Bottrop. Am ersten Testtag können sich die Janusz-Korczak-Schüler umfassend über das Virus informieren. Dabei erfahren sie, wie die Tests funktionieren.

Klasse 11 an der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG): komplett Corona negativ. Zum Glück. Gerade haben die Schülerinnen und Schüler unter Aufsicht ihrer Lehrer Michel Erdmann und Kornelia Benecken den vorgeschriebenen Schnelltest hinter sich gebracht. Für die meisten eine Premiere, auf die sie sicher gerne verzichtet hätten. Aber es ist ja Pandemie.

Pauline Rodin hat ihren ersten Schnelltest absolviert. Klassenkamerad Gwan Suliman kennt das schon. Aber der Schülersprecher weiß auch: „Ganz sicher kann man sich danach nicht sein, aber die Richtung stimmt schon mal.“ Auch Pauline befürwortet die Tests. „Eher wäre es sicher noch besser gewesen.“ Und mehr Tests wohl auch. Bis zu den Osterferien sollen alle ein Test-Kit bekommen haben, danach zwei pro Woche. Wenn es beim Wechsel von Distanz- und Präsenzunterricht bleiben sollte, sicher ein guter Kompromiss.

Im Wechselbad der Coronaverordnungen

Seit einem Jahr befinden sich die Schulen permanent im Wechselbad der Coronaverordnungen. Jetzt kommen die Schnelltests dazu, von denen alle Schülerinnen und Schüler bis zu den Osterferien mindestens einen unter Lehreraufsicht durchgeführt haben sollen. An der JKG legt man nun sogar einen ganzen Corona-Tag ein. „Wir informieren am heutigen Montag breit über das Thema und lassen vor allem alle Kinder und Jugendlichen die schnellen Selbsttests kontrolliert anwenden“, sagt Schulleiter René Heuwieser.

Denn ganz so einfach ist das vor allem auch für jüngere Schüler nicht. „Stäbchen aus der Hülle nehmen, Vorsicht, nicht das Ende mit der Watte anfassen, dann in die Nase damit, recht weit. Danach abstreifen ins Plastikröhrchen, das funktioniert wie eine Pipette, und dann vier - bitte nicht mehr oder weniger - Tropfen auf den eigentlichen Testträger.“ Michel Erdmann beschreibt die Anwendung Schritt für Schritt. Titus Witz, der mit René Heuwieser der Klasse dabei zuschaut, findet: „Für die unteren Jahrgänge gar nicht so einfach, vor allem, wenn viel Zeit zwischen den einzelnen Schnelltests liegt“, so der stellvertretende Schulleiter.

Nicht angenehm aber zielführend: Pauline Rodin aus der Jahrgangsstufe 11 der JKG beim Nasenabstrich.
Nicht angenehm aber zielführend: Pauline Rodin aus der Jahrgangsstufe 11 der JKG beim Nasenabstrich. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Alles läuft ruhig, diszipliniert. Kornelia Benecken nimmt die Testträger der Schüler entgegen. Sie liegen dann mit Namensschildchen auf einem Tisch auf dem Flur. „Wir wollen nicht, das ständig draufgeschaut wird, ob ein oder zwei Striche angezeigt werden, das hat auch mit Privatsphäre etwas zu tun“, sagt die Lehrerin. Kollege Erdmann, mit den Fächern Bio und Chemie, findet einen, später zwei, Schnelltests pro Woche recht wenig. „Auch wenn wir Lehrer zwei PCR-Tests pro Wochen bekommen, ist das aufs Ganze betrachtet immer noch recht dünn, vor allem wenn man wie ich die 60 schon hinter sich hat.“

Und eine Schule ganz ohne Infektion oder Kontakt zu Infizierten gibt es einfach nicht. Das weiß auch René Heuwieser, der verantwortlich für 700 JKG-ler und das Kollegium ist. Schülerin Viktoria Ostenmüller erzählt zwischendurch leise von ihrer Mutter, die Corona zum Glück schon überstanden hat. „Es war kein schwerer Verlauf, ich selbst hatte auch gar nichts“, sagt sie. Aber es zeigt, wie tückisch das Virus sein kann. „Vor allem in seiner mutierten britischen Variante“, sagt Titus Wirtz.

Negativ ist positiv: Gwan Suliman hat nur einen Streifen auf seinem Schnelltest, wie allen seine Mitschüler der Klasse 11 auch. Also gilt er als nicht infiziert.
Negativ ist positiv: Gwan Suliman hat nur einen Streifen auf seinem Schnelltest, wie allen seine Mitschüler der Klasse 11 auch. Also gilt er als nicht infiziert. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Nach einer Viertelstunde ein Aufatmen. Alle Testträger zeigen nur einen Strich an, also kein Corona. Negativ ist in diesem Fall positiv, zum Glück. An diesem Tag sind alle Schülerinnen und Schüler in zwei Schichten erschienen. „Die Klassenlehrer sind bei ihren Schülern und es wird heute ein ganzer Themenkomplex über Corona stattfinden, den wir hier entwickelt haben“, so René Heuwieser. „Kein schönes, schon gar kein einfaches Schuljahr“, sind sich auch Pauline Rodin und Gwan Suliman einig.

Großer Fortschritt bei digitaler Kompetenz

Aber technisch betrachtet haben alle ein unglaublichen Schritt nach vorne gemacht. „In der digitalen Kompetenz wären wir ohne Corona sicher in einigen Jahren nicht so weit wie heute“, sagt Pauline, die über das Stadtteilbüro ein IPad bekommen hat und ncht mehr nur mit dem Handy arbeiten muss. „Mit dem System Teams zu arbeiten hat Vorteile, es ist alles konzentriert, zielgerichtet, hat eben andere Vorteile als der Präsenzunterricht“, sagt Gwan Suliman. Die Mischung findet der sich perfekt artikulierende Syrer, der erst vor fünf Jahren mit seinen Eltern nach Bottrop kam, sehr spannend. Aber als Stipendiat einer NRW-Stiftung und Mitglied im Bottroper Jugendparlament muss er ja auch auf vielen Kanälen kommunizieren.

Testmaterial kommt nun auf an anderen Schulen an

Im Gegensatz zur vergangenen Woche liegen die Tests an fast allen Schulen mittlerweile vor. So auch am Heinrich-Heine-Gymnasium oder der August-Everding-Realschule. Aber erst seit Montagmorgen, wie beide Schulen auf Anfrage bestätigen. Vor einigen Tagen waren sie noch komplett ohne Testmaterial geblieben. Vor den Osterferien sollen alle Schüler einmal pro Woche, danach zwei Mal pro Wochen diese Schnelltests durchführen, so die Landesbestimmung.