Bottrop. Udo Gartmeier hält dem Bottroper Krisenstab vor, er habe Entscheidungen auf dem Rücken der Einzelhändler getroffen, trotz anderer Möglichkeiten.
Udo Gartmeier, Händler des Modegeschäfts „Alette“ auf der Hansastraße, platzt der Kragen, wenn er auf den Krisenstab der Stadt zu sprechen kommt. Er kritisiert dessen Entscheidung, den Einzelhandel in Bottrop nicht weiter zu öffnen – trotz niedriger Inzidenzzahlen. „Ich bin mit der Entscheidung nicht einverstanden“, sagt er.
Der Krisenstab hatte am Montag beschlossen, dass Einzelhändler in Bottrop entweder einen Bestell- und Abholservice einrichten (Click&Collect) oder das Einkaufen mit Termin (Click&Meet) anbieten können. Damit hält sich der Krisenstab an die neue Coronaschutzverordnung von NRW. Gartmeier hätte sich ein Shoppen ohne Terminvergabe gewünscht. „Wir machen nicht den Umsatz, den wir machen könnten. Im Einzelhandel lebt man von Impulskäufen“.
Krisenstab wollte für Bottrop keine Ausnahmeregelung
Tatsächlich erlaubt die neue Verordnung den Kommunen gewisse Sonderregelungen, die in Abstimmung mit dem Land getroffen werden können. Die Betonung liegt auf „können“. Dieser Option ist der Krisenstab trotz niedriger Sieben-Tage-Inzidenz nicht gefolgt. Für Gartmeier ein Unding.
Ganz anders der Kreis Paderborn, Bielefeld oder Coesfeld. Dort ist aufgrund geringer Inzidenzzahlen ein terminfreies Shopping aktuell möglich. „Gleiches Recht für alle“, findet Gartmeier. Als „willkürlich“ und „ungerecht“ bezeichnet er deshalb die Entscheidung des Krisenstabs. Den Verantwortlichen sei die Tragweite ihres Handelns nicht bewusst. Die Entscheidung sei unter anderem auf dem Rücken der Einzelhändler getroffen worden, obwohl man eine andere Wahl gehabt hätte.
Seit 41 Jahren führen er und seine Frau Elke das Geschäft „Alette“ in Bottrop, seit 1996 auf der Hansastraße. Die Situation zerrt an den Nerven. „Wir verlieren Geld.“
Argument Shopping-Tourismus
Ein Stadtsprecher hatte die Entscheidung des Krisenstabs, dass bei Lockerungen im Einzelhandel damit zu rechnen sei, dass auch Menschen aus Nachbarstädten kommen könnten, um in Bottrop einzukaufen. „In Essen, Oberhausen, Gladbeck oder Gelsenkirchen sind die Inzidenzwerte höher“, so der Stadtsprecher. Es bestehe das Risiko, dass dann auch die Zahlen in Bottrop wieder ansteigen.
Das Argument des „Shopping-Tourismus“ ist für Gartmeier nicht schlüssig. Falls die Inzidenzzahlen für Bottrop steigen würden, könne man das seiner Meinung nach nicht grundsätzlich auf die Folgen eines Shopping-Tourismus zurückführen. „Das ist doch hypothetisch“, sagt er. Wenn der Inzidenzwert steigen sollte, könne man als Händler immer noch reagieren - zum Beispiel erst dann mit „Click&Meet“.
Siehe dazu auch: Mit Click&Meet kurbelt Bottroper Nähkiste den wieder Handel an
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