Bottrop. ADFC-Tourenleiter Heinz Brockmann hat eine Tour durch Bottrops Süden entwickelt. Eine überraschende Route, die zuweilen an Frank Goosen erinnert.

Eine Radtour durch den Bottroper Süden? Warum nicht? Klar, dieser industriell geprägte Teil der Stadt bietet vielleicht nicht die Naturidylle wie der eher ländliche Norden, doch auch hier gibt es abseits der Hauptstraßen viel zu entdecken – nicht zuletzt Bottrops dickste Ostereier. Heinz Brockmann, Vorsitzender des ADFC und Tourenleiter in Bottrop hat eine Route entwickelt, die auch zur Emscher-Kläranlage führt. Dazu bietet sie überraschende Einblicke und Entdeckungen. WAZ-Redakteur Matthias Düngelhoff hat sich mit auf die knapp 20 Kilometer lange Tour begeben.

Ausgangspunkt ist das Rathaus. Von hier aus geht es in Richtung Gladbecker Straße und weiter über die Pestalozzistraße zum Radweg, der vorbei am Sportplatz der Janusz-Korczak-Gesamtschule und durch den Batenbrock-Park zum Tetraeder führt. Keine Angst, Bottrops Wahrzeichen lässt Brockmann links liegen. Stattdessen geht es über die Eisenbahnbrücke zwischen den beiden Halden und weiter dem Radweg nach in Richtung Zollverein. Klar, wer mag kann den Abstecher machen und die Halde hochstrampeln, doch zu Ostern ist der Tetraeder gesperrt. Das haben Stadt und RVR entschieden.

Tour führt vorbei am Biergarten von RWE-Legende Wille „Ente“ Lippens

Brockmanns Tour führt stattdessen weiter Richtung Welheim und durch die malerische Gartenstadt. Sicherlich eine der schönsten historischen Siedlungen der Stadt. Vorbei am Restaurant der RWE-Ikone Willi „Ente“ Lippens geht es dann über die Emscher nach Karnap. Nach Ende der Corona-Einschränkungen bietet sich Lippens Biergarten sicher auch für einen ersten Stopp an. Und wer genau hinschaut, der entdeckt am Schmiedereisernen Tor auch den Bezug zu Lippens tierischem Spitznamen.

Links Autobahn und Tanklager, rechts Emscher und Gewerbegebiet , dazwischen der Emscherradweg, auch das kann schön sein.
Links Autobahn und Tanklager, rechts Emscher und Gewerbegebiet , dazwischen der Emscherradweg, auch das kann schön sein. © Matthias Düngelhoff

Diese Besonderheiten abseits des Weges, die seien ihm bei der Tourenplanung immer wichtig, erklärt Brockmann. „Die Leute sollen etwas entdecken, was sie vorher noch nicht kannten.“ Und wer weiß schon, dass in dem kleinen Park am Eingang zum Kraftwerk Karnap eine Turbinenwelle als Kunstwerk am Wegesrand steht. Zuletzt habe er eine Vorliebe für historische Zechensiedlungen entwickelt.

Tourenleiter hat das Ziel, viel befahrene Strecken zu meiden

Selbstverständlich kommt auch die Emscherkunst nicht zu kurz. Denn von Karnap geht es tatsächlich an die Emscher. Und hier sieht man dann – passend zu den Eiern der Bottroper Kläranlage auch noch den „Eierpieker“, wie Brockmann sich ausdrückt. Gut, offiziell heißt das hohe, schwarze Kunstwerk am Wegesrand Carbon Obelisk. Rita McBride hat die Skulptur im Rahmen der Emscherkunst geschaffen. Ein Stück weiter geht es dann am Kanal entlang wieder zurück Richtung Bottrop. Doch halt, wer mag und es konditionell schafft kann hier noch einen Abstecher zur Schurenbachhalde machen. Dort gib’s die Bramme von Richard Serra als Landmarke zu sehen.

Graffiti-Kunst „Hafendampf“ unterhalb der A42-Brücke über den Kanal. Das Umfeld muss man ausblenden, die Bilder sind sehenswert.
Graffiti-Kunst „Hafendampf“ unterhalb der A42-Brücke über den Kanal. Das Umfeld muss man ausblenden, die Bilder sind sehenswert. © Matthias Düngelhoff

Ansonsten geht es erst einmal am Kanal entlang weiter. Hier könnte es vielleicht voller werden, wenn viele unterwegs ist. Ansonsten sagt Heinz Brockmann. „Derzeit versuche ich nach Möglichkeit viel befahrene Strecken zu vermeiden. Außerdem bewege ich mich meist abseits der Straße.“

Graffitikunst auf den Pfeilern der Autobahnbrücke

Am Sturmshof und der Autobahnbrücke weist Brockmann auf eine weitere Besonderheit hin. Ein Schlenker unter die Brücke und hier gibt’s wirklich richtig gut gemachte Graffiti-Kunst an den Brückenpfeilern zu bewundern. Aber zugegeben: Die Umgebung darf man sich in dem Fall nicht zu genau anschauen, unterhalb der Brücke sieht’s leider eher wie auf einer Müllhalde auf.

ADFC Touren

Die Bottroper Gruppe des ADFC bietet auch regelmäßig geführte Touren an. Von der Abendtour bis hin zur 120-Kilometer-Tagestour reicht das Angebot der Tourenleiter. Rund 40 Fahrten stehen auch in diesem auf dem Programm, ob sie tatsächlich stattfinden hängt ab von der Corona-Entwicklung.

Das Programm ist abrufbar unter www.adfc-bottrop.de.

Über den Sturmshof geht es dann wieder zum Radweg entlang der Emscher und jetzt steht auch der Schlenker um Bottrops dickste Ostereier an – die Fauleier der Kläranlage. Nächstes Etappenziel: Der Bernepark in Ebel, dafür geht’s wieder entlang der Emscher. Und dieses kurze Stück bietet wirklich das komplette Ruhrgebiet. Links liegt die A42 mit dem Tanklager am Lichtenhorst, rechts die Emscher und dahinter das Gewerbegebiet Kruppwald.

Kurze Streckenabschnitte führen immer mal wieder über Straßen

Da fällt einem nur der Bochumer Autor Frank Goosen ein der geschrieben hat, so etwas schön zu finden, das müsse man wollen. „Dafür muss man von hier sein.“ Und: Er hat Recht, für jemanden, der von hier ist, hat auch dieser Anblick seinen Reiz – so wie eben die gesamte Tour. Für kurze Strecken muss man zwar immer mal wieder auf Straßen ausweichen und es mag idyllischere Fahrten durch die Stadt geben, aber sicher nur wenige mit so viel Potenzial für Abwechslung und Überraschungen und mit so viel Licht und Schatten entlang der Strecke.

Heinz Brockmann hat die Ostertour auch digitalisiert. Auf dem Portal komoot.de ist sie abrufbar. Sie heißt dort Ostertour.