Bottrop. Bottroper haben Initiative „Unternehmer für Covid Null“ gegründet. Sie werben für alternative Corona-Konzepte. Unterstützer aus der ganzen Region

Unter den Bottroper Unternehmern wächst die Anspannung. Teils seit November müssen sie ihre Betriebe geschlossen halten, der Lockdown zieht sich immer weiter in die Länge, viele kleinere und mittelständische Betriebe bangen mittlerweile um ihre Existenz. Aus diesem Grunde haben Thorsten Stöcker vom Restaurant Bahnhof Nord, Klaus Beyhoff vom gleichnamigen Möbelhaus und Markus Lauter eine Initiative für genau diese Unternehmen ins Leben gerufen. Inzwischen unterstützen schon annähernd 50 Firmen aus der gesamten Region die Initiative „Unternehmen für Covid Null“.

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Dabei gehe es darum, Alternativen zur derzeitigen Corona-Politik zu diskutieren. Auch wenn der Name auf die Strategie Covid Null hindeutet, so geht es nicht allein darum. „Wir würden uns einen schnellen, harten Lockdown wünschen, mit entsprechend schneller, unbürokratischer Entschädigung“, so die drei Sprecher. Im Gegenzug verpflichteten sich die Unternehmen „für einen festen Zeitraum zu einem Pakt Existenzsicherung, heißt Arbeitsplätze und Standorte werden planbar erhalten“.

Bottroper fordern begleitende Konzepte für ÖPNV, Schule und Beruf

Sollte das nicht möglich sein, wollen die Unternehmen, begleitet von entsprechenden Hygienemaßnahmen, öffnen. Neben den bereits vielfach umgesetzten Maßnahmen gehörten dazu auch weitere Konzepte hinsichtlich Öffentlicher Nahverkehr, Schule und Beruf. Denn: So, wie es aktuell laufe, kann es aus Sicht der Unterstützer der Initiative nicht weitergehen. „Das, was die Politik derzeit mit uns macht, ist perspektivlos“, ärgert sich Beyhoff.

Er und Thorsten Stöcker sehen in einem schnellen, harten Lockdown, der die Infektionszahlen nach unten drückt, einen weiteren Vorteil. Danach, so ihre Forderung, könne man dann auf erneute Ausbrüche regional reagieren. Das ist auch ein Ansatzpunkt der No-Covid-Strategie, die unter anderen von der Virologin Melanie Brinkmann von Braunschweiger Helmholtzinstitut unterstützt wird. Demnach gebe es grüne Zonen mit niedrigen Infektionszahlen, in denen ein fast normales Leben möglich ist. Bei lokalen Ausbrüchen müsste dann schnell reagiert werden: mit umfangreichen, gezielten Tests, regionalen Absperrungen oder Reisebeschränkungen.

Appell, zumindest über Initiativen nachzudenken

Wie so etwas in der Praxis in Bottrop, dem Ruhrgebiet oder Deutschland umgesetzt werden kann, das wissen Stöcker, Beyhoff, und Lauter auch nicht. Nur: „Wir müssen doch zumindest über Alternativen nachdenken.“ Denn sie sind davon überzeugt, dass man noch einige Zeit mit Corona werde leben müssen. Und dafür gelte es nun Strategien zu entwickeln. „Die Strategie kann ja nicht sein, dass wir in einen nicht endenden Lockdown gehen“, so Lauter.

Ziel sind mindestens 250 Unterstützer

Die Initiatoren werben weiter um Unterstützer. Ziel sei es, den Kreis auf mindestens 250 Unternehmen wachsen zu lassen. Bisher dabei sind unter anderem Elektro Formella, Bäckerei Sporkmann, BMW Felix, Roter Küchen und auch Kabarettist Benjamin Eisenberg aus Bottrop.

Doch auch aus anderen Städten gibt es schon Unterstützer. So ist aus Bochum etwa die Ruth GmbH dabei, aus Essen der Getränkegroßhandel Kampmann, aus Gladbeck H.E.S. Hitzing Electronic Service.

Eine Internetseite der Initiative befindet sich noch im Aufbau, weitere Informationen gibt es bei Markus Lauter, 0173 7052838 oder per Mail: lauter@lauter-kommunikation.de

Es gehe darum klar zu machen, dass hinter den Unternehmen Menschen stehen, Mitarbeiter, die um ihre Existenz bangen. „Es droht der massive Verlust von Arbeitsplätzen, die dann auch nie mehr wiederkommen“, warnt Beyhoff. Vor dem Hintergrund sei es „respektlos“, wie die Politik mit Unternehmen und Menschen umgeht, die über Jahre ihr Auskommen hatten und Steuern gezahlt hätten.

Selbst Betriebe, die nicht schließen müssen, haben Umsatzeinbußen

Dabei gebe es eben ein extrem uneinheitliches Bild in der Wirtschaft. Der Industrie- und Dienstleistungsbereich etwa arbeite nahezu normal. Trotzdem hätten sich der Initiative auch Unternehmen aus diesen Feldern angeschlossen. Da gebe es eine große Solidarität, sagt Stöcker. Dabei dürfe man ja auch nicht vergessen: Selbst die Unternehmen, die normal öffnen dürften, litten unter dem Lockdown. Die Kfz-Werkstatt etwa oder der Gutachter hätten ja auch weniger Umsatz, weil weniger Autos unterwegs sind. Auch der Bäcker habe Einbußen, weil er etwa sein Café schließen muss.

Zusätzlich sorgen sich die Initiatoren um den gesellschaftlichen Frieden, wenn es so weiter geht drohe womöglich eine Radikalisierung, hinzu kommen Folgeschäden im gesundheitlichen und sozialen Bereich, die weiteren Steuerausfälle würden die Kommunen weiter belasten. Deshalb, so der Appell der Initiatoren, die Wert darauf legen, parteipolitisch unabhängig zu agieren, müsse nun gehandelt werden.