertag trotz des ständigen Kommen und Gehens an der Grafenmühle aber auch wieder nicht unterwegs, findet Maurizio Vacca. Auf der Terrasse seines italienischen Restaurants stehen die Tische weiter auseinander als sonst, auch wenn der Wirt meint: "Im Freien zu sitzen, ist ja kein Problem". Etliche Gäste lassen es sich auf dem überdachten Freisitz schmecken. Doch der Gastronom betont: "An einem normalen Vatertag kommen noch viel mehr Leute hier her. Vatertag ist einer unserer besten Tage in der Saison.
Radler fahren in Pulks in die Wälder hinein
Auch im Umkreis der Grafenmühle sind viele Radfahrer unterwegs. In kleineren Pulks oder auch nur zu zweit überqueren sie den Alten Postweg, um durch den Wald und in die Kirchheller Heide zu radeln. Gut besucht ist auch der große Garten des Gasthofes Berger in Feldhausen. Vor allem zur Kaffee-Zeit melden sich immer wieder Gäste an dem provisorischen Empfang an, den Stefan Bertelwick und seine Mitarbeiterinnen am Garteneingang im Freien aufgebaut haben. "Das ist der erste Tag überhaupt, an dem wir so einen guten Besuch haben", freut sich der Gastwirt.
Jeder Besucher kann sich am Eingang die Hände desinfizieren. Unter den großen Sonnenschirmen ist kaum ein Tisch unbesetzt. Vor allem Kaffee und Kuchen genießen die meisten Berger-Gäste. "Wir haben dieselbe Zahl an Tischen, wie sonst auch. Der Garten ist ja groß genug, da können wir die Plätze weiter auseinander ziehen", erklärt Bertelwick. Die Abstandsregeln in der Corona-Krise einzuhalten, sei da kein Problem. Denn auch seine Gäste seien sehr rücksichtsvoll. "Es murrt nicht einer, es gibt nicht einmal den Versuch einer Diskussion", bedankt sich der Gastwirt bei seinen Gästen.
Keine Horden angetrunkener Männer zu sehen
Ein ähnlich zufriedenes Fazit ziehen auch die Polizisten, die an der Grafenmühle in Bereitschaft sind. Olaf Guzicki und Holger Kunert loben die Ausflugsgäste für ihre Disziplin. "Es war kein Eingreifen nötig, allenfalls hin und wieder mal ein klärendes Gespräch", sagt Olaf Guzicki, der Leiter des Bottroper Bezirksdienstes. Ein wenig schmunzelnd merkt er an: "Hier sind keine Horden angetrunkener Männer mit Bollerwagen aufgetaucht. Es waren nicht einmal welche in der Nähe. Das war ja durchaus auch schon mal anders."