Bottrop. In Bottroper Schulen und Kita nahmen die Corona-Infektionen zu. Jetzt hat sich die Lage beruhigt. Darum lagen teure Test-Pakete in Ecken herum.
Bei Präsenzunterricht steigt in den Bottroper Schulen die Zahl der Infektionsfälle. Diese Erkenntnis vermittelte Gesundheitsamtsleiter Christian Marga den Mitgliedern des Bottroper Sozialausschusses. Es habe zwar keine regelrechten Corona-Ausbrüche in den Bottroper Schulen gegeben, doch: „Bei Präsenzunterricht gab es eine sehr deutliche Zunahme von Infektionsfällen“, berichtete der Mediziner. Bei diesen Corona-Infektionen habe es sich allerdings um Einzelfälle gehandelt, von denen unterschiedliche Schulen und Klassen betroffen waren. Auch in den Kindergärten sei es trotz eingeschränkten Betriebes zu einer Zunahme an Infektionen gekommen.
Weder Schuldezernent Paul Ketzer noch Gesundheitsamtsleiter Marga trauen den derzeitig niedrigen Corona-Inzidenzwerten in Bottrop. „Das ist nicht ein Anzeichen dafür, dass wir nicht auf dem ansteigenden Ast der dritten Welle sind“, betonte der Mediziner. Auch Schuldezernent Paul Ketzer mahnte, die Corona-Schutzregeln unbedingt weiterhin zu beachten. Mit Blick auf die geringeren Bottroper Inzidenzwerte der letzten Tage sagte er den Mitgliedern des Bottroper Schulausschusses: „Es besteht die Gefahr, dass man sich wohl fühlt, aber das ist kein Grund“.
In Bottrop herrscht die britische Variante des Coronavirus’ vor
Denn auch in Bottrop herrscht jetzt die britische Variante des Coronavirus vor. Diese ansteckendere Mutation des Virus habe sich innerhalb weniger Wochen auf einen Anteil von mehr als 90 Prozent ausgebreitet, erklärte Gesundheitsamtsleiter Marga. Es seien vor allem Bewohner mittleren und jüngeren Alters, die sich mit dem Virus anstecken. „Das ist auch ein Effekt der Impfungen“, erklärte er, da ja vor allem auch ältere Menschen geimpft wurden. Auffällig sei dabei, dass sich Beschäftigte untereinander anstecken und nicht von denjenigen Personen, die sie zum Beispiel pflegen oder medizinisch betreuen. „Die Ansteckung geht nicht vom Gegenüber aus, sondern von den Kollegen untereinander“, erläuterte der Leiter des Gesundheitsamtes.
Während der Schuldezernent darauf verwies, dass es derzeit an drei Schulen Corona-Infektionen gibt und vier Schüler sowie eine Lehrkraft in Quarantäne seien, verwies der Leiter des Gesundheitsamtes auf fünf betroffene Kindergärten in Bottrop und „ein sehr dynamisches Geschehen“. Doch die Corona-Lage ändert sich schnell, wie Stadtsprecher Andreas Pläsken klar machte. Während das Gesundheitsamt am Dienstag noch von keinem einzigen Sekundärfall bei Corona-Infizierungen ausging, stieß der Bottroper Krisenstab inzwischen darauf, dass es in einer Kindertagesstätte eben doch zu Sekundärfällen kam. Bei einem Fall bestehe Gewissheit, es bleibe abzuwarten, ob es nicht noch zu weiteren komme, sagte der Stadtsprecher.
Die nötigen Selbsttests liegen in Bottroper Schulen jetzt vor
In den drei Wochen vor Ostern wurden 31 Corona-Fälle in 18 Schulen sowie ein Sekundärfall bei einem Lehrer gemeldet, berichtete wiederum Schuldezernent Ketzer. „Das ist zu viel, das ist nicht gut, das hat Auswirkungen auf den Unterrichtsverlauf“, meint der stellvertretende Verwaltungschef. Alles in allem kann Stadtsprecher Pläsken mit Blick auf Schulen und Kitas nun aber sagen: „Die Lage hat sich beruhigt“. Es gebe aber keine Klarheit darüber, ob der jetzt zu verzeichnende Rückgang an Infektionen ein Effekt der Osterfeiertage und der Ferienwoche sei, erläuterte Gesundheitsamtsleiter Marga. Tagesaktuelle Infektionszahlen kann der Krisenstab wegen der nun fälligen Software-Umstellung im Gesundheitsamt erst wieder Mitte kommender Woche nennen.
Eltern lassen Tests nicht zu
Der Krisenstab geht davon aus, dass durch die Selbsttests in Schulen und Kindergärten auch solche Corona-Fälle erkannt werden, die wegen der Symptomfreiheit bisher nicht aufgefallen sind. Das hänge aber gerade auch von der Testbereitschaft ab.
Denn Voraussetzung sei, dass die Eltern diesem Vorgehen auch zustimmen. Das städtische Ressort für Schule und Jugend berichtet allerdings, dass viele Eltern das nicht erlauben. „Es gibt einen nicht unwesentlichen Teil von Eltern, die die Tests nicht zulassen“, erklärte Stadtsprecher Andreas Pläsken.
Dafür hat die Stadt aber Gewissheit darüber, dass sowohl den Kindergärten als auch den Schulen für die kommende Woche die nötige Anzahl der Selbsttestkits vorliegen. „Ob wir damit aber auch an den Schulen die nächsten zwei Wochen auskommen, wissen wir nicht“, sagte der Stadtsprecher. Sowohl das Jugendressort als auch Schuldezernent Ketzer klagten zuletzt über Probleme bei den Anlieferungen. „Die waren für Samstag angekündigt, aber Samstag war keiner da“, sagte Ketzer. Ohnehin komme es durch die Transportfirmen, die oft nur bis zur ersten Schwelle liefern, zu Schwierigkeiten. Das führe dazu, dass Pakete im Wert mehrerer tausend Euro auf den Geländen „in irgendeiner Ecke herumliegen“, schilderte der Beigeordnete der Stadt.