irchhellen. 70 Kilometer Leerrohre liegen an den Ackerrändern. In den nächsten Monaten muss das Netz verknüpft werden. Die Glasfaser kommt aus Gahlen.

K Die Interessengemeinschaft für schnelles Netz im Kirchhellener Norden hat den ersten sichtbaren Schritt getan. Seit Donnerstag pflügt ein Lohnunternehmer mit Hilfe der Landwirte aus dem Dorf Leerrohre 80 bis 90 Zentimeter tief entlang der Ackerränder unter. Durch diese Rohre sollen bis zum Sommer Glasfaserkabel geschossen werden, die rund 120 Familien und Haushalte mit Ladegeschwindigkeiten von 100 Mbit pro Sekunde versorgen sollen. Das hofft zumindest Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder (CDU), der den Stein ins Rollen gebracht hat. Denn: Lange genug ist nichts passiert.

Bereits seit 2018 wirbt Schnieder für einen Kirchhellener Weg zu schnellem Internet. Er begründet das mit der Prognose: „Bis das Bundesprogramm zum Breitbandausbau in Bottrop ankommt, vergehen zehn Jahre.“ Die jüngste Entwicklung zeigt: Diese Schätzung könnte sogar zu optimistisch sein. Deshalb hat er sich früh nach Insellösungen umgeschaut, wie sie etwa der Coesfelder Anbieter Muenet anbietet. Der bündelt im Münsterland Interessenten, bindet sie ein in den Ausbau der Infrastruktur, nutzt günstige Leitungswege am Ackerrand, sorgt für die Anschlüsse im Haus und den Inhalt, der mit der Glasfaser geliefert wird.

Der Plan: Die Glasfaser kommt auf dem Radweg

Vor genau zwei Jahren schien der große Wurf gelungen: Die Stadt verkündete den anstehenden Baubeginn des seit mehr als 30 Jahren geplanten Radweges nach Gahlen. Entlang dieser Trasse sollte während der Bauarbeiten die Glasfaser aus Gahlen nach Kirchhellen verlegt werden. Muenet-Geschäftsführer Nettels fand den Plan gut, der Bezirksbürgermeister sowieso. Schnell formierte sich eine Interessengemeinschaft von Glasfasernutzern.

Über die folgenden zwei Jahre will Schnieder im Detail gar nicht mehr reden. „Es gab sehr viele Hürden zu überwinden“, sagt er nur. Und mit dem Radwegebau hat die Stadt noch nicht einmal angefangen. Weil auch die Gahlener Seite noch nicht wirklich weit ist, soll die fehlende Strecke bis zur Kirchhellener Grenze jetzt mit Richtfunk überbrückt werden.

Knoten knüpfen unter den Straßen

70 Kilometer Leerrohre wurden seit Donnerstag zwischen Ekel und dem Flugplatz Schwarze Heide verlegt. Ein Netz ist das aber noch lange nicht. Noch ist es zerschnitten durch Straßen. Dort müssen die Rohre mit Erdbohrern unter der Fahrbahn „geschossen“ werden. An den Wirtschaftswegen dürfen die künftigen Glasfaserkunden das selbst machen, das schont das gemeinsame „Buddelkonto“. Unter der Autobahn und den Landesstraßen müssen Fachfirmen ran.

Wenn das Netz geknüpft ist, kommt der Versorger Muenet und „bläst“ die Glasfaser in die Leerrohre. Dann müssen noch die Endanschlüsse in den Häusern geschaltet werden - und dann ist es da, das schnelle Netz im Kirchhellener Norden. Die Aussicht auf einen baldigen Anschluss hat nochmals neue Interessenten abgelockt, sagt der Bezirksbürgermeister: „Gestern sind noch Verträge abgeschlossen worden.“ Ein weiterer Netzausbau Richtung Kirchhorst und Grafenwald ist technisch möglich, sagt Schnieder: „Es müssen sich halt genug Interessenten finden.“

Auch der Flugplatz wird angeschlossen

Nach langen Verhandlungen ist jetzt auch die Stadt im Muenet-Boot. Die Glasfaser wird verlegt bis zum Flugplatz Schwarze Heide.

Dort werden die Flugplatzgesellschaft und der Flugzeugbauer Walter Extra angeschlossen. Zehn weitere Leitungen sind vorbereitet für die Firmen, die sich nach dem erklärten Willen der SPD schnellstmöglich am Flugplatz in einem neuen Gewerbegebiet ansiedeln sollen.