Bottrop. Von Corona wollen sich die Fuhlenbrocker Narren nicht den Spaß vermiesen lassen. Sie weichen aus in Netz. So funktioniert das närrische Internet.
Die Fuhlenbrocker Narren haben ihre diesjährige Karnevalsparty gefeiert – wegen der Pandemie virtuell über den Videodienst Skype. Corona-Not macht erfinderisch. Und ein richtiger Jeck kann in der fünften Jahreszeit eben nicht ganz aus seiner Haut. „Uns war klar, dass wir etwas machen möchten“, sagt der Vorsitzende Christoph Emschermann im Vorfeld.
In diesen Zeiten sei eine virtuelle Party die einzige Möglichkeit, möglichst viele Fuhlenbrocker Narren zusammenzubekommen. „Wir haben unsere Mitglieder aufgerufen, Videos einzusenden.“ Daraus wurde ein rund 90-minütiger Film geschnitten. Am Abend zuvor hat es noch eine technische Generalprobe gegeben, ob tatsächlich alles funktioniert. Ohne die Pandemie hätte die Karnevalsparty eigentlich am Samstagabend in großer Runde mit vielen Freunden und Gästen stattgefunden. Die Jecken hätten die Nacht zum Tag gemacht.
Bottroper Jecken sitzen stilecht kostümiert vor dem Monitor
Diesmal steigt die Party am Samstag um 16.11 Uhr. Emschermann übernimmt die Moderation. Er ist kaum wiederzuerkennen – und unter seinem Hut und seinem Bart, den er trägt, erinnert er ein wenig an den Zauberer Gandalf aus „Herr der Ringe“. Kostümiert sitzen auch die anderen Jecken vor dem heimischen Monitor.
„Jetzt geht’s los, Vorhang auf und Bühne frei“, singen die Höhner aus der Konserve. „Ich freue mich wahnsinnig, dass Ihr alle hier seid“, sagt Emschermann zur Begrüßung bei Skype. Im Film werden Bilderstrecken aus coronafreien Zeiten gezeigt, als die Fuhlenbrocker Narren die Sessionen in vollen Zügen genießen. Immer wieder unterlegt mit bekannten Stimmungsliedern.
Auch schiefe Töne gehören bei der virtuellen Party dazu
Zwischendurch hält Emschermann manchmal den Film an. Dann gibt es kleine selbst gedrehte Sketche der Mitglieder und Auftritte der Tanzgarden zu sehen. Daheim sind die Narren aus dem Häuschen. In den Videofenstern wird getanzt, applaudiert und gefeiert. Außerdem werden eine Büttenrede vorgetragen und das beste Kostüm prämiert.
Dann kommt die Zeit der schiefen Töne. Der Vorsitzende singt das neue Vereinslied „Zehn kleine Fuhlennarren“ aus der Feder der zweiten Vorsitzenden Marika Fischer. Damit nicht alle 50 Vereinsmitglieder im Video-Chat gleichzeitig über ihr Mikrofon das Lied anstimmen, übernimmt er stellvertretend für die Gruppe den Part. Schon vorab entschuldigt er sich für sein fehlendes Gesangstalent. „Jetzt kommt der schlimmste Teil der Party für euch und für mich“, scherzt er. Alle haben Zuhause den Text zwar parat, können demzufolge in den eigenen vier Wänden mitsingen, aber das Mikrofon bleibt stumm. „Neun kleine Fuhlennarren machten Party bis in die Nacht, bei einem ging der Akku aus, da waren’s nur noch acht“, singt Emschermann.
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Erst 2018 gegründet
Die Fuhlenbrocker Narren sind ordentliches Mitglied im Festkomitee Bottroper Karneval, Bund Ruhr-Karneval und im Bund Deutscher Karneval. Gegründet wurde der Verein im Juni 2018. Mit Heiko I. und Sonja I. stellten sie in der Session 2018/19 das 52. Stadtprinzenpaar.
Mehr Informationen unterwww.fuhlenbrocker-narren.de oder www.facebook.com/fuhlenbrockernarren
Zugegeben, als Vorsitzender macht er eine deutlich bessere Figur. Das sehen auch Vereinsmitglieder so und nehmen die Aktion mit Humor: „Christoph, leider kommst du heute nicht in den Recall. Tut mir leid“, schreibt ein Jeck, in Anlehnung an die RTL-Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“, als Nachricht in den Chat. Nach der letzten Strophe sagt Emschermann: „Ich entschuldige mich. Das Lied ist genial, aber nächstes Mal holen wir uns einen richtigen Sänger.“ Wie alle Bottroper Karnevalisten hoffen auch die Fuhlenbrocker Narren, dass sie die nächste Session wieder wie gewohnt leibhaftig und nicht virtuell feiern müssen.