Bottrop. Fahrschulen erleben eine erhöhte Nachfrage nach praktischen Fahrstunden. Aber von Normalbetrieb kann noch lange keine Rede sein. Die Hintergründe.
Anfahren, schalten, bremsen heißt es wieder für Bottrops Fahranfänger. Die Fahrschulen haben von der NRW-Landesregierung grünes Licht für die Wiederaufnahme des praktischen Unterrichts bekommen. Vom 16. Dezember bis zum 8. März durften keine regulären Fahrstunden durchgeführt werden. Lediglich wer den Führerschein für seinen Beruf benötigte, wie ambulante Pfleger oder Lkw-Fahrer, durfte sich auch im Lockdown in Anwesenheit des Fahrlehrers hinters Lenkrad setzen und Prüfungen machen. Außerdem bevorzugt von den Ausnahmen: Fahrschüler, die schon mehr als die Hälfte der verpflichtenden Ausbildungsstunden absolviert hatten. Der Rest schaute in die Röhre. Bis jetzt.
„Es läuft an. Wir haben eine gute Nachfrage“, sagt Frank Bauch, Mitinhaber der Fahrschule Mike Frank. Auch Reinhardt Wolkenstein in der Fahrschule Zarzetzki erhält vermehrt Anfragen. Wenn alles läuft wie nach dem ersten Lockdown, als die Fahrschulen komplett schließen mussten, wartet auf Bauch, Wolkenstein und Co. jede Menge Arbeit. „Keine Fahrschule hatte Langeweile“, erinnert sich Wolkenstein ans Frühjahr. Damals hätten „alle am Anschlag“ gearbeitet. Nach dem ersten Lockdown staute sich die Nachfrage. Der Andrang war größer als das Angebot.
Bottroper Fahrschulen rechnen mit Ansturm von Fahrschülern
Warum ab dem 16. Dezember, bis auf jene wenige Ausnahmen, der praktische Unterricht für die restlichen Fahrschüler eingestellt wurde, ist für Frank Bauch noch immer ein Rätsel. „Diese Entscheidung habe ich nicht verstanden. In der Vergangenheit hat sich herausgestellt, dass Fahrschulen nicht zum Infektionsgeschehen beitragen“, sagt er. Dass kein Präsenzunterricht mit Schülern stattfinden durfte, könne er verstehen. Dafür hätte man seiner Meinung nach den Online-Unterricht als Alternative. „Aber warum macht man eine Trennung zwischen Fahrschülern, die einen Wissensstand haben oder den Führerschein für den Beruf brauchen und Fahrschülern, die noch gar nicht gefahren sind“, wundert er sich über die Entscheidung seitens der Politik. Und er stellt die Frage: „Wo soll der Unterschied sein? Ist jemand ansteckender, der keine Fahrpraxis hat, im Vergleich zu demjenigen, der schon gefahren ist?“
Um den möglichen Ansturm der nächsten Tage und Wochen bewältigen zu können, wird erneut eine gehörige Portion an Organisationstalent vonnöten sein. Ohnehin mussten die Fahrschulen wegen der Pandemie neue Wege gehen. Schon im ersten Lockdown hat Frank Bauch für den theoretischen Unterricht das E-Learning ins Leben gerufen. Das Angebot will er nach dem zweiten Lockdown vorerst beibehalten („Es hat sich bewährt“) und auf Präsenzunterricht verzichten. Und das, obwohl er eigentlich laut aktueller Corona-Verordnung im Schulungsraum unterrichten darf.
Theorie-Ausbildung findet weiterhin digital statt
Jedoch würden dann Hygieneregeln gelten wie Abstand halten von mindestens 1,5 Metern. Zudem wäre nur eine beschränkte Teilnehmerzahl zugelassen. Mit dem Online-Unterricht kann der Fahrlehrer zwei Dinge gleichzeitig angehen. Erstens wird das Ansteckungsrisiko reduziert. Und er kann mehr Schüler unterrichten als beim Präsenzunterricht im Fahrschulraum. Auch Reinhardt Wolkenstein bleibt in der Theorie-Ausbildung bis auf weiteres bei der digitalen Variante. „Ansonsten kann ich die Fahrschülerzahlen gar nicht bewältigen.“ Anstatt neun Schülern kann er somit bis zu 34 unterrichten.
Während der praktischen Fahrstunden müssen Fahrlehrer und Schüler im Auto eine FFP 2-Maske tragen. Außerdem muss ein Hygieneplan eingehalten werden. Nach jeder Fahrt muss der Fahrlehrer, die Teile am und im Auto sorgfältig desinfizieren, die der Schüler angefasst hat. Zum Beispiel: Lenkrad, Schalthebel, Türgriff oder Knöpfe am Armaturenbrett. Erst dann darf der nächste Fahrschülereinsteigen.