Bottrop. Radler müssen in Bottrop schieben, damit Autofahrer am Zebrastreifen warten müssen. Damit Radler Vorfahrt bekommen, käme es auf den Versuch an.

Eine Art Zebrastreifen für Radfahrer will die Bottroper SPD testen. Darauf sollen Radfahrer Vorfahrt bekommen, wenn sie eine Straße überqueren. Autofahrer müssten dann an solchen Zebrastreifen wie bei den Fußgängern auch abbremsen und abwarten, bis die Radler vorbei sind. „Wir wollen so erreichen, dass die Radwege bevorrechtigt werden und Radfahrer einfacher und bequemer durch die Stadt fahren können“, sagte SPD-Ratsherr Rüdiger Lehr. Der Vorsitzende des Bottroper Verkehrsausschusses will mit Hilfe des Straßenverkehrsamtes dazu an der Parkstraße einen Verkehrsversuch starten und erhofft sich davon Erkenntnisse für unzählige ähnliche Stellen im Stadtgebiet.

Denn bisher ist es ja so, dass Bürger, die auf dem Radweg mit dem Fahrrad einen Straße kreuzen, anhalten müssen, sobald ein Auto heran rollt. Das gilt generell auch an Zebrastreifen so - es sei denn, die Fahrer steigen ab und schieben das Fahrrad. Dann sind sie ja Fußgänger und haben Vorrang vor den Autofahrern. Rüdiger Lehr fordert da jetzt aber gleiches Recht für die Radler. Dennoch weiß er: „Dazu müssen wir die Straßenverkehrsordnung ändern. Im Gesetz findet sich dazu nichts“.

Test am Torbogenhaus des Bottroper Stadtgartens

Bei der Verkehrsverwaltung findet der Vorstoß der SPD ein positives Echo. „Es gibt die Möglichkeit, solche Verkehrsversuche über die Bezirksregierung beim Land zu beantragen“, erklärt Monika Werwer. „So können wir in der Praxis prüfen, welche Vorteile oder Nachteile eine solche Regelung hat“, sagte sie. Eine geeignete Stelle für den geplanten Verkehrsversuch haben Verwaltung und SPD bereits im Blick: den Weg, der vom Torbogenhaus des Stadtgartens am Eingang des Jahnstadions vorbei fast bis zur Kreuzung von Lamperfeld und Hans-Böckler-Straße führt.

Radfahrer müssen am Torbogenhaus des Bottroper Stadtgartens warten. Vorfahrt haben die Autos, wenn die Radler ihr Gefährt nicht über den Zebrastreifen schieben. Versuchsweise sollen jetzt aber die Radler vorfahrt bekommen.
Radfahrer müssen am Torbogenhaus des Bottroper Stadtgartens warten. Vorfahrt haben die Autos, wenn die Radler ihr Gefährt nicht über den Zebrastreifen schieben. Versuchsweise sollen jetzt aber die Radler vorfahrt bekommen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Der Harald-Lubina-Weg ist sehr stark frequentiert“, weiß Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff. Jogger und Spaziergänger nutzen den Weg aus dem Stadtgarten heraus, und es überqueren an dem historischen Torbogen eben auch viele Fahrradfahrer die Parkstraße. Auch Verkehrsdezernent Klaus Müller hält diese Stelle für einen guten Platz für den geplanten Verkehrsversuch, weil dort alle Verkehrsteilnehmer ziemlich freie Sicht haben. Auf einer mit rotem Straßenbelag hervorgehobenen Fahrspur sollen Radfahrer daher dort zunächst versuchsweise Vorfahrt bekommen. „Die Anwohner wären sicher auch nicht böse, wenn der Autoverkehr hier gebremst würde“, meint Verkehrsausschussvorsitzender Lehr.

Rotes Pflaster deutet die Fahrradspur schon an

Auch interessant

Angedeutet ist die Fahrspur für Radfahrer durch rotes Pflaster auf den Bürgersteigen schon, nur würden Radler darauf zurzeit Autofahrern noch unerlaubterweise die Vorfahrt nehmen, wenn sie einfach über die Parkstraße hinweg rollen. Auf Nummer sicher zu gehen, ist dem Verkehrsdezernenten jedoch wichtig. Bisher habe die Stadt daher auch auf Radfahrer-Queren-Schilder an der Parkstraße verzichtet, um die Fahrradfahrer nicht in eine falsche Sicherheit zu wiegen. Die Parkstraße sei für den Verkehrsversuch aber eine gute Wahl, weil für Autofahrer Höchsttempo 30 gilt - und eigentlich soll auch die Parkstraße ja ohnehin zu einer Fahrradstraße werden, auf der Autofahrer auf Radler besonders Rücksicht nehmen müssen.

Auch SPD-Bundestagsabgeordneter Michael Gerdes ist bei dem Verkehrsversuch mit bei der Sache. Er will in Berlin für die nötige Gesetzesänderung werben. „Es sind immer mehr Leute mit dem Rad unterwegs. Aus dem Verkehrsversuch heraus lässt sich womöglich eine gesetzliche Neuregelung erreichen, die dann auf alle anderen Städte übertragbar ist“, sagte er.