Bottrop. Hans-Heribert Temminghoff sammelt seit 40 Jahren Kunst zum Thema Schuhe. Sieben Werke zeigt Oberhausens Ludwiggalerie nun in einer Ausstellung.
High Heels, dünne Stilettos, durchgelatschte Sneaker, irrwitzige Fetisch-Kreationen: Wenn der Schuh zur Kunst wird, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Und wo Hans-Heribert Temminghoff als Orthopädie-Schumachermeister Schnappatmung bekommen hätte, lässt er als Sammler von Schuhkunst ein zufriedenes Lächeln erkennen. Seit vier Jahrzehnten schenkt er dem Schuh in der Kunst sein besonderes Augenmerk. Und mindestens ein Schuh sollte es schon sein auf den Grafiken, Drucken, Zeichnungen, Plakaten oder der Malerei, die die Privaträume aber auch ein kleineres Depot im Haus in der Stadtmitte füllen. „Petersburger Hängung“, sagt der 83-Jährige, dem die Handwerkskammer Münster kürzlich den Diamantenen Meisterbrief verlieh. Stimmt. Im Arbeitszimmer ist kaum noch Wandfläche zu sehen, so dicht hängen dort die Arbeiten, die sich dem Schuh-Thema in unterschiedlichster Weise nähern.
Von sieben Werken hat sich Hans-Heribert Temminghoff gerade getrennt. Auf Zeit, natürlich. Sie hängen als Leihgaben in der Ausstellung „Art about Shoes“ in der Ludwig Galerie im Schloss Oberhausen. Dort ist zurzeit fast alles ausgestellt - coronabedingt leider nicht zu besuchen -, was es vom legendären Fußabdruck Buddhas über Heilige des Mittelalters bis hin zu Andy Warhols Auseinandersetzung mit dem Fußkleid so gibt. Aus der Sammlung Temminghoff sind immerhin Arbeiten von Jörg Immendorff („Meine Malerschuhe“, 1996) oder die „Sandteichschuhe“ von Georg Baselitz darunter. Aber auch eine ungewöhnliche Fotoarbeit von Heike Junge, die Schlittschuhe von unten durchs Eis betrachtet, ist nun bis Ende Mai dort ebenso zu sehen, wie Richard Lindners Farblithografie „Tête d’Homme“. Ein Fetisch-Stiefel mit rotem hohen Absatz, der irgendwie an Frankreichs tanzverliebten Sonnenkönig Ludwig XIV. denken lässt, dessen „Markenzeichen“ diese auffälligen Absätze waren.
Kontakt zu Künstlern und Galerien
Vor etwa 40 Jahren hat Hans-Heribert Temminghoffs Sammelleidenschaft begonnen. Das erste Schuh-Bild kaufte er in der heute nicht mehr existierenden Kunsthandlung Berkenbusch und Dohr an der Kirchhellener Straße. „Kunst hat mich schon immer interessiert, Ausstellungsbesuche oder der Kontakt zu Galerien gehören ebenso dazu, wie Künstlerbekanntschaften.“ Heike Junge traf Temminghoff auf einer Studentenausstellung in Bochum, den in Essen lebenden Rolf Escher, von dem er einige Arbeiten besitzt, besuchte er in dessen Atelier. „Das Thema ,Schuh’ habe ich irgendwann zu meinem gemacht, vielleicht auch wegen des Berufs. Für mich ist es eine spannende Nische im weiten Kunstbereich“, sagt der Sammler.
Als er irgendwann von den Ausstellungsplänen in Oberhausen hörte, nahm er Kontakt zur Museumsdirektorin auf. Später kam Christine Vogt nach Bottrop, zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Temminghoff’schen Sammlung - und wurde fündig für „Art about Shoes“. So, wie Hans-Heribert Temminghoff fündig wurde in Günter Grass’ Galerie in Lübeck, wo er dessen „Schuhe und Scherben“ oder „Meine portugiesischen Wanderschuhe“ als signiertes Einzelstück aus einem Mappenwerk in 100er Auflage erwarb. Beim Ausstellungsbesuch in Wernigerode Anfang der 90er Jahre stieß er auf Arbeiten von Inge Jostram. Von der Künstlerin, die 2019 für ihr Lebenswerk den Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern erhielt. Seither befindet die Serie „Acht Schuhfrauen“ im Besitz des Bottropers.
Die Neugier auf Kunst bleibt
Aber auch abseits der Schuh-Pfade hat sich Hans-Heribert Temminghoff seine Neugier auf Neues in der Kunst bewahrt. Natürlich besucht er regelmäßig Ausstellungen im Museum Quadrat. „Da ist eine interessante Linie zu erkennen, gute Themen, die auch viele Auswärtige nach Bottrop ziehen.“ Aber mit seiner „Kunst-Clique“ aus Ostwestfalen ist er regelmäßig überregional unterwegs und hofft nun auf ein baldiges Ende der Pandemie - und vielleicht auf eine Verlängerung der Schau in Oberhausen. Denn unabhängig von den Temminghoff’schen Leihgaben: „Die Ausstellung ist wirklich gut gemacht.“
Ausstellungsöffnung ungewiss
Die Ausstellung „Art about Shoes“ in der Ludwiggalerie ist noch bis zum 24. Mai zu sehen. Öffnungszeiten sind pandemiebedingt noch ungewiss. www.ludwiggalerie.de.