Bottrop. Weil sie ein Zimmer mit einem Mann teilen sollte, brach eine Bottroperin ihre Behandlung ab. Klinik erklärt, warum so etwas häufiger vorkommt.

„Ich sollte auf ein Zimmer mit einem Mann kommen. Das kommt überhaupt nicht infrage“, auch einen Tag danach ist der Bottroperin Anna Thiemann die Empörung am Telefon deutlich anzuhören. Aber der Reihe nach: In der vergangenen Woche sei sie ins Knappschaftskrankenhaus eingeliefert worden, berichtet die 83-Jährige. Es bestand der Verdacht auf einen Schlaganfall. Nach einer Nacht in der Klinik sollte sie dann auf eine andere Station verlegt werden. Das Zimmer, das ihr zugewiesen wurde, sei jedoch schon belegt gewesen – mit einem Mann.

Dass sie sich das Zimmer mit einem Mann teilen sollte, hat die Bottroperin entsetzt. „Ich wusste gar nicht, dass so etwas üblich ist.“ Gegenüber ihrer Ärztin habe sie dann sehr deutlich gemacht, dass eine gemischte Zimmerbelegung für sie nicht infrage komme. Es endete damit, dass sie das Krankenhaus verlassen habe. „Ich sollte dann unterschreiben, dass ich auf eigene Verantwortung gehe.“ Für Anna Thiemann ein Unding. Schließlich habe sie die Klinik gar nicht verlassen wollen, schon gar nicht auf eigene Verantwortung. Doch die äußeren Umstände seien nun einmal so gewesen, dass es ihr unmöglich war, zu bleiben.

Krankenhaus beruft sich im konkreten Fall auf die Schweigepflicht

Auch Anna Thiemanns Tochter Sylvia Pabich machen die Erlebnisse ihrer Mutter sprachlos. Sie kenne eine solche Belegung eigentlich nur von der Intensivstation.

Das Knappschaftskrankenhaus will sich auf Nachfrage zum konkreten Fall nicht äußern, beruft sich auf die Schweigepflicht. Grundsätzlich allerdings komme es durchaus häufiger vor, dass sich Frauen und Männer ein Zimmer teilen müssten, berichtet Sprecherin Anja Ernsting. „Das betrifft dann aber Bereiche wie die Intensivstation oder die Stroke Unit.“ Dort würden Patienten speziell überwacht und die Zahl der Betten sei begrenzt.

Auf Normalstationen wird in der Regel ein Zusatzbett ins Zimmer gestellt

Auf den Normalstationen stelle man, wenn es gar nicht anders gehe, aber ein zusätzliches Bett in ein Zimmer, um eben genau solche gemischtgeschlechtlichen Belegungen zu verhindern. Außerdem achte man wenn möglich darauf, dass die Patienten die sich ein Zimmer teilen, zusammenpassen – etwa was Alter oder Diagnosen angehe. Ein weiterer Sonderfall sei derzeit aber die Corona-Verdachtsstation. Dort würden Patienten aufgenommen, bei denen das Ergebnis des Corona-Tests noch aussteht. Auch dort könne es kurzzeitig zu einer Zimmerbelegung von Mann und Frau kommen. „Da reden wir aber in der Regel von Stunden.“

Anja Ernsting ist im KKH auch verantwortlich für das Beschwerdemanagement. Sie appelliert in solchen oder ähnlichen Fällen, sich an diese Stelle im Haus zu wenden. Auch im konkreten Falle sei man gesprächsbereit und hoffe auf eine Lösung.