Bottrop. Seit 33 Jahren verkauft Thomas Rüdel Modelleisenbahnen und Miniaturen. Vor dem zweiten Lockdown investiert er, nun steht er kurz vor dem Aus.

Thomas Rüdel sieht nach 33 Jahren sein Lebenswerk in Gefahr. Keine Soforthilfen, keine Einnahmen und keine Perspektive. Er hat Angst um die aufgebaute Existenz. Liebhaber von Miniaturen und Modelleisenbahnen sind bei ihm seit 33 Jahren an der richtigen Adresse. „Ich habe damals mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt der Inhaber des Technoshops an der Scharnhölzstraße. Der Laden ist sein Lebenswerk. Wegen des zweiten Lockdowns ist das Geschäft seit Dezember geschlossen.

Die angespannte Situation raubt Kraft und zerrt an den Nerven. „Ich kann nachts nicht mehr schlafen. Jeden Abend liege ich im Bett und weiß nicht, wie ich meine Rechnungen bezahlen soll“, sagt er. „Das Geschäft ist mein Baby, dafür lebe ich.“ Der Frust, die Ungewissheit, wann es weitergeht, und die finanzielle Last drücken aufs Gemüt. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“

Durchhalteparolen ärgern nur noch

Seine Kunden nehmen seit Jahren weite Wege in Kauf, um sich von ihm beraten zu lassen und einzukaufen. Er ist der einzige Händler weit und breit mit diesem umfangreichen Sortiment von Modelleisenbahnen, Lokomotiven, Waggons, Autos und all dem Zubehör. Ihn ärgern die Aussagen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, die im Lockdown gebetsmühlenartig Durchhalteparolen für die betroffenen Händler wie ihn von sich geben. Auf Soforthilfen für Dezember, Januar und Februar wartet er noch immer. „Null, nichts“, kein Cent sei bisher bei ihm angekommen.

Liebhaber von Miniaturen und Modelleisenbahnen sind seit 33 Jahren bei Technoshop an der Scharnhölzstraße an der richtigen Adresse.
Liebhaber von Miniaturen und Modelleisenbahnen sind seit 33 Jahren bei Technoshop an der Scharnhölzstraße an der richtigen Adresse. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Anders sah die Lage im ersten Lockdown aus, damals erhielt er in kürzester Zeit 9000 Euro. Trotzdem erwies sich die Summe als nichts anderes als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. „Unverschuldet“, das Wort kommt ihm häufig über die Lippen. „Ich muss meinen Laden zumachen. Unverschuldet bin ich pleite.“ Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr durfte er sein Geschäft zumindest unter Corona-Vorgaben öffnen. Er nahm Geld in die Hand und investierte. Sechs Personen durften sich gleichzeitig im Laden aufhalten. Es galt eine klare Regelung am Ein- und Ausgang. Dazu Maskenpflicht, Markierungen auf dem Boden, um den Abstand einzuhalten und Spuckschutzscheiben wurden am Verkaufstresen befestigt.

Existenzangst kommt mit dem zweiten Lockdown

Dann kam der zweite Lockdown am 16. Dezember und mit ihm die endgültige Existenzangst. Wenigstens kann er sich auf Freunde verlassen, die ihm mit einem fünfstelligen Betrag unter die Arme gegriffen haben. Sollte es ab März erste Lockerungen geben, kann er sich im Grunde nichts für die Entscheidung kaufen. „Dann ist meine Saison vorbei“, sagt Rüdel. Sein Kerngeschäft läuft von Anfang November bis Ende Februar. In den vier Monaten macht er gewöhnlich 80 Prozent seines Jahresgewinns. Lukrativ ist das Weihnachtsgeschäft, das fiel aber 2020 ins Wasser. Weil er den Signalen der Politik, wonach es keinen zweiten Lockdwon geben werde, vertraut, kauft er fürs Weihnachtsgeschäft noch extra Ware ein. Darauf sitzt er nun.

Seit dem Beginn des Lockdowns sitzt er jeden Abend, wie er selbst sagt, daheim und motiviert sich für den nächsten Arbeitstag. „Morgen wird alles gut, morgen wird alles besser“, spricht er sich in der Krise Mut zu. Er hofft, dass dieser ganze Corona-Schrecken schnell vorbei sein wird. Doch der Euphorie folgt umgehend Tristesse. Es gibt Tage, da nimmt er durch seinen Fensterverkauf am Laden nicht einmal Hundert Euro ein. „Davon kann ich keine Miete oder Strom bezahlen“, sagt der 57-Jährige.

Fensterverkauf ist möglich

Der Technoshop an der Scharnhölzstraße 258 bietet einen Fensterverkauf an. Montags bis freitags von 13 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 17 Uhr ist das Fenster geöffnet. Anfragen und Kontakt sind möglich telefonisch unter 02041/ 35464 oder per E-Mail unter Team@Eisenbahntom.de Infos zum Geschäft und zu den Produkten sind auf der Internetseite www.eisenbahntom.de zu finden.