Bottrop-Kirchhellen. Rebecca Schwartmann hatte vor einem Jahr die Idee zu dem Tauschregal für Kinderspielzeug. Das hat sich aus der Corona-Initiative entwickelt.

„Oh, gerade waren noch Spiele da“, sagt Rebecca Schwartmann beim Blick auf das Tauschregal, das sie vor ihrer Haustür an der Dorfheide aufgestellt hat. Jetzt dominieren Kinder-Bücher die vier Fächer in dem weißen Regal, dazu Sandförmchen, ein Tierkinder-Quartett und ein kleiner Puzzleball. Das Angebot, das die Kirchhellenerin zu Beginn der Corona-Krise für Kinder ins Leben gerufen hat, ist zu einem Selbstläufer geworden, „alle aus der Umgebung nehmen daran teil“. Inzwischen wird es sogar von Familien aus Nachbarstädten angesteuert. „Das ist größer geworden, als ich je gedacht habe!“, staunt die 35-Jährige.

Zielgruppe des Kirchhellener Tauschregals: Kinder bis zum Grundschulalter

Das Prinzip ist einfach: Wer sich ein Spielzeug, ein Buch, eine DVD aus dem Tauschregal herausnimmt wird gebeten, selbst ein anderes Teil einzustellen. Das ist aber keine Bedingung, um etwas mitnehmen zu dürfen. Zielgruppe sind jüngere Kinder bis zum Grundschulalter. Ihnen will die Erzieherin nicht nur kleine Überraschungen zum Spielen, sondern auch ein Ziel für einen Ausflug bieten.

„Anfangs gab es einmal einen strikten Lockdown, bei dem man auch nicht auf die Spielplätze durfte“, erinnert Rebecca Schwartmann an das vergangene Frühjahr. „Damals hatte ich Probleme, meinen Sohn zum Rausgehen zu motivieren.“ Sieben Jahre alt war er da; und seiner Mama war klar: Das geht anderen Familien genau so. Gleichzeitig habe sie Zeit gehabt, nicht mehr gebrauchte Sachen auszumisten. Wie Spielzeug zum Beispiel, das Rebecca Schwartmann in der Corona-Pandemie aber nicht einfach in einem Karton vor die Tür stellen wollte, in der dann möglicherweise die unterschiedlichsten Leute herumwühlen.

Wie das Tauschregal zu handhaben ist steht auf einem Zettel. Rebecca Schwartmann bittet alle Nutzer um Rücksichtnahme und Corona-Abstand.
Wie das Tauschregal zu handhaben ist steht auf einem Zettel. Rebecca Schwartmann bittet alle Nutzer um Rücksichtnahme und Corona-Abstand. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Aus dem Keller holte sie das kleine weiße Regal nach draußen mit dem Gedanken: „Da kann sich jeder ganz sauber ein Teil rausnehmen.“ Gezielt nimmt sie mit dem Tauschregal bis heute die Kinder in den Blick. „Es ist ein Anlaufpunkt, zu dem sie hinkommen können“, meint Rebecca Schwartmann. Und gleichzeitig eine Plattform zum Tauschen – Online-Plattformen mit dem gleichen Zweck könnten Kinder ja noch nicht nutzen.

Familien aus Grafenwald oder Gladbeck radeln zum Tauschregal

„Ich weiß, dass Kinder aus Grafenwald oder Gladbeck mit ihren Eltern eine Radtour hierhin machen“, erzählt die 35-Jährige. Nur selten gab es bisher negative Erlebnisse rund ums Tauschregal. Allerdings: „Letztens war ich sehr erbost, weil innerhalb von 20 Minuten, in denen ich einkaufen war, das komplette Regal leergeräumt wurde.“ Es habe sich dann herausgestellt, dass sich dort wohl jemand bedient habe, die zum Regal gehörenden Anweisungen nicht verstanden hat.

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Dem ersten Reflex, ihre Aktion nach diesem Erlebnis einstellen zu wollen, gab die Kirchhellenerin nicht nach. Über die sozialen Netzwerke zum Beispiel wurden die Leute auf das leer gefegte Regal aufmerksam – und handelten. „Innerhalb von einem Tag war das Regal plötzlich überfüllt“, erzählt Rebecca Schwartmann von spontanen Spenden. „Ich habe davon noch drei Einkaufstaschen im Keller, so das ich nachfüllen kann. Es soll ja übersichtlich bleiben.“

Tauschregal in Kirchhellen steht nur bei schönem Wetter draußen

Anfangs stellte Rebecca Schwartmann das Regal mit einigem Aufwand jeden Tag raus und abends wieder rein. Im Winter pausierte sie. „Jetzt steht es nur noch tageweise bei schönem Wetter draußen.“ Nicht gedacht ist es dafür, dass jemand seine kompletten Sachen ausmistet oder Dinge reinlegt, die in den Augen der Initiatorin eher etwas für den Müll sind. Eine total abgenutzte Holzrassel oder ein offenbar einst nass gewordenes und und gewelltes Pixi-Buch hat sie zum Beispiel schon entsorgt. Denn: „Kinder, die schöne Sachen hierhin bringen, sollen auch etwas Schönes wieder mitnehmen können.“

Keine Kuscheltiere

Rebecca Schwartmann hat einen Info-Zettel mit Regeln zum Tauschregal gelegt. Dazu gehört, dass nichts auf den Gehweg oder neben das Regal gestellt werden soll, wenn dieses bereits voll ist. Für Medien (Bücher, DVDs CDs) und Spielzeug hat sie jeweils zwei Fächer vorgesehen und entsprechend beschriftet. Nicht ins Tauschregal hinein gehören Kuscheltiere, Accessoires (Sonnenbrillen, Armbänder. . .) oder Kleinteile zum Beispiel aus Ü-Eiern, auch darum bittet die Initiatorin.Sind gleich mehrere Interessenten gleichzeitig am Regal, müssen sie die gebotenen Abstände beachten.