Bottrop. Bottrops Rat berät Mittwoch hinter verschlossenen Türen: Warum ein Neubau der Feuerwache billiger wäre und wie lange eine Sanierung dauern würde.
Die Stadtspitze stellt die Weichen für einen Neubau der Hauptfeuerwache. Oberbürgermeister Bernd Tischler hat den Rat für Mittwoch zu einer Sondersitzung eingeladen, um hinter verschlossenen Türen Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für die fällige Sanierung oder den Neubau der Wache vorzustellen. Danach würde der Neubau der Hauptfeuerwache auf einem anderen Grundstück weniger kosten und wäre auch schneller fertig als die Renovierung und der ebenfalls nötige Ausbau an jetziger Stelle. Die Sanierung der alten Wache im laufenden Betrieb wäre nur in Etappen möglich und würde sehr lange dauern: sage und schreibe 17 Jahre lang.
Mit einem Neubau der Hauptfeuerwache wäre die Stadt dagegen viermal so schnell fertig, geht aus Überlegungen der städtischen Planer hervor. Für die Bauarbeiten auf einem freien Gelände braucht die Stadt auf dem Papier rund vier Jahre. Die Sanierung der alten Wache an der Hans-Sachs-Straße würde dagegen von Anfang 2024 bis Ende 2040 dauern. Davon gehen Fachleute der Feuerwehr sowie der städtischen Abteilung für Immobilienwirtschaft aus. Denn die Renovierung und der Ausbau müssten zwingend in sechs große Bauabschnitte unterteilt werden, um den laufenden Betrieb der Feuerwehr nicht zu gefährden, heißt es.
Der Preis für das Grundstück kommt noch oben drauf
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Auch der Kostenvergleich, den die Verwaltung zunächst intern anstellte, spricht für den Neubau der Hauptfeuerwache auf einem freien Gelände. Dieser wäre für die Stadt etwa 23 Prozent günstiger als die Sanierung der alten Wache, teilte Oberbürgermeister Tischler dem Rat vorab mit. Das Grundstück für den Neubau muss die Stadt aber erst noch kaufen. Auch dann sei der Neubau aber immer noch die wirtschaftlichere Alternative, versichert Tischler.
Externe Gutachter hätten die Überlegungen der städtischen Ressorts mittlerweile überprüft und für plausibel erklärt. Die Feuerwehr hatte zunächst gemeinsam mit dem Ressort für Immobilienwirtschaft intern über sechs Monate lang an den Konzepten sowohl für eine Sanierung als auch für einen Neubau der Feuerwache gearbeitet. Ihre Überlegungen wurden jetzt von einer Beratungsfirma gecheckt, die die Gemeindeprüfungsanstalt auf Bitten der Stadt beauftragt hatte. Ihre Resultate werden dem Rat nun am Mittwoch im Detail präsentiert.
Ein Grundstück für die neue Wache ist auf dem Papier schon reserviert
Die Verwaltung spricht sich nicht nur wegen der Kosten, sondern vor allem wegen der zu erwartenden langen Bauzeit gegen eine Sanierung der alten Feuerwache aus. Sie befürchtet, dass es dadurch zu „einer deutlichen Mehrbelastung der Mitarbeiter“ käme. Bei einer so langen Bauzeit wäre auch der notwendige Wissenstransfer der Projektverantwortlichen und Fachkräfte kaum zu gewährleisten. Bei einem Ausbau der alten Feuerwache gingen auch die Freiflächen für Übungen sowie der Platz für die freiwillige Feuerwehr und die Jugendfeuerwehr verloren.
Einen möglichen Platz für eine komplett neue Hauptfeuerwache hat sich die Stadt planerisch auch schon reservieren lassen. Die Feuerwehr fasst dafür das große Feld an der Ecke von Kirchhellener Straße und Josef-Albers-Straße in der Nähe des Marienhospitals ins Auge. Bisher darf auf dem freien Feld nicht gebaut werden. Der Bau von Wohnhäusern und Firmengebäude soll auch weiterhin tabu bleiben, einzig und allein für die neue Feuerwache wollen die Planer eine Ausnahme machen. Beigeordneter Klaus Müller hatte zwar betont, dass damit keine Vorentscheidung gefallen sei, andere Gelände kommen als Standort einer neuen Feuerwache aber kaum in Frage, weil die Feuerwehr nur von einem Korridor entlang der Hans-Sachs-Straße und der Kirchhellener Straße aus die meisten Einsatzorte in der Stadt auch schnell genug erreichen kann.
Die fast 50 Jahre alte Feuerwache weist viele Mängel auf
Mit der Generalsanierung der Berufsfeuerwehr befasst sich die Stadtspitze bereits seit Jahren. Denn die Anfang der 1970er Jahre erbaute Feuerwache genügt den Erfordernissen längst nicht mehr. Arbeitsschutz und Arbeitshygiene weisen etwa in Sachen Desinfektion und Atemschutz Mängel auf. Moderne Feuerwehrfahrzeuge passen nicht mehr in die zu kleinen Fahrzeughallen. Die Haustechnik müsste von der Heizung bis zur Lüftung fast komplett saniert werden. Bei Großeinsätzen hätte der dann nötige Krisenstab nicht genug Platz und in den Keller der alten Wache dringt schon seit Jahren immer wieder Wasser ein.
Kritik an Sondersitzung
An der Sondersitzung des Rates ist Kritik laut geworden. Vertreter kleinerer Ratsparteien halten sie für unnötig. Über die Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen zum Feuerwehrneubau könne der Rat auch in seinen turnusmäßigen Sitzungen beraten, argumentieren sie.
Denn auch die Fachausschüsse des Rates sollen vor einer endgültigen Entscheidung ja erst noch zu Wort kommen. DKP-Vertreter Michael Gerber zum Beispiel mahnt daher, dass die Stadt sparsamer mit den Sitzungsgelder der Ratsvertreter umgehen sollte.