Die Wartelisten an Bewerbern für einen Schrebergarten werden in Bottrop immer länger. Darum sind Kleingärten jetzt gerade bei Familien beliebt.
„Zur Zeit sind keine Kleingärten frei, die Wartezeit beträgt etwa zwei Jahre“, steht hervorgehoben auf der Homepage des Kleingartenvereins Am Beckramsberg. Schrebergärten erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Allerdings hat die große Nachfrage auch zur Folge, dass die Wartelisten immer länger werden.
Vor einigen Jahren sei die Nachfrage viel geringer gewesen, und einzelne Gärten hätten zeitweilig brachgelegen, berichtet der Vorsitzende des Bezirksverbands der Kleingärten, Steffen Purlinski, aber heute dürfe man sich glücklich schätzen, in den Genuss eines Gartens zu kommen“ Sicherlich habe auch die Pandemie zur Entwicklung beigetragen, auch in den schwierigsten Phasen „durfte man in den Garten gehen“. Der Garten sei eine Art „Zufluchtsort“ geworden, in dem man sich frei bewegen und betätigen konnte.
Eltern zeigen Kindern, dass Kartoffeln nicht im Supermarkt wachsen
Neben dem Freizeitwert sei die soziale und integrative Funktion der Kleingärten enorm wichtig, betonen
Purlinski und der Kassierer Walter Althammer, da die Zahl der Mitglieder aus Zuwanderergruppen ständig ansteige: „Da wächst immer mehr zusammen.“ Früher habe es viele ältere Menschen gegeben, die den Garten behalten hätten, „bis sie nicht mehr konnten“, aber in letzter Zeit habe bei Familien mit Kindern das Interesse an einem Garten stark zugenommen, erläutert Lothar Kremer, Vorsitzender des ältesten Bottroper Kleingartenvereins „Am Beckramsberg“. Alle 149 Parzellen sind verpachtet, auf der Warteliste stehen mehr als 40 Bewerbungen.
Zwar habe Corona auch Auswirkungen, man könne immer draußen sein, grillen oder in Ruhe ein Bier trinken, da die Parzellen wie Privatgrundstücke behandelt werden, aber es habe sich auch ein Wandel im Naturbewusstsein, in Umwelt- und Klimaschutz vollzogen. „Manche Eltern wollen ihren Kindern auch zeigen, dass Kartoffeln nicht bei Edeka wachsen“, sagt Kremer.
Bottroper Gärten sind für viele als Rückzugsorte Gold wert
Das kann Hans-Peter Titz, Vorsitzender „Am Timpenkotten“ in Batenbrock, bestätigen. Dort sind ebenfalls alle 39 Parzellen verpachtet, es gibt viele Anfragen. Man habe inzwischen einige junge Familien dabei: „ Es war für viele Gold wert, einen Garten als Rückzugsort zu haben, gerade im letzten Jahr.“ Über den „Kids Club“ und die Kooperation mit der Kita St. Hedwig versuche man, Kindern den Garten und die Natur näher zu bringen. Auch beim KGV „Krähenbusch“ ist man „glücklich, dass besonders viele Kinder im Gelände sind, die froh sind, raus zu kommen.“
Die volle Warteliste für die 89 Parzellen beinhalte vor allem Familien, die bevorzugt bei der Vergabe berücksichtigt würden, berichtet Vorsitzender Wolfgang Storch. Auch bei der mit 30 Gärten vergleichsweise kleinen Anlage „Eigenhof“ an der Stenkhoffstraße sind keine Parzellen frei und könnten aufgrund der Pandemie auch zurzeit nicht vergeben werden, obwohl die Nachfrage groß sei, sagt Vorsitzender und Bezirksfachberater Helmut Bezani. Junge Familien würden nachfragen, weil die Anlagen nicht nur für Kinder ideal seien, auch die Ernährungsfrage über den Selbstanbau werde wieder als wichtig empfunden: „Da weiß man, was man hat.“
Einnahmen brechen wegen Schließung der Vereinsheime weg
Beim größten Kleingartenverein Bottrops, dem „Nappenfeld“ mit 206 Parzellen im Fuhlenbrock, hat sich die Nachfrage vervielfacht. Vorsitzender Olaf Langner stellt dabei einen Generationswechsel fest, es würden immer mehr junge Familien mit Kindern nachdrängen. Bedauerlich sei, dass man einige freie Gärten an bereits registrierte Mitglieder vergeben habe, die sich aber leider nicht melden.
Wer sich für einen Kleingarten interessiert, muss Mitglied in einem Verein werden, die Gesamtkosten betragen nach Angaben des Bezirksverbandes bis zu 4000 Euro jährlich. Die Wertermittlung für die vorhandenen Gebäude und Bepflanzung wird durch den Fachberater vorgenommen. Eine gemeinsame Sorge teilen alle Vereine: finanzielle Probleme. Die Einnahmen über die Vereinsheime sind weggebrochen, weil keine Feiern stattfinden konnten und Vermietung nicht möglich war.