Bottrop. Seit Dienstag gilt die Notbremse. Die Bottroper Einzelhändler müssen schließen. Doch das ist nur eine Folge. Es greifen weiter Verschärfungen.

Seit Dienstag gilt in Bottrop die Corona-Notbremse. Und anders als die übrigen Ruhrgebietsstädte schließt der hiesige Krisenstab auch alle Hintertürchen. Ein negativer Schnelltest gewährt hier keinen Eintritt in die Geschäfte. Die Auswirkungen zeigen sich schon am Dienstagmittag. In der Innenstadt sind dann doch weniger Menschen unterwegs als in den Tagen zuvor, als die Geschäfte noch den Einkauf nach Termin anbieten durften.

Stattdessen haben viele Einzelhändler wieder einen Tisch an die Tür gestellt, versperren so den Zugang zu ihren Läden und geben nur noch zuvor bestellte Waren aus. „Click and Collect“ – also vorher telefonisch oder im Internet bestellen und dann vor Ort abholen – so heißt das Gebot der Stunde in der Bottroper City wieder. Größere Filialisten wie C&A, H&M oder Ernstings Familiy haben ihre Läden in Bottrop ganz dicht gemacht, verweisen stattdessen auf die eigenen Online-Shops als Alternative. Diese Regeln gelten für alle Geschäfte, die Waren über den täglichen Bedarf hinaus anbieten, also etwa Bau- und Gartenmärkte, Textilgeschäfte oder Buchhandlungen.

Am Dienstagmittag gab es noch geöffnete Läden in der Bottroper City

Dass in Bottrop die Läden zunächst nicht mehr öffnen dürfen, habe man am Montag, nachdem die Entscheidung gefallen war, breit kommuniziert, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Auch die Wirtschaftsförderung sei eingebunden gewesen, habe den Handel entsprechend informiert. Der kommunale Ordnungsdienst sei aber auch im Einsatz, um die Einhaltung der geltenden Regeln zu überprüfen.

Das scheit auch notwendig zu sein. Denn Dienstagmittag schienen noch nicht alle Einzelhändler die für Bottrop geltenden Regeln verinnerlicht zu haben. So ließ beispielsweise Woolworth Kunden nach vor mit Termin und Registrierung ein, am Nachmittag war auch der Laden geschlossen. Auch der Discounter Action bot Kunden nach wie vor das komplette Sortiment nach Termin an. Zumindest das war während des Lockdowns beschränkt auf Dinge des täglichen Bedarfs.

Die Corona-Notbremse in Bottrop greift in vielen Bereichen

Doch nicht nur der Einzelhandel ist von der Regelverschärfung betroffen. Die Notbremse greift in vielen Bereichen und dreht alle Lockerungen seit dem 8. März wieder zurück. Deshalb gelten in Bottrop wieder folgende Regeln:

Kontakte sind nur noch zwischen einem Hausstand und maximal einer weiteren Person erlaubt. Kinder unter 14 werden nicht mitgerechnet. Eine Ausnahme gilt an Ostern (1.- 5. April). In diesem Zeitraum dürfen sich alternativ auch zwei Hausstände mit maximal fünf Personen im öffentlichen Raum treffen. Kinder unter 14 sind auch hier nicht mitgerechnet.

Friseure dürfen weiterhin öffnen, Büchereien und Museen bleiben geschlossen

Körpernahe Dienstleistungen, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, sind wieder untersagt. Das bedeutet, dass etwa Kosmetiksalons, Nagel- oder Massagestudios schleißen müssen. Zulässig bleiben nur medizinisch erforderliche Dienstleistungen, Friseurdienstleistungen, Fußpflege und Personenbeförderung.

Der Besuch von Museen, Kunstausstellungen ist wieder untersagt auch Bibliotheken müssen wieder schließen. „Der Betrieb ist auf die Abholung und Auslieferung bestellter oder abholbarer Medien sowie deren Rückgabe beschränkt“, heißt es seitens des Landes.

Viele Bottroper äußern sich positiv zur Entscheidung des Krisenstabs

Zusätzlich hat der Krisenstab vor Ort verfügt, die Ausflugsziele Grafenmühle und Tetraeder ab Gründonnerstag über Ostern zu sperren, um Menschenansammlungen zu vermeiden.

Modellkommune

Das Land NRW hat angekündigt sechs bis acht Modellkommunen bestimmen zu wollen. In diesen Modellregionen sollen Öffnungen coronabedingter Einschränkungen mit strengen Schutzmaßnahmen und Testkonzepten erprobt werden. Nach Ostern. Rund 40 Kommunen hätten bereits Interesse angemeldet, erklärt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet.

Auch Bottrop zeigt Interesse an so einem Modellversuch. Allerdings plane man da keinen Alleingang, erklärt Stadtsprecher Andreas Pläsken auf Nachfrage. Derzeit gebe es Absprachen mit Nachbarstädten über eine mögliche gemeinsame Bewerbung. Zuletzt hatte sich unter anderem die Bottroper FDP dafür stark gemacht, dass sich die Bottrop für das Projekt bewerben sollte.

Während vor allem der Einzelhandel die neuerlichen Einschränkungen nicht gut heißt, sehen es viele Bottroper anders. Auf der Facebook-Seite der Lokalredaktion äußert sich die Mehrheit positiv, dankt Krisenstab und OB für die getroffene Entscheidung. Selbstverständlich ist das nicht repräsentativ, zeigt aber ein Stimmungsbild. Lediglich ein Leser übt Kritik: „Unser Problem sind nicht gut dokumentierte Besuche im Fachgeschäft, sondern alle anderen unbekannten Besuche.“ Die Versuche, die Innenstadt nu wieder zu beleben „werden durch diese Regelung im Keim erstickt“.