Mit publikumswirksamen Ausstellungen mit Werken von prominenten Künstlern erreichte das Quadrat in den neunziger Jahren deutliche höhere Besucherzahlen. Der jetzige Museumschef fährt einen anderen Kurs
Museumsleiter Dr. Ulrich Schumacher gönnte dem Publikum im Quadrat öfter mal ein Bonbon. Das Haus zeigte unter dem Titel „Klassiker der Moderne” Werke von Künstlern, deren Namen den Erfolg der Präsentation garantierten: Carl Spitzweg, Marc Chagall, Pablo Picasso. Einer der Höhepunkte war 1996 die Ausstellung von Werken des Expressionisten Emil Nolde, die 50 000 Besucher anlockte. Schumann-Nachfolger Dr. Heinz Liesbrock verzichtet konsequent auf diese „Quotenbringer”, deren Anziehungskraft die jährliche Besucherzahl auf bis zu 76 000 (1990) hochschnellen ließ. Zum Vergleich: Im Vorjahr besuchten 24 500 Kunstfreunde das Quadrat, nachdem die Besucherzahl 2006 erstmals unter 20 000 gesunken war.
Die Statistik beunruhigt Liesbrock nicht. Einen Abwärtstrend der Besucherzalhen kann er daraus nicht ablesen, denn auch unter Verzicht auf die „Klassiker der Moderne” erziele das Haus respektable Zahlen. „Mit rund 25000 Besuchern stehen wir sehr gut da”, auch im Vergleich mit Museen in Gelsenkirchen oder Recklinghausen. Liesbrock verweis auf die Anerkennung, die das Quadrat in Fachkreisen genieße, auf regelmäßige Erwähnungen in den Feuilletons überregionaler Tageszeitungen, auf den Titel „Museum des Jahres”, 2006 verliehen von Kunstkritikern, „gerade weil das Quadrat so eine inhaltlich stringente Linie gehalten hat.” Ohne massenwirksam zu sein. Liesbrocks Absage an die Quote hat mehrere Gründe - inhaltliche und finanzielle. Der knappe Ausstellungs-Etat von 80 000 Euro sei nur unwesentlich höher als die 150 000 DM, die bei der Gründung des Quadrats zur Verfügung standen; allein die Leihgebühr für prominente Werke aufzubringen, sei ein Problem. Darüber hinaus muss Liesbrock mit der Frage des Leihgebers nach den klimatischen Bedingungen in der Modernen Galerie rechnen, die hohen Ansprüchen nicht genügen. Danach sei das Gespräch über eine Ausleihe rasch beendet, meint der Museumschef. Darüber hinaus vermisst er aber bei Künstlern wie Nolde, Klee und vielen Publikumslieblingen den Bezug zu Albers. Aus welchem Grund sollte das Quadrat dann ihre Bilder zeigen?, fragt Liesbrock. In seinem Konzept, das Albers' Werk unter stets neuem Blickwinkel präsentieren will, haben solche Ausstellungen keinen Platz mehr.
Zwei Konsequenzen hat er aus den Gegebenheiten gezogen: Mit Hilfe des Fördervereins wurde ein museumpädagogisches Angebot aufgebaut, um auch junges Publikum zu gewinnen. Und dem knappen Etat ist der Verzicht auf überregionale Werbung für das Quadrat geschuldet, was Liesbrock sehr bedauert. Denn er sieht auf dieser Ebene Perspektiven.