Bottrop. . Waldbesitzer schlagen Alarm: Borkenkäfer haben milden Winter überlebt und greifen bald geschwächte Bäume an. Fichten sind besonders gefährdet.

Die Rückkehr der Borkenkäfer bahnt sich an. Dem Landesbetrieb Wald und Holz zufolge haben Millionen der Schädlinge den Winter überlebt. Heimische Waldbesitzer schlagen Alarm und befürchten eine ebenso verheerende Plage wie im vergangenen Jahr.

Ab April schwärmen die Schädlinge wieder aus. Wenn der Borkenkäfer zurückkehrt, hat er großen Appetit. Seine Leibspeise sind Baumrinden, am liebsten von Fichten. Für die Waldbesitzer beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Denn noch immer sei der Regionalverband Ruhr (RVR) damit beschäftigt, die erkrankten Bäume von 2018 aus dem Wald zu holen, betont Werner Meemken, Revierförster vom RVR am Heidhof. Im Grunde sei der Borkenkäfer nie wirklich weg gewesen.

Milder Winter begünstigt Ausbreitung der Borkenkäfer

Seit Wochen findet er wieder ideale Witterungsbedingungen vor: mild bis warm und zumeist trocken. Da fällt der Regen der letzten Tage kaum ins Gewicht. Sollte das Wetter weiterhin schmuddelig und feucht bleiben sowie die Temperaturen bei unter zehn Grad liegen, können sich Pilze bilden, die wiederum die Käfer abtöten. Ob allerdings diese kurze feuchte Wetterperiode die möglicheBorkenkäfer-Plage eindämmen kann, bleibt abzuwarten.

Borkenkäfer hinterlassen deutliche Spuren

Befallene Bäume zeigen laut Landesbetrieb Wald und Holz folgende Merkmale: Sichtbare Einbohrlöcher, braune Bohrmehlhäufchen, fahlgrünes Erscheinungsbild der Bäume, Rötung der Nadeln und Abfall größerer Rindenstücke.

Infos: www.wald-und-holz.nrw.de/forstwirtschaft/borkenkaefer

Markus Herber, Förster beim Landesbetrieb Wald und Holz, sieht schwarz, wenn er an die Zukunft der heimischen Fichten denkt. „In ein bis zwei Jahren werden sie aus der Kirchheller Heide verschwunden sein“, vermutet er. Erst kam das Sturmtief Friederike Anfang 2018, danach die lange Trockenheit im Sommer und die Borkenkäfer geben den Fichten seitdem endgültig den Rest. Deren Anteil am Baumbestand in der Kirchheller Heide beziffert Werner Meemken ohnehin nur noch auf zwei bis drei Prozent. „Doch davon können wir uns auch bald verabschieden.“ Zum Glück sei der Fichtenbestand nicht so hoch wie zum Beispiel im Sauerland oder in der Eifel. Die Schäden, die der Borkenkäfer in diesen Regionen anrichtet, seien viel größer.

Fichten in Kirchheller Heide werden aussterben

© Roland Weihrauch/DPA

Dennoch scheinen die Tage der Fichten in der Kirchheller Heide gezählt. Viele von ihnen könnten bei dem generell feuchten Boden nicht tief genug Wurzeln ausbilden, meint Herber. Sie sind damit die perfekte Angriffsfläche für Stürme. Durch die langanhaltende Hitze- und Trockenperiode im vergangenen Jahr erhielten die Bäume zudem nicht genügend Wasser. Aufgrund dieses zusätzlichen Stresses konnten sie wenig bis gar kein Harz produzieren. Dabei ist Harz ihr natürliches Abwehrmittel gegen Schädlinge wie zum Beispiel den Borkenkäfer.

Im Grunde gibt es nach Meinung der Experten nur eine Möglichkeit: Die befallenen Bäume müssen so schnell wie möglich aus dem Wald - fällen, sägen und verkaufen. Dabei zeigen sich aber zwei Probleme, so Herber: Erstens gebe es nicht genügend Unternehmen, um das Material aus dem Wald zu holen. Und außerdem sei bereits zu viel Fichtenholz auf dem Markt. Die Waldbesitzer würden mit dem Holz nur wenig Gewinn machen.